Noch keine Stimmungswende

Dass sich die Stimmung der Landwirte aufgehellt hat, liegt vor allem an den leicht angezogenen Preisen für einen Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Milch und Schweinefleisch und an der dadurch etwas verbesserten Liquidität der Betriebe. Der Anstieg der Gefühlslage geht allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Vor einem Jahr waren die Stimmung und die Agrarpreise auf einem Tiefpunkt. Aus diesem Tal sind die Getreide- und Rapsnotierungen noch nicht herausgekommen. Die Preise sind das Eine, die Rahmenbedingungen für die Landwirte das Andere. An den politischen Vorgaben und Perspektiven hat sich nichts geändert oder verbessert, im Gegenteil, es drohen weitere Einschränkungen und Erschwernisse. Die demnächst in Kraft tretende neue Düngeverordnung wird zu mehr Dokumentationsaufwand führen und zusätzliche Investitionen oder Kosten verursachen. Den Ackerbauern werden aufgrund politisierter Zulassungsverfahren immer weniger Pflanzenschutzmittel zu Verfügung stehen. Die Schweinehaltung steht vor großen Herausforderungen, wie dem anstehenden Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration. Die Frage, wie die Sauen im Deckzentrum künftig gehalten werden dürfen, ist ebenso unbeantwortet.

Weitere Unsicherheiten sind die finanzielle Ausstattung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der nächsten Finanzperiode auf europäischer Ebene und die nach wie vor diskutierte nationale Umschichtung von Mitteln aus der Ersten in die Zweite Säule. Wenn jetzt trotz allem die Stimmung angestiegen ist, so ist dies also keine Wende, sondern zeugt von einem (Zweck-) Optimismus der Unternehmer, dass es irgendwie weitergehen wird beziehungsweise muss. Beim nächsten Ablesen des Barometerstandes wird die dann anstehende Ernte eine Rolle spielen. Hier sind die Aussichten aufgrund des nach wie vor bestehenden Niederschlagsdefizits nicht berauschend. Einen starken Ausreißer der Stimmungslage nach oben oder nach unten dürfte dann das Ergebnis der Bundestagswahl verursachen. Es wird für die Landwirtschaft so entscheidend sein wie nie zuvor.

Cornelius Mohr – LW 16/2017