Die Erfahrung des Landwirtes bleibt unverzichtbar

„Digitaler Feldtag“ am Zweilindenhof in Hohenstein

Mitten im Taunus hatten Betriebsleiter Thorsten Reim sowie die Landtechnikhersteller Fritzmeier, Köckerling und Geoprospectors zu einem „digitalen Feldtag“ geladen. Nach kurzen Vorträgen wurden die Lösungen zur teilschlagspezifischen Flächenbewirtschaftung auf hofnahen Schlägen vorgstellt.

Mit dem witterungsunabhängigen Isaria-Sensor von Fritzmeier können Bestände während der Überfahrt auf ihren Ernährungszustand hin überprüft und bedarfsgerecht versorgt werden.

Foto: Becker

Betriebsinhaber Torsten Reim bewirtschaftet im Taunus auf 290 bis 400 m Höhe 270 ha Ackerland. Bei einer mittleren Jahrestemperatur von 7,5 °C und 650 mm Jahresniederschlag baut er Getreide und Raps an. Die Bodenwertzahlen liegen zwischen 20 und 80 (Ø 48) und die langjährigen Erträge für Raps bei 42 dt/ha, für Winterweizen bei 86 und für Wintergerste bei 81 dt/ha. Auf 200 ha führt Reim Lohnarbeiten in Pflanzenschutz und Düngung aus. Außerdem lagert der Betrieb rund 700 m3 Gärreste einer Biogasanlage, die, wenn möglich, teilflächenspezifisch ausgebracht werden sollen.

Die von Reim bewirtschafteten 185 Schläge sind im Schnitt 2,30 ha groß. „Manche aber auch nur einen halben Hektar. Das hier durch eine Teilschlagbewirtschaftung mögliche Einsparpotenzial hat mich schon früh dazu veranlasst, in diesen Bereich zu investieren“, so Thorsten Reim. Wie er in seinem Vortrag darlegte, wurde 2007 seine Amazone-Spritze mit einer GPS-gestützten automatischen Teilbreitenschaltung nachgerüstet. „Die Einsparungen mit diesem GPS-switch-System waren bei vielen kleinen Schlägen enorm; ich konnte den Pflanzenschutzmitteleinsatz um etwa 10 Prozent reduzieren“, stellte Reim fest. Mit einer Lemken-Sirius-10 mit Einzeldüsenschaltung konnten Ãœberlappungen dann nochmals reduziert werden.

Jede Menge bunte Karten

Seit 2008 wird mit einer Köckerling Ultima mit Quantron-E-Bedienkonsole und hydraulischem Säradantrieb ausgesät. Damit ist eine Teilflächenaussaat nach Karte möglich. Im Winterweizen ergeben sich damit Unterschiede innerhalb eines Schlagen von 145 bis 290 Körner/m2 anhand der hinterlegten Ertragskarten. Diese werden seit 1995 mit einem John-Deere-C670i-Mähdrescher erstellt. Reim betonte hierzu: „Der Drescher muss exakt kalibriert werden, wenn man eigene Ertragspotenzial-Karten verwenden will.“ Entscheidend für eine engmaschige Teilschlagsbewirtschaftung sei das Zusammenfügen der vielen verschiedenen Karten (Map overlay) wie etwa Ertragskarten, Karten zur Leitfähigkeit, Luftbilder, Bodenwerte, Bodenkartierungen und – ganz wichtig – die Erfahrungen des Bewirtschafters.

Als Ziele teilflächengenauer N-Düngung nannte Reim:

  • mehr Ertrag mit angepasstem Aufwand
  • weniger Stickstoff und homogenere Bestände
  • schnellere und leichtere Ernte (Harvest smart)
  • Umweltschonung (bessere N-Verteilung, weniger Auswaschungsverluste)
  • bessere Qualität (höhere Rp-Gehalte und auch höhere Ölgehalte)
  • niedrigere N-Bilanzen (neue Düngeverordnung)
  • wirtschaftlichere Lösungen im Vergleich zu „betriebsüblich“ und ein-
  • fachere N-Strategien mit Ein-/Zweimaldüngung (wir setzen auf stabilisierten Alzon-Dünger und geben beim Raps alles in einer Gabe).

Versuchstätigkeit am Zweilindenhof

Thorsten Reim führt mit der eigenen und auch der Technik verschiedener Hersteller Versuche auf seinen Praxisflächen durch. Beispielsweise einen Exakt Versuch mit Alzon 25/6 (stabilisierte Stickstoffdünger-Lösung mit Schwefel), der die Möglichkeiten eines aktiven optischen Isaria-Sensors von Fritzmeier aufzeigen soll. In Wintergerste lag der hierbei ermittelte Mittelwert der unbehandelten Kontrolle bei 50,8 dt/ha. Zwei betriebsübliche Gaben á 180 kg N lieferten im Schnitt 91,7 dt/ha.

Die über den Isaria-Sensor gesteuerte Düngung brachte im Mittel bei einer Ãœberfahrt 90,2 dt/ha, allerdings mit einem Aufwand von nur 165 kg N/ha. Im Winterweizen bestätigte sich das Ergebnis, dass mit deutlich weniger N-Aufwand ein gleichhohes Ertragsniveau erzielt wird. Versuche im Raps haben gezeigt, dass sensorgestützte Biomassemessungen im Herbst und Frühjahr, die miteinander verrechnet werden, eine zuverlässige Datengrundlage für die Frühjahrsdüngung darstellen. „So konnten wir den N-Einsatz deutlich senken und die in der neue Düngeverordnung geforderten Bilanzwerte einhalten“, so Reim.

Thorsten Reims Fazit:

  • Parallel fahren mit automatischer Lenkung bei allen Bodenbearbeitungsgängen (säen, grubbern, scheiben, striegeln, mulchen usw.) funktioniert zuverlässig
  • Auch teiflächenspezifische Grunddüngung nach Zonen-Karten ist kein Problem mehr
  • Raps scannen im Herbst funktioniert nur, wenn man Karten richtig bewertet (bei uns wurden schon Falschberechnungen erstellt). Dann ist eine deutliche Senkung der Düngebilanz im Raps drin.
  • Ob ein Map Overlay sinnvoll ist, und wenn ja, welche, muss noch weiter untersucht werden
  • Der Herbstscan in Getreide ist vielversprechend.
KB – LW 18/2016