Das lange Warten hat ein Ende

Dauerregen: Vielerorts beginnt erst diese Woche die Silageernte

Durch den immer wieder einsetzenden Regen im Mai war der erste Schnitt des Grases für die Silage vielerorts kaum durchführbar. Für die Bauern bedeutete dies nervenaufreibendes Warten, schließlich geht der Futterwert immer weiter zurück. In dieser Woche läuft bei besserem Wetter die Silagekette auf Hochtouren. Vergangenen Freitag stellte sich die Situation nach Umfrage des LW wie folgt dar:

„Auf den höheren Flächen und auf den kalten Bergrücken ist noch nichts verloren“, sagt Martin Schäfer aus Willingen-Rattlar in Bezug auf die Futterernte.

Foto: Schäfer

Christian Hartmann konnte eine Regenpause nutzen, um seine Silage einzufahren.

Foto: Hartmann

In den Höhenlagen ist die Ernteverzögerung offensichtlich noch nicht so gravierend wie in den Niederungen, wie Martin Schäfer aus Willingen-Rattlar im Waldeckchen Upland berichtet. „Auf den höheren Flächen und auf den kalten Bergrücken ist noch nichts verloren“, sagt der Landwirt, der auf absolutem Grünland wirtschaftet. Auf den Südseiten der Hänge – die Lagen befinden sich zwischen 500 und 700 Höhenmetern – ist die Schnittreife allerdings schon längst erreicht. „Der erste Silageschnitt erfolgt normalerweise eine Woche früher. In diesem Jahr lag allerdings auch noch bis zum 10. April Schnee im Upland. Da bleibt das Gras stehen“, sagt Schäfer. Der Landwirt arbeitet mit einem Lohnunternehmer zusammen. Innerhalb von zweieinhalb Tagen hofft er – das entsprechende trockene Zeitfenster vorausgesetzt – die Ernte einbringen zu können. Durch die geringe Sonneneinstrahlung werde auch wenig Zucker in den Gräsern gebildet, was sich für die Silierung nachteilig auswirken könnte, so Schäfer. Insgesamt sind 270 Hektar zu beernten. Das ist die Futtergrundlage für die 400 Kühe und die Nachzucht, die Schäfer mit seiner Familie hält. „Wir schneiden normalerweise viermal im Jahr, diesmal werden es wahrscheinlich nur drei Schnitte“, sagt Schäfer. Eine Futterknappheit werde nicht entstehen, weil das vergangene Jahr ergiebig war. „Wir brauchen immer einen 20-prozentigen Vorrat, um Engpässe auszugleichen.“

Auch Markus Hess aus Jossgrund-Lettgenbrunn im hessischen Spessart hatte vergangene Woche noch nicht gemäht. Normalerweise wird hier auf Höhenlagen von etwa 450 Metern Mitte Mai geerntet. Auf den Südhängen blühen die Obergräser laut Hess bereits, die Untergräser schieben gerade die Rispen beziehungsweise Ähren. Auf den Nordhängen sind die Gräser noch weiter zurück. Auch für ihn ist es eine große Anspannung, darauf zu warten, bis es endlich losgeht. Schließlich ist dies die höchste Arbeitsspitze im Betrieb, und die Helfer müssen alle parat stehen. „Außerdem will man ja gute Qualität ernten“, sagt Hess. Der Rohfaseranteil steigt immer mehr, und der Energiegehalt geht zurück. Hess hofft noch darauf, noch eine Silage mit mindestens 6 Megajoule NEL einfahren zu können. Werte darunter bedeuten schon Minderqualität.

Markus Hess aus Jossgrund-Lettgenbrunn konnte noch keine Silage ernten und hofft noch darauf, noch eine Silage mit mindestens 6 Megajoule NEL einfahren zu können.

Foto: Hess

„Die Grasbestände sind so hoch und dicht, dass vor allem die Arbeit mit dem Schwader schwierig sein wird“, sagt Michael Dörr aus Roßdorf.

Foto: Becker

Der junge Landwirt hat 50 Hektar Wiesen zu beernten. Auch er arbeitet mit einem Lohnunternehmer zusammen. Hess hat insgesamt 150 Rinder, davon 60 Kühe zu ernähren. Einen Futterengpass wird es nicht geben. Er kann bis Ende August noch Silage vom vergangenen Jahr füttern. Anfang des Frühjahrs war er wegen des langen Winters noch davon ausgegangen, dass es weniger Ertrag geben wird, jetzt ist sehr viel Masse da. Bedenken hat Hess wegen der Befahrbarkeit der Wiesen. Auf den Hanglagen könnten die Erntewagen und die Schlepper wegrutschen.

Christian Hartmann aus Hofbieber-Wiesen ist einer der Wenigen in der Rhön, die schon den ersten Schnitt eingefahren haben. „Wir haben am14./ 15. Mai geerntet“, berichtet er. „Wir hatten großes Glück. Am Dienstag haben wir gemäht, am Mittwoch hat es schon wieder geregnet. Die Qualität ist allerdings wesentlich besser, als wenn ich jetzt noch ernten würde“, stellt Hartmann fest. „Das Gras wäre jetzt schon 20 Tage älter.“

Die Ernte ließ sich nur mit der Schlagkraft eines Lohnunternehmers durchführen. Wichtig war, dass das geschnittene Gras gezettet wurde und damit schneller abtrocknete. „Sonst hätten wir das nicht geschafft.“ Die Betriebsflächen, davon 31 Hektar Grünland, befinden sich auf Höhenlagen von durchschnittlich 300 Metern. Hartmann und seine Familie bewirtschaften einen Betrieb mit 90 Kühen und 80 Rindern.

Auch Michael Dörr aus Roßdorf bei Darmstadt hatte Glück und konnte am Himmelfahrtstag Gras schneiden. Hier wird normalerweise in der ersten Maiwoche siliert. Er hatte 75 Hektar zu beernten. Auf einen Teil des angewelkten Grases davon hat es hereingeregnet, es sei aber nicht warm geworden, dabei half auch das kalte Wetter. Mittlerweile seien die Bestände so hoch und dicht, dass vor allem die Schwader Schwierigkeiten bekommen werden, so Dörr. Vielfach liegen die Bestände auch schon. Seine Silage stellt sich ganz gut dar, auch wenn das Erntegut relativ feucht war.

CM – LW 23/2013