Düngen gegen Unkräuter und tierische Schädlinge

Optimal versorgtes Grünland ist widerstandsfähiger

Zunehmende Probleme auf dem Grünland erfordern höhere Anforderungen an das Weidemanagement und die Grünlandbewirtschaftung. Der wirtschaftliche Erfolg in der Milchvieh-, Mutterkuhhaltung und Weidemast hängt maßgeblich von einem qualitativ hochwertigen Grundfutter ab. Einen großen Einfluss auf die Qualität und Zusammensetzung des Grünlands hat dabei die Düngung. Aber auch auftretende Weideparasiten wie Magen-Darm- und Lungenwürmer sowie tierische Schädlinge müssen in Schach gehalten werden.

Auf allen Flächen, die regelmäßig beweidet werden, ist mit einer Belastung durch Weideparasiten zu rechnen. Eine völlige Parasitenfreiheit ist auf Weiden nicht erreichbar. Entscheidend ist jedoch, die Belastung auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten.

Foto: AlzChem/Franzl

Einerseits kann ein gut organisierte Weidehaltung die Futterkosten senken, andererseits spielen auch gesundheitliche Aspekte eine immer bedeutendere Rolle. Eine Jungviehaufzucht auf der Weide wirkt sich im Hinblick auf Gesundheit, Konstitution und Langlebigkeit bei der späteren Milchkuh sehr positiv aus. Auch laktierende Herden sind immer mehr auf stallnahen Auslaufweiden zu sehen. Tierwohlaspekte und gesellschaftliche Akzeptanz, aber auch verstärkt die Vorgaben von Molkereien, sind die Gründe dafür.

Erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung geht einher mit erhöhter Aufmerksamkeit des Betriebsleiters in Bezug auf Weideplanung, Bestandszusammensetzung, Wettersituation und den erforderlichen Pflegemaßnahmen. Die dauerhafte Etablierung einer ertragreichen und strapazierfähigen Grasnarbe ist entscheidend für den Erfolg des Betriebes und einen gesunden Tierbestand

Optimierung der Düngung

Durch den Weidegang wird meist die Grünlandnarbe stark beansprucht und Weideparasiten wie Magen-Darmwürmer sind auf dem Vormarsch. Rinder strapazieren die Grasnarbe durch ihren starken Bewegungsdrang, sowie durch ihren Verbiss. Die Narbe wird lückenhaft, der Futterwert sinkt und viele wertvolle Gräser werden dadurch nach und nach verdrängt, und unerwünschte Beikräuter breiten sich aus.

Um das Jakobskreuzkraut dauerhaft vom Grünland fern zu halten, muss die Konkurrenzkraft der Gräser regelmäßig durch eine ausgewogene Düngung gestärkt werden. Um diese optimal zu gestalten, sollte eine schlagbezogene Düngerbedarfsermittlung vorgenommen werden. Im Betrieb anfallender organischer Dünger ist entsprechend anzusetzen und wenn notwendig mit Mineraldünger zu ergänzen.

Bei den Grundnährstoffen Kalzium, Phosphat, Kali und Magnesium sollten die Versorgungsstufe C angestrebt und Mangel-, sowie Überschusssituationen vermieden werden. In jedem Fall müssen die Vorgaben der Düngeverordnung beachtet werden. Eine ausgewogene Düngung ist essenziell, da sie Ertrag und Qualität, aber auch die Tiergesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere beeinflusst.

Parasiten und Schädlinge auf dem Grünland nehmen zu

Auf allen Flächen, die regelmäßig beweidet werden, ist mit einer Belastung durch Weideparasiten, vor allem mit Magen-Darmwürmern aus der Gattung der Strongyliden, zu rechnen. Eine völlige Parasitenfreiheit ist auf Weiden nicht erreichbar. Wichtig ist jedoch die Verseuchung mit Magen-Darm- und Lungenwürmern auf einem niedrigen Niveau zu halten. Nur bei geringem Druck können die Tiere ausreichende Abwehrkräfte entwickeln, die einen massiven Krankheitsausbruch verhindern. Latenter, nicht erkennbarer Befall führt bereits zu Leistungseinbußen von 10 Prozent, sowohl bei der Milch, als auch bei der Gewichtszunahme. Ebenso ist die obligatorische medikamentöse Parasitenbekämpfung bei geringem Infektionsdruck der Weide wesentlich erfolgreicher und sicherer.

Die besten Erfolge in Bezug auf Weidegesundheit lassen sich im Frühjahr erreichen. Dabei sollten sich die Maßnahmen auf jene Flächen konzentrieren, von denen das größte Risiko ausgeht. Hierzu zählen beispielsweise Flächen, die bis in den Herbst hinein als Kälberweiden gedient haben. Aber auch bei hofnahen Weiden ist mit einer erhöhten Belastung durch Wurmlarven zu rechnen.

Auf einen Blick

Die Erhaltung eines optimalen Wiesen- und Weidenbestandes stellt oft hohe Anforderungen an das Betriebsmanagement.

Neben der Sicherstellung einer ausgewogenen Pflanzenernährung, die auch der Düngeverordnung genügen muss, kann der Landwirt auch Einfluss auf die Zusammensetzung und Schmackhaftigkeit des Grünfutters sowie auf die Gesundheit der Tiere nehmen.

Eine Düngung mit Kalkstickstoff trägt dazu bei, die Weidegesundheit zu verbessern und hochwertiges Futter zu erhalten. Der Bestand von Magen-Darm- und Lungenwürmer-Larven auf der Weide wird erheblich verringert und die Tiere bleiben gesund.

Biebinger

Generell gilt die Regel, dass auf feuchten Weiden die Verseuchung tendenziell größer ist als auf trockenen Standorten. Dies liegt daran, dass die Larven und Leberegel im feuchten Milieu wesentlich besser überleben können.

Versuchsergebnisse des Lehr- und Forschungszentrums für Landwirtschaft in Raumberg-Gumpenstein, Österreich bestätigen die Wirkung der Düngung auf Parasitenlarven. In einem Versuch hat man dort die Wirkung von kohlensaurem Kalk, Branntkalk, sowie Kalkstickstoff auf die Parasitenlarven im Boden untersucht.

Einsatz von Düngemitteln und ihre Wirkung auf Parasiten

Zuerst wurde im genannten Versuch eine definierte Menge lebender Infektionslarven auf die mit Gras bewachsenen Gefäße ausgebracht. Die Ausbringung von kohlensaurem Kalk hatte aufgrund dessen langsamer Wirkung keine nennenswerte Auswirkung auf die Überlebensrate der Parasitenlarven. Die Zahl der gefundenen Larven eine Woche nach der Düngung mit Branntkalk beziehungsweise Kalkstickstoff waren jeweils um über 60 Prozent geringer gegenüber der ungedüngten Kontrolle. Zwei Wochen nach der Düngung waren die Larven bei Branntkalk-Düngung um 90 Prozent vermindert. Bei der Kalkstickstoffvariante konnten sogar überhaupt keine lebenden Larven mehr gefunden werden.

In einem zweiten Versuch sollte geprüft werden, ob die Dünger auch einen Einfluss auf die Eier der Parasiten haben, welche im Kot der Tiere auf die Fläche gelangen. Hierzu wurden Exkremente homogenisiert und jeweils gleiche Teilmengen auf die Gefäße aufgegeben. Eine Woche nach der Anwendung war die Anzahl der gefundenen Larven nach Branntkalk-Düngung um 14 Prozent niedriger als auf der Kontrolle, nach Kalkstickstoff-Düngung konnten wiederum keine lebenden Larven mehr gefunden werden. Vierzehn Tage nach der Anwendung lag die Reduktion der Larven für Branntkalk bei 88 Prozent und für Kalkstickstoff bei 93 Prozent.

Neben den Parasiten spielen zunehmend weitere tierische Schädlinge auf dem Grünland eine große Rolle. Dazu zählt auch die Wiesenschnake, die oft an Südhängen aufzufinden ist. Die daraus entstehende Larve Tipula führt zu erheblichen Schäden im Grünland. In den letzten Jahren haben auch die Schäden durch Engerlinge (Larve des Junikäfers) zugenommen. Grünlandschäden bis zu 100 Prozent waren keine Seltenheit. Bei Engerlingbefall gesellten sich oft auch Wildschweine dazu, die ihren Eiweißbedarf durch schmackhafte Larven abdeckten und dabei die Grünlandfläche regelrecht „umpflügten“. Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten bei Engerlingen sind derzeit nicht auf dem Markt. Somit stellt sich die Frage: Was können wir tun?

Weidegesundheit mit Kalkstickstoff

Durch die ausgewogene, stabile Stickstoffversorgung und die intensive Kalkwirkung wird eine dichte, strapazierfähige Grünlandnarbe gefördert. Gleichzeitig wird somit eine artreiche Bestandszusammensetzung wertvoller Untergräser gefördert, und die Bodenstruktur verbessert.

Die Kalkstickstoff-Düngung kann aber auch einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Infektionskreislauf von Eingeweideparasiten zu unterbrechen. Leberegel, Lungen- und Magen-Darm-Würmer, Engerlinge und Larven der Wiesenschnake meiden die gedüngten Flächen. Dadurch wird das Grünland weniger attraktiv für Wildscheine, die von den eiweißreichen Larven angelockt werden.

Eine Düngung mit 300 bis 350 kg Kalkstickstoff zum Zeitpunkt der Forsythienblüte mit 14 Tagen Wartezeit bis zum Weideauftrieb, beugt somit einer Neuinfektion des Weideviehs mit Parasiten vor. Speziell gegen Engerlinge kann eine weitere Maßnahme im Sommer sinnvoll sein.

Kurt Biebinger, AlzChem Trostberg, Lande- sarbeitskreis Dügung – LW 7/2021