Im Herbst konnten etliche Maßnahmen nicht erfolgen
Frühjahrs-Herbizideinsatz im Winterraps
Die Unkrautbekämpfung im Winterraps sollte eigentlich im Herbst erfolgen. Die meisten Produkte sind für den Vorauflauf oder für den Einsatz im Keimblattstadium der Unkräuter beziehungsweise des Rapses vorgesehen. Ist der Raps einmal aufgelaufen und hat sich etabliert, hat er eine relativ starke Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Im vergangenen Herbst waren die Witterungsbedingungen sowohl für den Einsatz von Herbiziden als auch für die Etablierung des Raps sehr schwierig. So finden sich in diesem Frühjahr noch etliche Rapsschläge mit starker Verunkrautung. Was jetzt noch im Frühjahr möglich und notwendig ist, erläutert Nikolaus Schackmann vom DLR Eifel in Bitburg.

Foto: Schackmann
Schwierige Herbstbedingungen für die Herbizide
Viele Landwirte verzichteten gänzlich auf den Einsatz von Herbiziden, da nicht sicher war, ob der Raps überhaupt auflaufen beziehungsweise sich ausreichend vor Winter entwickeln würde. Dies alles hat zur Folge, dass man sich in diesem Frühjahr häufiger die Frage nach wirkungsvollen Herbizideinsätzen stellen muss.
Zu Beginn muss daher erst mal die Frage geklärt werden, ob der Raps überhaupt eine ausreichende Bestandesdichte erreicht hat. Bei der Bestandesdichte reichen oft schon 10 Pflanzen/m2, wenn diese einigermaßen gleichmäßig über den Schlag verteilt sind. Neben der Bestandesdichte ist aber auch die Größe des Rapses zu berücksichtigen. Rapspflanzen, die sich gerade so über den Winter gerettet haben, vielleicht noch vier Laubblätter gebildet und die Größe einer 2-Euro-Münze erreicht haben, werden im Frühjahr keine Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern haben. Die Ertragserwartung solcher Bestände ist gering. Bei entsprechenden Alternativen ist hier ein Umbruch in Erwägung zu ziehen.
Nicht alle Unkräuter werden im Frühjahr erfasst
Sind die Bestände weit genug entwickelt und haben eine ausreichende Bestandesdichte, muss jedem Rapsanbauer klar sein, dass nicht alle Unkräuter mehr zu bekämpfen sind. Die zur Verfügung stehende Palette an Herbiziden ist klein und das Wirkungsspektrum dieser oft gering. Viele Unkräuter wie zum Beispiel Vogelmiere, Ehrenpreis und andere niedrig wachsende Unkräuter stellen zwar eine Konkurrenz gegenüber Nährstoffen und Wasser dar, behindern aber nicht die Ernte.
Anders sieht es bei den höher wachsenden Unkräutern wie Rauken, Kamille, Klettenlabkraut, Mohn oder Kornblume aus. Neben der Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht beeinträchtigen diese auch die Beerntung sehr stark negativ. Jedoch mangelt es hier, wie bereits genannt, an wirkungssicheren und verträglichen Herbiziden. Zur Verfügung stehen lediglich Produkte wie Lontrel 600, Lontrel 720 SG oder Vivendi 100, die den Wirkstoff Clopyralid enthalten, oder Effigo, das neben dem Clopyralid noch den Wirkstoff Picloram enthält.
Das Wirkungsspektrum der Clopyralid-haltigen Produkte beschränkt sich beim Einsatz im Frühjahr auf Distel, Knöterich, Kornblume, Kamille, Hundspetersilie und Leguminosen. Da es sich bei Clopyralid um einen reinen Kontaktwirkstoff handelt, müssen die zu bekämpfenden Unkräuter getroffen werden. Die beste Wirkung wird auf kleine Unkräuter erzielt. Eine Ausnahme stellt hier die Distel dar. Sie sollte bei der Behandlung 10-15 cm groß sein.
Der Wirkstoff hat ähnliche Witterungsansprüche wie Wuchsstoffe. Es muss bei der Anwendung also Wachstum vorhanden sein. Die Temperaturen sollten deutlich über 10 °C liegen, besser 15 °C. Nach der Anwendung darf es keinen Frost geben. Auch die rel. Luftfeuchtigkeit muss beachtet werden. Diese muss über 60 % liegen. Zur Absicherung der Wirkung sollten diese Produkte im Frühjahr immer zusammen mit einem Netzmittel ausgebracht werden. Hierzu eignen sich unter anderem Hasten und Break-Thru. Dies ist nicht notwendig, wenn Lontrel zusammen mit Caramba oder Folicur ausgebracht wird.
– LW 8/2017