Der Frust der Bauern
Der Frust bei den Bauern und im Berufsstand ist groß. Immer wieder gibt es Berichte, die die Tierhaltung, die Behandlung mit Tierarzneimitteln oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Ackerbau verzerrt oder falsch widergeben, manchmal mit der offenen Absicht, die Landwirtschaft zu diskreditieren. Nichtregierungsorganisationen und deren angebliche Agrarexperten sind die Ansprechpartner von Journalisten und nicht Fachleute von zuständigen Behörden oder der Forschung. In der Gesellschaft entfalten die Berichte ihre Wirkung.
Die Schärfe der Auseinandersetzung in der gesellschaftlichen Diskussion über die Art und Weise der landwirtschaftlichen Produktion hat zugenommen. Befeuert wird die Diskussion auch von den Grünen, die die Landwirtschaft zum Wahlkampfthema erklärt haben und eine Agrarwende fordern. Der Begriff muss und soll den Eindruck erwecken, das im Grunde alles falsch läuft in der Landwirtschaft. Für die Landwirtschaft, die kontinuierlich Innovationen und Verbesserungen in der Tierhaltung und im Ackerbau eingeführt hat, ist das frustrierend. Auch persönliche Angriffe bis zum Mobbing von Landwirtekindern haben offenbar zugenommen. Wenn die Bauern jetzt fordern, dass es Grenzen in der Diskussion geben muss, ist dies deshalb keine Zeichen von Paranoia, wie es Journalisten beschreiben, die sich bei der Medienschelte auf den Schlips getreten fühlen.
Der Bauerntag in Erfurt hat die Gefühlslage des Berufsstandes aufgezeigt. Der Bauernverband will nun mit noch stärkerer Öffentlichkeitsarbeit die moderne Landwirtschaft erklären und Verständnis wecken. Nötig ist dazu aber auch eine breite Unterstützung durch die Politik.
Cornelius Mohr – LW 27/2015