Wer die Gülle nicht ehrt, verkennt ihren Wert

Die Ausbringung von Gülle auf Äcker und Grünlandflächen wird angesichts der ausufernden Vorschriften immer mehr zur Quadratur des Kreises – und zum Spießrutenlaufen, weil „aufmerksame“ Bürger mittlerweile jede landwirtschaftliche Aktivität in der Landschaft mit Argusaugen beobachten.

All das verkennt den immensen Wert der Gülle, die als zentraler Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gesehen werden muss. Denn sie führt den landwirtschaftlichen Flächen nicht nur Stickstoff und das immer mehr in den Fokus rückende Phosphat wieder zu, sondern baut in den Böden auch Humus auf, was für eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit von größter Bedeutung ist.

Betrachtet man die Restriktionen, denen die Gülle-Lagerung und -Ausbringung heute unterworfen sind, könnte man fast den Eindruck gewinnen, es handele sich hierbei um gefährlichen Sondermüll – und das ist leider auch das Bild, das in der Öffentlichkeit entsteht. Das Gegenteil ist aber der Fall: Durch die bei der Gülledüngung eingesparten Mineraldüngermengen und den genannten Humusaufbau wird aktiver Klimaschutz betrieben.

Natürlich muss der wertvolle Wirtschaftsdünger auch dahin kommen, wo er gebraucht wird, und dazu stehen immer effektivere Ausbringungstechniken zur Verfügung. Welche davon unter verschiedenen Voraussetzung am besten geeignet sind, wird in unserem Schwer­punkt ab Seite 10 beleuchtet. Leider wird auch der Einsatz dieser Technik durch starre Ausbringungstermine unnötig eingeschränkt. Der Flächenbewirtschafter weiß aber immer noch am besten, wann er seine Schläge befahren und nutzbringend düngen kann.

Ein drängendes Problem der Güllenutzung stellt die immer größer werdende Entfernung zwischen Stall und Einsatzort dar, beziehungsweise auch der Export des braunen Goldes aus viehstarken Regionen. Hier stellt die Trennung von flüssiger und fester Phase durch Separations-Verfahren einen Lösungsweg dar, der den Transport von unnötigen Wassermengen deutlich verringert. Auch hierzu finden Sie einen Beitrag in unserem Schwerpunkt auf Seite 12.

Karsten Becker – LW 5/2019