Die ersten Käfer sitzen in den Startlöchern

Hinweise zur Bekämpfung von Rapsschädlingen 2014

Der Winter präsentierte sich bisher eher mild und unspektakulär. Ob es noch strenge Wintertage wie im Jahr 2013 geben wird, bleibt abzuwarten. Die Schädlinge werden jedoch ganz sicher auch in diesem Jahr wieder „rechtzeitig“ zur Stelle sein.

Gegen Rüsselkäfer sind Typ II-Pyrethroide noch immer voll wirksam.

Foto: landpixel

Zuerst wird der Zuflug der Rüsselkäfer (Gr. Rapsstängelrüssler, gefl. Kohltriebrüssler) erwartet. Zur Ermittlung der Bekämpfungsschwellen für Stängelrüssler werden Gelbschalen in 10 bis 20 m Entfernung vom Feldrand in den Schlägen aufstellen (etwa zwei bis vier Schalen je Fläche), sobald die Temperatur auf 10 °C ansteigt. Die Schalen werden zur Hälfte mit Wasser gefüllt und Spülmittel hinzugeben, um die Oberflächenspannung zu brechen. Dann werden sie in Höhe der Oberkante des Rapses platziert und laufend an die wachsende Bestandshöhe angepasst.

Die Rüsselkäfer kommen zuerst

Wenn innerhalb von drei Tagen fünf bis zehn Rüsselkäfer je Schale gefangen werden, ist der Behandlungstermin erreicht (s. Tab. 2, Schadschwellen von Rapsschädlingen). Wenn der Rapsglanzkäfer zu diesem Zeitpunkt noch nicht auftritt, können gegen Rüsselkäfer Typ II-Pyrethroide wie zum Beispiel Decis flüssig, Fury 10 EW, Karate Zeon, Nexide oder Fastac eingesetzt werden (s. Tabelle 4).

In der Regel finden sich in den Gelbschalen jedoch schon erste Rapsglanzkäfer als „Beifang“, gegen welche die Typ II-Pyrethroide wegen der weit verbreiteten Resistenz nicht mehr ausreichend wirken. In diesem Fall ist ein Typ I-Pyrethroid (Trebon 30 EC) einzusetzen. Ziel dieser ersten Bekämpfung ist es, die Rüssler auszuschalten und die ersten Rapsglanzkäfer mit zu erfassen.

Sollten Stängelrüsslern noch später auftreten (ab BBCH 51) bei gleichzeitig starkem Rapsglanzkäferbefall, kann eine Kombination von Pyrethroiden der Klasse II (zur späten Bekämpfung der Stängelrüssler) mit Avaunt oder Plenum 50 WG (zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers) sinnvoll sein. Dabei sind die Mischungspartner jeweils in voller Dosierung einzusetzen. In der Regel kommt diese Konstellation nur in Ausnahmejahren vor.

Rapsglanzkäfer folgen den Rüsselkäfern

Der eigentliche Haupttermin zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers ist das empfindliche Knospenstadium (ab BBCH 51). Wie schon erwähnt, treten in der Regel dann keine Stängelrüssler mehr auf. Zur Ermittlung der Bekämpfungsschwelle werden im Optimalfall an zehn Stellen im Feld die Haupttriebe von Rapspflanzen kontrolliert.

Die Anzahl der Käfer wird durch Ausklopfen der Pflanzen in ein Gefäß bestimmt und es wird der Mittelwert gebildet. Liegt dieser bei mehr als fünf Käfern je Pflanze, sollte eine gezielte Bekämpfung gegen den Rapsglanzkäfer erfolgen, wobei zu diesem Zeitpunkt ein Wechsel der Wirkstoffklasse durchzuführen ist, wenn das Typ-I-Pyrethroid schon zur Stängelrüsslerbekämpfung eingesetzt wurde.

Für einen Wirkstoffgruppenwechsel eignet sich das Mittel Plenum 50 WG aus der Gruppe der Pyridin-Azomethine. Die Behandlung mit dem Wirkstoff Pymetrozine führt beim Rapsglanzkäfer zu Lähmungserscheinungen und zu unkoordinierten Bewegungen (Wirkung auf das periphere Nervensystem). Die Käfer fallen von den Pflanzen und sind unfähig, diese wieder zu erklimmen – sie sterben. Ebenso kann auch Avaunt eingesetzt werden. Dieses Mittel mit dem Wirkstoff Indoxacarb, der zur Gruppe der Oxadiazine gehört, wirkt besonders gut gegen Rapsglanzkäfer, die resistent gegenüber Typ-II Pyrethroiden sind.

Plenum 50 WG sowie Avaunt haben eine B1-Auflage, sind damit bienengefährlich und daher nur frühzeitig im Knospenstadium zu spritzen, wenn noch keine Pflanzen, einschließlich Unkräuter, blühen. Wahlweise zu Plenum 50 WG und Avaunt, insbesondere wenn der Bekämpfungsrichtwert nicht weit überschritten ist oder auch wenn eine Folgebehandlung notwendig ist und schon einzelne Pflanzen oder auch Unkräuter blühen, kann auch ein nicht bienengefährliches Neonicotinoid (Biscaya, Mospilan SG) gespritzt werden. In den ersten drei Tagen nach der Behandlung sieht man oft noch lebende Rapsglanzkäfer, die aber geschädigt sind und nach Aufnahme des jeweiligen Wirkstoffes den Fraß rasch einstellen.

Dr. Dominik Dicke, RP Gießen, Pflanzenschutzdienst Hessen  – LW 7/2014