Ohne großen Aufwand Mähunfälle vermeiden

Rehkitzrettung in Nordhessen geht neue Wege

Seit 2017 unterstützt der Verein Kitzretter e.V. in enger Zusammenarbeit Landwirte und Jägerschaft bei der Grünlandmahd im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Das gemeinsame Ziel ist es, so viele Mähunfälle wie möglich zu verhindern.

Die Vergrämungsgeräte sind leicht aufzustellen.

Foto: Hecker

Statt auf Drohen setzt man hier auf die Vergrämung der Tiere. So konnten 2020 ohne jeden Überflug bei mehr als 150 Einsätzen über 4000 ha Grünfläche mit nur einer Handvoll Mähverlusten geschnitten werden. Zum Einsatz kommen Vergrämungsgeräte der Firma Naturtech Oberland, die optische und akustische Signale von sich geben. Für den Drohneneinsatz waren die gegebenen Zeitfenster zu klein und der Aufwand wiederum zu groß. Dank einer großzügigen Spende geht der Verein im Jahr 2021 mit über 500 Geräten (Stückpreis knapp 90 Euro) an den Start und es ist abzusehen, dass die ehrenamtlichen Helfer in diesem Jahr ihren Flächenrekord von 4 200 Hektar brechen werden.

Mehrere hundert Hektar pro Tag können vergrämt werden

Mit vereinten Kräften und optimierten Abläufen, schaffen es die Vereinsmitglieder, die Vergrämungsgeräte Tag für Tag einer Vielzahl von Hilfesuchenden zur Verfügung zu stellen. Dank dem Eigenengagement der Landwirte und Jäger können die Kitzretter in Hochzeiten mehrere hundert Hektar am Tag vergrämen. Dies ist möglich, da die Geräte denkbar leicht einzusetzen sind und bei optimaler Positionierung bis zu 3 ha pro Gerät abdecken können. Der Verein empfiehlt aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, die Geräte nicht länger als 24 Stunden, aber mindestens über Nacht in der Fläche zu belassen. Entfernt werden sie erst direkt vor der Mahd, da die Ricken sehr schnell nach der Maßnahme mit ihren Kitzen in die Flächen einwechseln können. Zusätzlich verfügt der Verein über drei Handwärmebildkameras, die in kritischen Flächen zusätzlich zum Einsatz kommen.

Um lange Wege zu vermeiden, hat der Verein Abholstationen an verschiedenen Standorten eingerichtet, beispielsweise auch bei den Kreisbauernverbänden. Hier können sich die Landwirte und Jäger die Geräte kostenlos abholen. Beim Erst­einsatz bietet der Verein zusätzlich weitere Unterstützung und Beratung an. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass eine effiziente Arbeit nur in Kooperation mit Landwirten und Jägerschaft erfolgen kann. Wie ein solches Modell aussehen kann, zeigen die Kitzretter mit ihrer Philosophie „Unterstützung statt Vorwürfe“.

Der Verein gibt seine Erfahrungen gerne an Interessierte weiter. Informationen zur Arbeitsweise der Kitzretter, den Vergrämungsgeräten und dem Verein selbst sind unter www.diekitzretter.de zu finden.

Daniel Hecker, Kitzretter e.V. – LW 17/2021