Der König im Gemüsebeet

Kürbisse sind dekorativ und schmackhaft

Wer im Herbst eine bunte Kürbisvielfalt aus dem eigenen Garten ernten möchte oder gar an einem der zahlreichen Gewichtswettbewerbe um den größten Kürbis der Welt teilnehmen will, der sollte sich spätestens jetzt an die Vorbereitungen machen. Denn jetzt ist Pflanzzeit, und die Reife dauert Monate.

Besonders Zierkürbisse warten mit einer großen Farben- und Formenvielfalt auf.

Foto: Schillinger

Seit einiger Zeit erfährt der Kürbis wieder eine Renaissance, und das mit gutem Recht, denn kein anderes Fruchtgewächs (der Kürbis ist botanisch eine Beere) lässt sich auf so vielfältige und abwechslungsreiche Art zubereiten. Früher war es ein „Arme-Leute-Essen“, heute ist Kürbis durchaus ein rekordverdächtiges „Gourmet-Gemü­se“.

„Baah“, sagen manche Zeitgenossen, „Kürbis schmeckt nur, wenn er nicht nach Kürbis schmeckt, mit viel Gewürz und sonstigem Geschmack drumherum.“ Allenfalls als neudeutsche Volksfesttradition, man nennt es Halloween, wird ihm eine Daseinsberechtigung bescheinigt. Dass die größte Beere der Welt viel mehr ist und es sich absolut lohnt, diese bunte Sortenvielfalt mal wieder in den Garten zu holen, soll hier beschrieben werden.

Ein Gewächs der Superlative

Warum er als König des Gartens bezeichnet wird, ist schnell klar: Keine weiteren Obst- und Gemüsearten bieten derartig viele Superlativen wie der Kürbis. Dabei sind nicht nur die schweren XXL-Früchte gemeint, die laut Guinessbuch der Rekorde fast 500 Kilogramm auf die Waage bringen können. Eine Kürbispflanze kann innerhalb kürzester Zeit meterlange Ranken und riesige Blattteller ausbilden. Bei im Vergleich kleinen Samen ist das innerhalb von fünf bis sechs Monaten eine enorme Leistung. Wohl dem, der einen großen Garten oder je nach Sorte auch ein Feld zur Verfügung hat.

Unüberschaubar ist auch die Farbenvielfalt, die von Graublau über sattes Grün bis zu allen Schattierungen von Gelb- und Rottönen reicht. Einige sind gestreift, gesprenkelt und dabei oft zwei- und dreifarbig. Nicht zu vergessen, die abwechslungsreiche Beschaffenheit der Schale, wie tiefe Rippen, geschwulstartige Verdickungen oder turbanartige Ausformun­gen.

Zur großen Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) gehören wichtige Kulturformen unserer Gemüsepflanzen. Gurken, Zucker- und Honigmelonen sind botanisch der Gattung Cucumis zugeschrieben. Interessanterweise bezeichnen ältere Generationen Gurken noch als „Cucumere“, was sich wohl zweifelsohne aus dieser Bezeichnung ableiten lässt.

Die bei uns heimischen Flaschenkürbisse und Kalebassen blühen weiß, sind ungenießbar, aber dafür herrlich geeignet zum Basteln und Dekorieren. Sie werden der Gattung Lagenaria zugeordnet.

Alles, was wir unter der Gattung Cucurbita einordnen, sind in der Regel gelb blühende Exoten aus dem mittelamerikanischen Raum. Diese Gattung wird nochmals in 20 Arten untergliedert, wobei nur drei davon für den Kürbisanbau bei uns relevant sind.

Eine schmackhafte Vielfalt

Kleinere Speisekürbisse, wie hier links im Bild, eignen sich auch zum Beranken von Spalieren oder Zäunen.

Foto: Schillinger

Der Gewöhnliche Kürbis (Curcurbita pepo) oder auch Gartenkürbis genannt, ist hierbei die größte Art. Dazu gehören Zucchini, Rondini und Patisson (Ufos), die auch als Sommerkürbisse bezeichnet werden, da man sie jung mit Schale zubereitet. Es gibt zudem aber auch hartschalige Lagerkürbisse. Die bekanntesten Vertreter sind hier der “Gleisdorfer Ölkürbis', die Spaghetti-Kürbisse oder der kleinere “Baby Bear'. Nicht zu vergessen die ungeheuere Vielfalt bei den Zierkürbissen.

Die zweite große Artenfamilie sind die Riesenkürbisse (Curcurbita maxima). Wobei nicht alle Vertreter dieser Art auch wirklich riesig sind. Im Allgemeinen handelt es sich hier um Lager- oder Winterkürbisse, die ausgereift mehrere Monate haltbar sind. Die kleineren Sorten wie “Hokkaido' oder “Rouge vif d“Etampes' sind sehr aromatisch. Sorten wie “Atlantic Giant', die alle Gewichtsrekorde brechen, oder die in bäuerlichen Gärten am häufigsten vorkommenden “Gelben Zentner', sind für die Küche eher nicht geeignet. Von diesen stammt mit Sicherheit auch das vielfach verbreitete Urteil „Kürbis schmeckt nicht“.

Der Moschus oder Muskatkürbis (Cucurbita moschata) ist in der Regel etwas wärmebedürftiger als die vorher genannten Arten. Sie werden meist im ausgereiften Zustand geernet, denn da kommt das zarte, recht süße Fruchtfleisch am besten zu Geltung. Die Schale wird beim Kochen weich. Wie viele Sorten es mittlerweile weltweit gibt, lässt sich nicht genau feststellen. In Europa werden etwa 400 Sorten zum Anbau angeboten.

Anbau und Pflege

Kürbisse, ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, brauchen Wärme – von der Aussaat bis zur Ernte. Deshalb lohnt es sich auch, nicht zu früh mit der Saat zu beginnen. Die kons­tante Keimtemperatur in Töpfen beträgt 20 Grad Celsius. So wird ein schnelles Keimen gefördert, um damit dem Verpilzen oder Vernässen der Saaterde vorzubeugen. Die Keimlinge wollen nur mäßig gegossen werden, das ist wichtig und erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Der Vorteil bei der Anzucht in Töpfen ist, dass man die frostempfindlichen kräftigen Jungpflanzen ab Mitte Mai aufs Feld oder in den Garten pflanzen kann. In dieser Größe kann man besser auf Schnecken achten, und auch Drahtwürmer haben keine Chance mehr.

Eine Direktaussaat ins Freiland ist ab Mitte Mai, besser Ende Mai möglich. Der Boden wird dann eher anhaltend warm bleiben. Ein wachsames Auge ist hier in den ersten Wochen gut angebracht.

Wichtig beim Pflanzen ist eine gute Grundversorgung mit Kompost oder verrottetem Mist, eine handvoll Hornmehl hat sich als Langzeitdünger bewährt. Das reicht an Dünger vollkommen. Bei „Viel hilft viel“ wird die Pflanze nur noch mehr ins Kraut schießen und wenig Frucht ausbilden.

Beim Setzen in höheren Regionen oder wenn das Wetter nicht so mitspielt, hilft es, die Setzlinge in kleine Krater zu pflanzen. Das gibt Schutz vor kalten Winden, und die Wärme der Sonne wird schneller genutzt.

Der Kürbis hat ein recht flaches Wurzelgeflecht. Um Feuchtigkeit im Boden zu halten, hat es sich bewährt, die Pflanzstelle abzumulchen. Dafür eignet sich Grasschnitt, aber auch strohiger Mist oder Futterreste vom Kuhstall. Die Erde bleibt so locker und feucht. Auch das Unkrautwachstum wird unterdrückt und erspart so das Hacken, das bei diesem feinen Wurzelsystem sowieso nicht so angebracht ist.

Dieser selbst gebaute „Mantel“ schützt Kürbisse in ungünstigen Lagen vor Witterungseinflüssen. Für den Mantel einfach biegsame Äste über Kreuz in den Boden stecken und in der Mitte mit einer wetterfesten Kordel verknoten. Dann Schutzvlies über den Körper ziehen und mit Wäscheklammern an den Ästen befestigen. Für ausreichend Luftzirkulation tagsüber das Vlies oben öffnen.

Foto: Schillinger

Der Kürbis braucht viel Wasser, besonders während des Anfangswachstums bis zur Hauptblütezeit im Juli. Hier sollte man bei lang anhaltender Trockenheit und Hitze, wie im letzten Juni/ Juli, gleichmäßig wässern. Stockt das Wachstum in dieser Zeit, wird die Pflanze wenig Früchte ansetzen. Ansonsten wird eine gelegentliche Trockenperiode gut vertragen, auch wenn die Blätter in der Mittagshitze schlaff herunterhängen, werden sie am Abend und in den Morgenstunden wieder frisch und aufrecht dastehen.

Abstand einhalten

Bei feldmäßigem Anbau ist auf genügend Abstand zu achten. Als Faustregel gilt bei Wuchsformen mit langen Ranken, ein bis 1,5 Meter von Pflanze zu Pflanze und als Reihenabstand etwa zwei Meter. Wer nicht so viel Platz zur Verfügung hat, sollte es mal mit Höhenwachstum probieren. Kürbisse können sich mit ihren Schlingorganen überall festhalten. Dafür eignen sich stabile Zäune oder Rankgerüste aus Baustahl, die man in beliebiger Art aufstellen kann. Ein toller Hingucker sind daraus gebaute Durchgänge oder Tunnels. Wie im Schlaraffenland hängen die Früchte dann über einem. Einzig ist das zu erreichende Gewicht der Kürbisse bei der Sortenauswahl zu beachten. Sie sollten nicht schwerer als zwei Kilogramm werden. Bei kleinfrüchtigen Sorten reifen pro Pflanze viel mehr Früchte aus, sodass das Spalier dicht und üppig bewachsen sein wird.

Kürbisse dürfen zwei bis drei Jahre am selben Ort wachsen, danach bitte einen anderen Standort auswählen.

Wer gar keinen Garten hat, sondern einen Balkon sein Eigen nennt, muss nicht auf die dekorative Südamerikanerin verzichten, denn: Alles was klettert, kann auch hängen. Wie wäre eine Begrünung mit kaskadenartig hängenden Kürbispflanzen über dem Balkongeländer? Für eine gute Nährstoffversorgung und genügend Wasser muss allerdings gesorgt werden. Walburga Schillinger

Abstand halten!

Haben Sie einen Favoriten gefunden und möchten Sie diesen gerne sortenrein vermehren und anbauen, dann sollten Sie sich auf eine Sorte beschränken. Kürbisse sind wahre Verkreuzungskünstler und tun dies untereinander, mit allen Vertretern einer Art. Aber selbst wenn nur eine Art angebaut wird, ist es ausschlaggebend, was der Nachbar in seinem Garten heranzieht.

Bei verschiedenen Sorten der gleichen Art ist auf einen Abstand von Feld zu Feld von mindestens 300 Meter zu achten. Im Erwerbssamenanbau wird daher jedes Jahr nur eine Sorte der gleichen Art ausgesät, um diesem Durcheinander vorzubeugen. Das heißt, je eine Sorte von Curcurbita pepo, Curcurbita maxima, Curcurbita moschata, Langinaria und Cucumis.

Kürbissamen sind aus Erfahrung mindestens fünf bis acht Jahre keimfähig, je nach Lagerung.

Bezugsquellen