Gut geplant ist halb geerntet
Integrierte Maßnahmen zur Herbstbestellung
Die Zeit drängt, der Herbst steht vor der Tür und bald muss das Wintergetreide ausgesät werden. In der Regel findet die Aussaat von Wintergetreide von Mitte September bis Mitte November statt, kann sich aber auch unter Umständen bis in den Dezember hinziehen. Doch davor muss noch einiges getan und beachtet werden, um Fehler in der Bewirtschaftung zu vermeiden.

Foto: Dr. Fiedler
Ein Blick in den Boden lohnt sich immer
Langfristige anorganische Düngung kann zu einer erheblichen Versauerung des Bodens führen. Die Versauerung des Bodens wirkt sich auf die biochemischen Eigenschaften des Bodens aus und stellt somit ein großes Problem für die Pflanzenproduktion dar, denn saure Böden schränken nicht nur die Effizienz der Nährstoffnutzung ein, sondern wirken sich negativ auf das Pflanzenwachstum und den Ernteertrag aus.
Kalk ist der entscheidende Faktor, der für die Veränderung der WachstumsÂumgebung verantwortlich ist. Deshalb ist die wirksamste Strategie zur Abschwächung der Bodenversauerung und zur Erhöhung der Nährstoffverfügbarkeit im Boden die Kalkung, denn die jährlichen Kalkverluste durch Auswaschung, Neutralisation und Ernteentzug belaufen sich auf Ackerland, je nach Bodenart und Niederschlagsmenge, auf rund 300 kg bis 700 kg pro Hektar und müssen durch eine gezielte Substitution ausgeglichen werden.
Daher ist auch bei einem optimalen pH-Wert eine Erhaltungskalkung sinnvoll. Nicht zuletzt wird auch durch die Erhöhung des pH-Werts des Bodens durch diese Kalkung die mikrobielle Aktivität gefördert.
Wie intensiv soll der Boden bearbeitet werden?
Aber Boden ist nicht gleich Boden. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die Bodenstruktur zu werfen, um zu entscheiden, ob nun wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug, nichtwendende Bodenbearbeitung mit Grubber und Egge oder Direktsaat die beste Methode darstellt. Zwar setzen sich zunehmend konservierende und Minimalbodenbearbeitungsmethoden durch, um den Boden zu schonen und vor Verdichtung, Erosion, Verschlämmung und Verdunstung zu schützen, doch auch der Pflug hat immer noch seine Berechtigung, wo es sinnvoll erscheint.
Durch einen bedarfsgerechten Pflugeinsatz lassen sich nicht nur phytopathogene Pilze, Schadinsekten, Ungräser, Unkräuter, Mäuse und Schnecken gut kontrollieren, sondern auch eine unzureichende Nährstoffverteilung ausgleichen.
Stickstoff muss auf der Fläche bleiben
Insbesondere die Stickstoffversorgung hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Produktivität und somit auf den Ertrag von Wintergetreide. Doch rund sechzig Prozent der globalen Emissionen des Treibhausgases Distickstoffmonoxid (N2O) stammen hauptsächlich aus der Stickstoff (N)-Düngung. Eine effiziente Stickstoffaufnahme durch die Pflanzen und geringere Konzentrationen an anorganischem Stickstoff im Boden können die Treibhausgas-Emissionen verringern und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Neue Züchtungen nehmen mehr Stickstoff auf als ältere Sorten und tragen so zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen bei. Auch die Wechselwirkungen zwischen Aussaatmuster und Stickstoffdüngung beeinflussen die Treibhausgas-Emissionen ganz erheblich. Eine Optimierung der Aussaat kann daher die Treibhausgas-Emissionen zusätzlich reduzieren, die Stickstoffaufnahme verbessern und den Kornertrag steigern.
Durch die Aussaat von Wintergetreide in Bandsaat wird die intraspezifische Konkurrenz der Pflanzen um Wasser, Nährstoffe und Licht innerhalb der Reihe deutlich verringert und das Wachstum während der gesamten Entwicklung begünstigt. Durch die effizientere Stickstoffaufnahme sinkt auch die Stickstoffkonzentration im Boden deutlich. Dies spricht dafür, dass es möglich ist, sowohl hohe Erträge zu erzielen als auch die Treibhausgas-Emissionen wirksam zu senken.
Auch Unkräuter profitieren vom Klimawandel
Die Besonderheiten des Klimawandels, zu dem auch die Treibhausgas-Emissionen beigetragen haben, spiegeln sich in einer Verlängerung der Vegetationsperiode wider. Dies bringt jedoch nicht nur Vorteile für die Winterkulturen mit sich, sondern in gleicher Weise auch für ihre Konkurrenten. Deshalb sind aggressive und schwierig zu bekämpfende Ungräser und Unkräuter in Winterkulturen, die im Frühherbst, oft vor dem Auflaufen der Winterkulturen, auftreten, eine wesentliche Herausforderung. Vor allem aufgrund ihrer weit verbreiteten Herbizidresistenz wird die Bekämpfung zunehmend schwieriger.
Die Wechselwirkungen zwischen Wintergetreide sowie den Ungräsern und Unkräutern werden aber nicht nur durch die Witterungsverhältnisse, sondern auch durch die Bodentextur und den pH-Wert des Bodens beeinflusst.
Sortenmerkmale zur Unkrautunterdrückung
Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Wintergetreides gegenüber Ungräsern und Unkräutern und somit eine Reduzierung der ungras- und unkrautbedingten Ertragsverluste kann jedoch durch die richtige Sortenwahl erreicht werden. Sorten, die über eine schnelle Keimung und schnelles Wachstum mit hoher Biomasse und großer Blattfläche verfügen, haben einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Ungräsern und Unkräutern.
Merkmale wie die Bestockungsfähigkeit, die Anhäufung von Biomasse vor der Stängelstreckungsphase, die endgültige Pflanzenhöhe und die Morphologie der Fahnenblätter verbessern die Wettbewerbsfähigkeit von Wintergetreide gegenüber Ungräsern und Unkräutern zusätzlich. Darüber hinaus besteht oft ein positiver Zusammenhang zwischen den konkurrenzbezogenen Merkmalen und den produktionsbezogenen Merkmalen wie dem Kornertrag und dem Tausendkorngewicht.
Anbaumaßnahmen für eine bessere Konkurrenzkraft
Neben mechanischen und biologischen Bekämpfungsmaßnahmen eignen sich auch integrierte Unkrautbekämpfungsverfahren. Die Anbauplanung, wie etwa die Pflanzdichte, der Reihenabstand und die Ausrichtung, erhöht die Konkurrenzfähigkeit des Wintergetreides gegenüber Ungräsern und Unkräutern.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Konkurrenzfähigkeit von Wintergetreide gegenüber den Ungräsern und Unkräutern ist der Zeitpunkt des Auflaufens. Der sollte vor dem Auflaufen der Ungräser und Unkräuter liegen oder zumindest gleichzeitig mit ihnen erfolgen. Eine Verzögerung des Aufgangs von Ungräsern und Unkräutern bis zum Auflaufen des Wintergetreides erhöht die Konkurrenzfähigkeit des Getreides gegenüber den Ungräsern und Unkräutern sowie den Kornertrag des Getreides.
Aussaattermin, Aussaatdichte und Sortenwahl wirken weitgehend komplementär und ermöglichen in Kombination eine verbesserte Konkurrenzfähigkeit gegenüber Ungräsern und Unkräutern. Der relative Nutzen der Wahl einer wettbewerbsfähigeren Sorte nimmt jedoch bei späteren Aussaatterminen und höheren Bestandesdichten ab. Der Konkurrenzdruck herbizidresistenter Ungräser und Unkräuter auf Winterkulturen nimmt zu.
Das zeigt aber, dass Herbizide allein das Problem der Ungräser und Unkräuter nicht lösen können. Das Ziel ist es, das Feld bereits vor der Aussaat von Ungräsern und Unkräutern zu bereinigen. Dazu reichen oft einfache ackerbauliche Maßnahmen und die Einhaltung der Fruchtfolge aus.
Dr. Christian Robert Fiedler, Bad Camberg – LW 31/2025