Es wird nicht einfacher im Mais
DMK-Tagung diskutierte engere Maisfruchtfolgen
Die massive Ausweitung der Anbauflächen mit teilweise deutlich höheren Fruchtfolgeanteilen sowie der Klimawandel machen den Pflanzenschutz bei Körner- wie bei Silomais anspruchsvoller. Das bezieht sich auf die Unkraut- und Ungrasbekämpfung ebenso wie auf die tierischen und pilzlichen Schaderreger. So das Fazit der diesjährigen Pflanzenschutztagung des Deutschen Maiskomitees (DMK) in Offenburg.
Zu der zweitägigen Veranstaltung, die das DMK gemeinsam mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) ausrichtete, waren Pflanzenschutzexperten aus Wissenschaft, Beratung und Industrie nach Offenburg angereist. Ein ideales Umfeld für das Exkursionsprogramm mit Versuchs- und Praxisschlagbesichtungen bot der zentral in der südbadischen Oberrheinebene gelegene Ortenaukreis, wo der Körner- und Silomaisanbau mit insgesamt rund 13 000 ha beziehungsweise 2000 ha einen Anteil von zirka 54 Prozent an der Ackerbaufläche einnimmt.Hier spiegele sich fokussiert – so der Offenburger Landwirtschaftsamtleiter Dr. Rainer Moritz – die sich verschärfende Problematik des Maisanbaus wider: Nämlich seine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Landwirte wie für die nachgelagerten Vermarktungs- und Verarbeitungsbetriebe einerseits, andererseits die zunehmenden Probleme beim Pflanzenschutz (Maiswurzelbohrerbefall, schwer bekämpfbare Unkräuter, Pilzbefall) bei gleichzeitig abnehmender Akzeptanz der Bevölkerung.
Entsprechend breit gefächert war das Vortragsprogramm am Folgetag, das vom Fungizideinsatz in Mais über die chemische Unkrautkontrolle bis hin zur Maiszünsler-, Drahtwurm- und Fritfliegenbekämpfung reichte. Den meisten Raum nahm dabei das derzeit viel diskutierte Thema Pilzbefall in Mais und das neue, offensichtlich kurz vor der Zulassung stehende Fungizid Retengo Plus ein (entsprechender Beitrag folgt in der nächsten LW-Ausgabe).
Unkrautauftreten verändert sichAber auch das Thema Unkrautbekämpfung gewinnt neue Aktualität. So machen zunehmend schwer bekämpfbare neue Wurzelunkräuter wie zum Beispiel das Erdmandelgras, aber auch die bekannten Unkräuter oder bisherige Nischenarten, die infolge der zunehmenden Anbauintensität oder der Klimaerwärmung ihr Auftreten teilweise sehr schnell ändern, den Maiserzeugern zu schaffen.
„Die standörtliche Unkrautflora wird sich unweigerlich an eine steigende Anbauintensität anpassen. Zunehmende Besatzdichten von Samenungräsern, insbesondere Hirsen, und nicht zuletzt klimabedingt verstärkt auftretende Problemunkräuter stellen künftig die größte Herausforderung bei der Unkrautbekämpfung im Mais dar“, bekräftige Klaus Gehring von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Dabei werde der Trend zu Mulch- und Direktsaatverfahren auch neue Pflanzenschutzverfahren erfordern.
Strohmulch hemmt die Verunkrautung bei direkt gesäten Ackerbohnen
Bei Ackerbohnen bringt die Direktsaat keine wirtschaftlichen Einbußen gegenüber der Bodenbearbeitung mit Pflug, wenn die häufig problematische Verunkrautung der Bestände durch eine Auflage mit Strohmulch eingeschränkt wird. Das geht laut Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) aus aktuellen Forschungsergebnissen der Universität Bonn und des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) hervor.
Gegen mehrjährige Unkräuter ist die Wirkung nicht ausreichendMit insgesamt 6 t Strohresten pro Hektar könnten Samenunkräuter in direkt gesäten Ackerbohnen effizient unterdrückt werden. Gegen mehrjährige Unkräuter sei die hemmende Wirkung des Strohmulches dagegen nicht ausreichend.
Wie die BLE betonte, konnte in der Untersuchung nicht eindeutig festgestellt werden, dass der Einsatz des Pfluges gegenüber der Direktsaat mit Strohabdeckung einen Mehrertrag bringt. Für reine Bio-Ackerbaubetriebe, die Stroh nicht als Einstreu benötigten und Ackerbohnen kostensparend und bodenschonend anbauen wollten, biete sich die pfluglose Bodenbearbeitung mit Strohmulch nach Einschätzung der Forscher schon heute an.
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Erschwerend komme hinzu, dass die regelmäßige Anwendung von maisspezifischen Herbiziden zu Resistenzproblemen führen könne und künftig entsprechende Resistenz-Managementverfahren erfordere. Ob oder in welchem Umfang sich das alles auf die Erzeugungskosten niederschlagen werde, lasse sich derzeit nicht sicher sagen.
Glyphosat gerät zunehmend in die KritikDie wirtschaftliche Bedeutung der chemischen Unkrautbekämpfung verdeutlichte Hendrik Garvert von der Universität Gießen am Beispiel des Wirkstoffes Glyphosat (Roundup). Vor allem in Nord- und Mitteldeutschland, und dort insbesonders für die konservierende Bodenbearbeitung, sei der Glyphosateinsatz eine Standardmaßnahme. In Folge von Resistenzentwicklungen würden bei einem Glyphosatverbot, wie es derzeit auf politischer Ebene diskutiert wird, die Deckungsbeiträge je nach Kulturart in den norddeutschen Küstengebieten um bis zu 36 Prozent zurückgehen, in Ostdeutschland um bis zu 27 Prozent und in Norddeutschland um etwa 3 Prozent.
Dessen ungeachtet gerät Glyphosat wegen seiner noch ungeklärten, möglicherweise negativen Umweltwirkung zunehmend in die Kritik. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Samstag kommt eine neue, noch nicht veröffentlichte Studie der Universität Leipzig zu einem alarmierenden Ergebnis. Danach wurde in fast allen untersuchten Urinproben von Menschen, Nutz- und Wildtieren Glyphosat nachgewiesen.
Da noch unklar sei, wie sich der Wirkstoff auf den Stoffwechsel im menschlichen Körper auswirkt, gebe es zu dieser Problematik noch erheblichen Forschungsbedarf. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz hat sich der Glyphosatverbrauch in Deutschland seit Ende der 90er Jahre auf zuletzt etwa 15 000 Tonnen pro Jahr fast verdoppelt.
Zunahme der tierischen Schaderreger in MaisMit Sorge sehen die Maiserzeuger auch die Zunahme der tierischen Schaderreger in Mais. Stefania Kupfer vom Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg verwies darauf, dass auch Schädlinge wie Getreidehähnchen, Thripse, Spinnmilben und Schnecken den Mais zunehmend als Wirtspflanze nutzen, allerdings ohne bislang wirtschaftliche Schäden verursacht zu haben – ganz im Gegensatz zu dem ebenfalls zunehmenden Befall mit Maiszünsler, Blattläusen, Fritfliegen, Drahtwürmern und Erdraupen.
Ringversuche in den Jahren 2010 und 2011 belegen laut Kupfer, dass sich mit Insektiziden die Zünslerschäden unter der wirtschaftlichen Schadschwelle halten lassen, wobei das Mittel Coragen die besten Wirkungsgrade erzielte. Der Maiswurzelbohrer, der in Bayern und vor allem in Südbaden seit Jahren auftritt und hier die Ausweisung von so genannten Eingrenzungsgebieten mit entsprechenden Fruchtfolgeeinschränkungen (maximal zweimal Mais in drei Jahren auf derselben Fläche) zur Folge hat, spielt im Norden – noch – keine Rolle.
Neue Nützlinge und Beizen sind in ArbeitAlternativ zum Insektizideinsatz hat sich vor allem in Süddeutschland mit einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von rund 75 Prozent die biologische Maiszünslerbekämpfung mit Schlupfwespen, dem Eiparasiten Trichogramma etabliert, nicht zuletzt auch wegen der Förderung in Baden-Württemberg über das MEKA-Umweltprogramm. Nach den Ausführungen von Dr. Bernd Wührer von der AMW Nützlinge GmbH in Pfungstadt arbeitet man mit Nachdruck daran, „neue“ Parasiten zu finden und zu züchten, die die Larven der Zünsler zum Absterben bringen können.
Ein neues Beizmittel namens Sonido zur Bekämpfung von Drahtwurm und Fritfliege kündigte Bernhard Galster von Bayer Crop Science an. Die Zulassung wird Anfang 2013 erwartet. Der verwendete Wirkstoff Thiacloprid wird bereits als Spritzmittel gegen saugende und beißende Insekten im Raps-, Kartoffel- und Obstbau eingesetzt.
Anton Rösch