In Hessen genießt die Arbeit der Landwirte Anerkennung

Hof- und Erntedankfest 2015 im Rheingau-Taunus

Vorletzten Sonntag fand in Idstein-Wörsdorf das Erntedankfest 2015 des Kreisbauernverbandes Rheingau-Taunus statt. Begonnen wurde mit einem Hofgottesdienst. Danach gab es großes Rahmenprogramm für die ganze Familie.

Thomas Kunz (l.), Vorsitzender des KBV Rheingau-Taunus und HBV-Vizepräsident, dankt der Familie Schmidt als gastgebenden Landwirtschaftsbetrieb für das diesjährige Kreiserntedankfest. Weiterhin auf Bild zu sehen, von links: Gert Schmidt, Kristina Falke, Ralf Schmidt, Erika Schmidt und Jan Volkmar.

Foto: Theodor Merkel

Sein traditionelles Erntedankfest feierte der Kreisbauernverband in diesem Jahr auf dem Betrieb der Familie Ralf Schmidt in Wörsdorf. Der Gottesdienst wurde von Pfarrerin Heike Beck mit Unterstützung des Kirchenvorstands und musikalischer Begleitung durch die Wörsdorfer Sängervereinigung und die Musikgemeinschaft 77 gestaltet. Pfarrerin Beck ging in Predigt darauf ein, dass es die meisten Menschen, auch gerade sie als „Städterin“ für zu selbstverständlich nehmen würden, dass Lebensmittel rund um die Uhr verfügbar seien, bis hin zu Äpfeln an der Tankstelle. Dankbarkeit für eine Ernte gäbe es kaum noch, dabei habe 2015 vor Augen geführt, dass eine gute Ernte nicht von selbst komme, sondern das Können der Landwirte und Gottes Segen bedürfe. Stellenwert der Betriebe für den ländlichen Raum Ein musikalischer Beitrag der Landfrauen führte zu dem offiziellen Teil über. In ihren Grußworten gingen der Idsteiner Bür­germeister Christian Herfurth und Innenminister Peter Beuth auf die Bedeutung der Landwirtschaft für einen lebenswerten ländlichen Raum und für die Pflege der Kulturlandschaft, aber auch durch Engagement in den Vereinen für das dörfliche Leben ein. Minister Beuth betonte, dass die Landesregierung den Landwirten durch die schwierige Situation wegen der Trockenheit 2015 entgegengekommen sei und einen unbürokratischen der Steuerstundung bis zum Jahresende auf den Weg gebracht habe. Betriebsinhaber Ralf Schmidt dankte den Wörsdorfer Vereinen für die tatkräftige Unterstützung. In einem kurzen Abriss ging er auf die Geschichte des Betriebes ein, wie dieser sich als Mischbetrieb aus Landwirtschaft und Gastwirtschaft aus der beengten Ortslage zu einem modernen Ackerbaubetrieb mit Getreide-, Raps- und Zuckerrübenanbau entwickelt hat. Betriebsleiter Schmidt teilte mit, dass auch der landwirtschaftliche Betrieb in Zukunft wieder, wie der historische Betrieb den Namen „Nassauer Hof“ führe.

Aktuelle Situation der Betriebe geschildert

KBV-Vorsitzender und HBV- Vizepräsident Thomas Kunz gab zunächst einen Rückblick auf die Aussaat im Herbst 2014 und die Ernte 2015. Das Frühjahr 2015 war im Rheingau-Taunus-Kreis viel zu trocken. An der Wetterstation in Idstein wurde von Anfang April bis Mitte Juni nur ein Niederschlag von 53 Liter pro m² gemessen, dies sind deutlich mehr als 50 Prozent unterhalb der 116 Liter / m² im zehnjährigen Mittel, erläuterte Kunz.

So wie beim Futterbau die Erträge nach der Bonität der Böden und der lokal unterschiedlichen Niederschläge streuten, so fielen auch die Erträge bei Getreide und Raps mit sehr großen Unterschieden im Verbandsgebiet aus, so der HBV-Vize weiter.

Während im Rheingau-Taunus auf besten Böden die Erträge nur etwa 10 Prozent geringer als das mehrjährige Mittel waren, gab es auf ungünstigeren Standorten Rückgänge von 50 Prozent, wurde dargestellt.

Landwirte arbeiten besonders nachhaltig

Insgesamt könne man zwar von einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte sprechen, die große Missernte vergleichbar mit 1976 sei aber ausgeblieben. Dies führte Kunz darauf zurück, dass die Landwirte in der Region zielgerichtet binnen der letzten 30 Jahre die Bodenfruchtbarkeit deutlich gesteigert hätten. Besonders das Fördern des Bodenlebens, sprich des Regenwurmbesatzes, sei wichtig. Das gelinge auch mittels moderner Technik, wie einer bodenschonenden, pfluglosen Bodenbearbeitung beziehungsweise der Einbringung der Ernterückstände. Diese nachhaltige und humusfördernde Wirtschaftsweise mache sich in heißen Sommern, wie es dieses Jahr mit der mehrmonatigen Trockenpha­se deutlich wurde, besonders bemerkbar.

Das nachhaltige Wirtschaften stehe beispielhaft für die vielen Dinge, die sich in der Landwirtschaft verbessert haben, so Kunz. Denn gleiches gelte für den Tierschutz: moderne, helle Ställe tragen zu mehr Tierwohl bei der Haltung unsere Nutztiere bei, folgerte er. Die Landwirte im Rheingau-Taunus Kreis seien stolz, dass sie Nahrungsmittel zu einem Preis produzieren, der die Gesellschaft in die Lage versetzt, verfolgte Menschen aufzunehmen und zu ernähren. Der die Gesellschaft auch in die Lage versetze, Geld für ein zweites Auto oder den zweiten Jahresurlaub übrig zu haben. Gleichzeitig werde den Landwirten nahezu täglich vorgeworfen, sie würden für einen billigen Preis Tiere quälen und den Boden vergiften, obwohl moderne Ställe und zunehmende Bodenfruchtbarkeit, das Gegenteil belegen.

Spagat zwischen Effizienz und hohen Standards

Die Landwirtsfamilien übten ihren Beruf weiterhin gern aus. Allerdings sei oft der „Spagat zwischen billigsten Preisen und höheren Standards“ unerfüllbar. Daher sehen die Landwirte die rückläufige Entwicklung der Erzeugerpreise seit Mitte dieses Jahres mit großer Sorge entgegen, weil sie vielfach nicht mehr ausreichen, die Existenz der Betriebe zu erhalten, mahnte Kunz. Er betonte, dass sich die Landwirte mehr Wertschätzung für die hochwertigen Nahrungsmittel und der für deren Erzeugung geleisteten Arbeit wünschten.

Merkel, kbv/rgt – LW 39/2015