Was kann man gegen Dickmacher tun?

Hierzulande gelten 62 Prozent der Männer, 47 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Kinder als übergewichtig. Ernährungsmitbedingte Erkrankungen sowie die Folgekosten sind immens. Immer wieder gibt es daher von politischer Seite Versuche, dieses Gesundheitsproblem in den Griff zu bekommen. Derzeit will das Bundesernährungsministerium den Dickmachern in Fertiggerichten mit der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“ an den Kragen: Die Lebensmittelindus­trie ist aufgefordert, Zucker-, Fett- und Salzgehalte in ihren Fertigprodukten Schritt für Schritt (bis 2025) zu reduzieren. Verbraucherschützer und die Opposition kritisieren an der Reduktionsstrategie, dass die Rezepturveränderungen auf freiwilliger Basis erfolgen sollen. Die Lebensmittelhersteller müssten vielmehr zur Zucker-, Fett- und Salzreduktion gezwungen werden.

Im Kampf gegen das Ãœbergewicht fordern Verbraucherschützer schon seit Langem Farbsymbole, die auf einen Blick erkennen lassen, welches Produkt gesund und welches eher ungesund ist. Als nachahmenswert wird nun das in Frankreich eingeführte „Nutri-Score-System“ gefordert. Dieses basiert auf der Beurteilung des Gesamtnährwertes eines Lebensmittels. Eine fünfstufige Farbskala auf der Vorderseite von Lebensmittelpackungen zeigt von „A“ auf dunkelgrünem Feld die günstigste bis zu einem roten „E“ die ungünstigste Bewertung des Produktes an. Das System soll Verbraucher dazu anregen, sich beim Ein­kauf für gesündere Lebensmittel zu entscheiden, und Herstellern einen Anreiz bieten, gesündere Varianten auf den Markt zu bringen. Es ist leicht verständlich, wenn auch sehr plakativ. Allerdings werden damit auch „bildungsferne“ Schichten erreicht.

Aber auch am Nutri-Score-Label gibt es Kritik: Die Ampelfarben können fehlinterpretiert werden. So erhält ein Räucherlachs den Nutri-Score „rötliches D“, hingegen ein Fertiggericht Spaghetti Bolognese ein „grünes B“. Soll man also lieber das Fertiggericht als den gesunden Lachs essen? So einfach ist das nicht. Innerhalb gleichartiger Produkte macht der Vergleich Sinn, darüber hinaus können die Angaben irreführen. Unterm Strich kann jedoch diese einfache Visualisierung von Nährwerten auf Lebensmitteln eine Orientierung beim Lebensmitteleinkauf sein.

Stephanie Lehmkühler – LW 4/2019