Die Energiewende am richtigen Ende anpacken

Das Hin und Her um den Klimaschutzplan der Bundesregierung zeigt, wie lang der Weg zu einer klimaneutralen Energie­erzeugung noch ist. 2015 wurde in Paris das Weltklimaabkommen unterzeichnet, das jeden Staat verpflichtet, einen Klimaschutzplan mit konkreten Maßnahmen zu verabschieden. Deutschland will bis 2050 „weitgehend treibhausgasneutral“ werden.

Dass Umweltministerin Hendricks jetzt fast ohne einen solchen Plan zum Klimagipfel nach Marrakesch gereist wäre, lag vor allem an Wirtschaftsminister Gabriel, der seine schützende Hand über die Kohlenutzung legte. Im jetzt doch noch beschlossenen Papier steht, dass die Reduzierung der hochklimaschädlichen Kohleverstromung so gestaltet werden soll, dass Strukturbrüche vermieden werden.

Eine ebensolche Aussage zur Landwirtschaft würde man sich auch wünschen, denn hier sind die Brüche schon seit Jahren offensichtlich. Dennoch sollen die Bauern nach allen bisher geleisteten Anpassungen nochmals ihren CO2- Ausstoß um rund ein Drittel senken. Dabei laufen heute schon Traktoren mit AdBlue und die Düngebilanzen wurden deutlich nach unten gedrückt – aber all das kostet.

Was aber hat zum Beispiel die hochtechnisierte deutsche Autoindustrie bisher vorzuweisen? Nichts als Lug und Trug! Obendrein sind die höchstbezahlten Automanager dabei, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu verspielen, denn der Elektroantrieb ist eindeutig die Zukunft, und hier sind heute ganz andere Akteure führend.

Aber wo soll der regenerative Strom für die Elektromobilität herkommen? Gegen die immer monströseren Windkraftanlagen wird allerorten demonstriert und mit dem Netzausbau oder der Speicherfähigkeit von Wind- oder Solarstrom ist es auch nicht weit her.

Hier sind dezentrale Biogas-Konzepte nach wie vor die Lösung. Dass die Hersteller und Betreiber hier ihre Hausaufgaben machen, zeigen Beispiele innovativer Substrate zur Biogaserzeugung (S. 8). Nur muss die Politik endlich die Weichen richtig stellen und sollte nicht durch das Ausbremsen der Bioenergie ihre eigenen Ziele gefährden.

Karsten Becker – LW 46/2016