Auf fachliches Geschick und gute Organisation kommt es an
Agrarfinanztagung des VLF Nassauer Land in Limburg
Vorletzte Woche fand in Linter die diesjährige Agrarfinanztagung des Vereins Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen im Nassauer Land (VLF) statt. Klaus Merz, Vereinigte Volksbank und Albrecht Macke, Betriebswirtschaftliches Büro Göttingen, sprachen zum Thema: Ideen und Impulse zum Handeln im gedämpften Marktumfeld.“
Niedrige Produktionskosten und viel landwirtschaftlicher Sachverstand, das sind die beiden Grundpfeiler eines erfolgreichen landwirtschaftlichen Betriebs. Dies war die Botschaft, die der Agrarwissenschaftler und Unternehmensberater und Gesellschafter der Firma BB Göttingen, Albrecht Macke, mit nach Limburg brachte. Im Rahmen der vom VLF Nassauer Land und der Volksbank Rhein-Lahn-Limburg ausgerichteten veranstaltung unterlegte er seine mit betrieblichen Analysen. Macke stellte zunächst das Aufgabengebiet des BB Göttingen vor. „Wir sind eine 1958 gegründete land- und forstwirtschaftliche Unternehmensberatung, die rund 500 Betriebe in Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen betreut“, umriss er sein berufliches Tätigkeitsfeld.Foto: Johannes Koenig
Seinen Vortrag begann er Beschreibung der ökonomischen Zusammenhänge und machte deutlich: „Bei gleichen Standortbedingen beträgt der Unterschied im Erlös zwischen den erfolgreichen und den weniger erfolgreichen Betrieben beim Ackerbau 500 Euro pro Hektar, 10 Cent pro Kilogramm Milch, 10 Euro pro Ferkel bei der Sauenhaltung sowie 28 Euro pro Platz in der Schweinemast.“ Umgerechnet bedeutet das einen Unterschied von 50 000 Euro beim 100-Hektar-Betrieb, von 85 000 Euro bei 100 Kühen, 80 000 Euro bei 300 Sauen und schließlich 28 000 Euro im 1000er-Maststall. Eine Differenz, die ausschließlich auf das fachliche Geschick des jeweiligen Betriebsleiters, beziehungsweise auf die optimierten Abläufe im Betrieb zurückzuführen sei.
Günstiges Arbeiten in allen Größen möglich
„Günstiges Arbeiten ist in allen Betriebsgrößen möglich. Es ist nur eine Frage der Organisation“, betonte der Fachmann. Konkret bedeute das unter anderem eine Abwägung zwischen Eigen- und Fremdmechanisierung mit dem Ziel, den bestehenden Maschinenpark besser auszulasten. Das kann zum Beispiel durch das Abschließen von Bewirtschaftungsverträgen, durch Kooperationen sowie die Einrichtung einer Bruchteilsgemeinschaft erreicht werden. „In diesem Bereich liegen bei den meisten Betrieben die größten Einsparmöglichkeiten.“

Foto: Johannes Koenig
Mitarbeiter müssen motiviert sein
Ebenfalls eine Frage der OrgaÂnisation sind die Zeit- und Arbeitskosten des Personals. „Viele Firmen außerhalb der Landwirtschaft ermutigen ihre Mitarbeiter, durch VerbesserungsvorschläÂge zur ArbeitsÂprozessoptimierung mitzuwirken. Das können auch Agrarbetriebe tun“, lautete eine Anregung. Demnach sollte von jedem Mitarbeiter pro Jahr wenigstens ein Vorschlag kommen. Angesprochen wurde auch die Einsparung von Personal durch den Einsatz größerer Maschinen, durch weniger Handarbeit sowie der Automatisierung von Arbeitsabläufen. „Zu bedenken ist aber, der Technik wird heute viel abverlangt und sie nicht allmächtig, insbesondere da auch die Witterung eine Rolle spielt und am Ende des Tages muss sich die Ausgabe rentieren", warnte Macke vor unbedachten Investitionen. Ein Rat, der dann auch wieder das Kostenthema in den Vordergrund rückte – denn was nützen optimierte Arbeitsabläufe oder bessere Marktpreise, wenn mit dem Gewinn dann ein neuer Schlepper gekauft wird, der sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht rentieren kann?
Vor der nächsten Investition erst zu den Besten gehören
„Aber man muss mit dem Geld auch was machen, etwas gestalten“, lautete ein Einwand aus dem Publikum, der aber beim Unternehmensberater auf wenig Gegenliebe stieß: „Qualität steht vor Quantität. Größe ist nicht alles“, legte er seinen Zuhörern ans Herz. Diese konnten dann mit der Gewissheit nach Hause gegen, dass es immer Chancen für die guten Betriebe gibt, wenn sie denn die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen im Auge behalten und sich nicht der betriebswirtschaftlichen Wahrheit verschließen. Denn es gilt: „Der Einfluss des Unternehmers ist sehr groß, zwischen 60 und 80 Prozent des Erfolgs hängen von ihm ab.“
Dr. Koenig – LW 5/2017