Jetzt heißt es „Strecke machen“

Herbst und Winter sind Höhepunkte in der Jagdsaison: Wenn die Tage kurz sind und Feld und Wald trist erscheinen, sammeln sich die Jagdgesellschaften morgens in der kalten, frischen Luft zur Gemeinschaftsjagd. Treib- und Drückjagden zum Jahresende sind in ländlichen Regionen vielerorts eine Institution. Jäger und Landwirte haben vieles gemeinsam, sie arbeiten mit der Natur, nutzen diese und gehen in den allermeisten Fällen nachhaltig mit ihr um.

Gesellschaftsjagden sind weiterhin wichtig, auch wenn es in unserer kritischen Zeit viele besser wissen wollen und am liebsten die Jagd abschaffen möchten.

Bei einer gut organisierten Gemeinschaftsjagd wird binnen kurzer Zeit eine vergleichsweise hohe Jagdstrecke gemacht. Das Wild wird nur für wenige Stunden gestört, der Besatz gleichzeitig auf ein vernünftiges Maß gehalten. Die Regulierung des Wildtierbestandes durch die Jägerschaft ist gerade beim Schalenwild besonders wichtig. Dieses hat in unserer heutigen Kulturlandschaft keine Fressfeinde mehr. Eine übermäßige Wildschweinpopulation führt mancherorts zu hohen Wühlschäden auf dem Grünland, und ein hoher Rot- oder Rehwildbestand zu starken Schälschäden im Wald.

Eine Drückjagd hat der Jagdherr oft lange Zeit geplant. Er hat eine große Verant­wor­tung für den gemeinsamen Jagdtag. Kaum weniger seine Jagdgäste. Denn Gesellschaftsjagden sind nicht ungefährlich. Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft geht davon aus, dass sich circa zwei Drittel der Jagdunfälle bei Gesellschaftsjagden ereignen.

Sind die Jagdscheine der Schüt­zen überprüft worden, die Treiber mit Warnwesten ausgerüstet und an den Jagdhunden Signalbänder angelegt, erläutert der Jagdleiter der Gesellschaft den Ablauf der Jagd und wie die Trei­ben durchge­führt werden. Dazu gehört, auf welches Wild geschossen werden darf. Wichtig ist der Hinweis auf die Sicherheitsvorschriften. Alle müssen Bescheid wissen, wer welche Aufgabe hat. Der Schütze insbesondere darüber, wie er mit dem Gewehr in gefährlichen Situ­atio­nen oder im unwegsamen Gelände umzugehen hat. Erst wenn alles geklappt hat, kann mit Freude am Abend im Schein von Fackeln die Strecke verblasen werden.

Berthold Moennig – LW 49/2016