Von Charme und Gradlinigkeit positiv überrascht
Weinbruderschaft Rheinhessen besuchte Öko-Weingut
Erfahrung und Sachverstand sind nötig, um die 2017er Jungweine richtig beurteilen zu können. Öko-Winzer und Dipl.-Ing. Alexander Hoos kredenzte einer knapp 40-köpfigen Delegation der Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen seine Weine aus dem Fass.

Foto: Bettina Siée
Der Maschinenbau-Mechaniker Alexander Hoos skizzierte seinen Weg zum Winzer. Nach Fachabitur und Studium in Geisenheim sei er 2009 als Partner ins Sulzheimer Weingut Frey eingetreten, das er 2012 zusammen mit seiner Frau Stefanie übernommen habe. Die Rebfläche wurde von sieben auf elf Hektar rund um Sulzheim ausgebaut, die seit 2012 biologisch bewirtschaftet werden.
Wie gut der Öko-Betrieb mit den Folgen des Spätfrostes am 20. April und anderen Wetterkapriolen des Jahres 2017 zurechtgekommen ist, ließen die beiden Silvaner mit kraftvoller Säure erkennen, von denen der erste als Liter- oder Basiswein und der zweite eher als spät gelesene Selektion angelegt war. „Außer Schwefel, vielleicht auch noch zu wenig davon, haben diese Weine noch nichts gesehen“, machte der Winzer deutlich. Ende Februar beginne man mit dem Filtrieren, um die Weine dann im April abzufüllen, erklärte er. Mit Scheurebe und Bacchus zeigte Hoos aromatische Sorten, für die es durchaus Abnehmer gebe.
Bei einem Betriebsrundgang zeigte der Winzer seinen ebenerdig zugänglichen Keller mit kühlbaren Edelstahltanks für 100 000 Liter und das für 100 000 Flaschen dimensionierte Lager samt dem angegliederten Maschinenraum mit Vollernter und Planwagen.
Jährlich werden 25 000 Flaschen Wein direkt vermarktet, der größte Teil der Produktion werde als Most oder Fasswein abgesetzt, erklärte Hoos. Seine Frau Stefanie, die 2007/ 08 unter ihrem Mädchennamen Ohl als Weinkönigin Rheinhessen repräsentierte und im Weingut ihr Wissen als Diplom-Betriebswirtin einbringt, kümmerte sich um den Ausschank der Weine. Nach der eindrucksvollen Verkostung der Jungweine, die ihr volles Potenzial erst nach weiterer Reife, nach dem Filtern und Abfüllen entfalten werden, bilanzierte Brudermeister Otto Schätzel den spannenden Abend: „Der 2017er ist besser als sein Ruf.
Der 2017er Jahrgang ist besser als sein Ruf
Wir haben im Herbst mit geringeren Qualitäten gerechnet, jetzt werden wir durch Charme, Säure und Gradlinigkeit überrascht.“ Die Verkostung von Fassweinen sei für die Weinbruderschaft reizvoll, weil dabei die Winzer aus dem Nähkästchen plauderten. Die Architektur des Kelterhauses sei ästhetisch gelungen und stehe für eine gute Energiebilanz. Durch optimale Gestaltung der Abläufe werde ein ratioÂnales und qualitätsorientiertes Arbeiten gewährleistet.
Norbert Krupp – LW 8/2018