Die Ernte ist – immer noch nicht – abgeschlossen

Karsten Becker

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Ende August Zahlen zur diesjährigen Getreideernte vorgestellt und geht von einer mengenmäßig außerordentlich guten Ernte aus. So mancher Betriebsleiter wird sich in den letzten Wochen angesichts solcher Meldungen allerdings wie im falschen Film vorgekommen sein.

Immer wieder war auch in den verschiedensten Medien von der erfolgreich abgeschlossen Ernte 2014 in Deutschland zu hören und zu sehen, und dass die Bauern ja wohl diesen Sommer nichts zu meckern hätten. Das stimmt zum größten Teil, aber leider nicht überall.

In vielen Mittelgebirgsregionen ist die Ernte nämlich noch lange nicht durch und verzögert sich derzeit aufgrund der schlechten Witterung immer noch. Im LW-Gebiet sind schätzungsweise zwar über 90 Prozent des Winterweizens geerntet; einzelbetrieblich kann das aber in den weniger begünstigten Lagen ganz anders aussehen. Dort stehen teilweise noch bis zu einem Drittel der Flächen einzelner Höfe auf dem Halm.

Oft sind es gerade die größeren Betriebe, die aus Kapazitätsgründen auf besseres Erntewetter warten mussten – aber auch das ist nicht überall so. Insgesamt also zeichnet sich ein sehr unheitliches Bild ab.

Fakt ist, wer ausreichend Kapazitäten beim Mähdrusch, Transport sowie in der Trocknung und Lagerung vorhält, fährt unter solchen Umständen besser. Aber das gibt es natürlich nicht umsonst. Wer sich solche „Ãœberkapazitäten" spart, jetzt aber noch seine Frucht vom Acker retten muss, zahlt nun für Trocknung und Qualitätsverluste drauf.

Leider zieht eine so späte Ernte noch einen Rattenschwanz an Folgeproblemen nach sich. Beispielsweise kommt in den betroffenen Gebieten jetzt auch der Raps zu spät in die Erde; wie sich das auf dessen Ertrag auswirken wird, hängt von der nun folgenden Witterung ab und zeigt sich dann erst im kommenden Jahr.

 – LW 36/2014