Auf Langlebigkeit setzen

In Zeiten niedriger Erzeugerpreise überlegen Tierhalter, wie die Wirtschaftlichkeit verbessert werden kann. Voraussetzung dafür ist es, relevante Kennzahlen des eigenen Betriebes zu kennen. In der Ferkelerzeugung ist dies beispielsweise die Zahl abgesetzter Ferkel je Sau und Jahr. Diese ist aussagekräftig, es wird jedoch ein relativ kurzer Zeitraum betrachtet. Zusätzlich sollte in längerfristigen Zeiträumen gedacht werden, denn die Aufzucht eines Ferkels bis zur Jungsau verursacht hohe Kosten – auch wenn die Tiere zugekauft und nicht im eigenen Betrieb aufgezogen werden. Diese amortisieren sich erst nach einigen Würfen, was aus Sicht der Wirtschaftlichkeit für das Ziel einer hohen Lebensleistung spricht.

In der Milchviehhaltung und -zucht spielt die Lebensleistung seit langem eine wichtige Rolle. Mittlerweile stehen in vielen Betrieben mehrere Kühe, die eine Lebensleistung von 100 000 kg erreicht haben. In Hessen werden diese Praxisbetriebe ausgezeichnet und im LW veröffentlicht (siehe 100 000-Liter-Club unter www.lw-heute­.de/100000).

Interessante Untersuchungen zum Thema Lebensleistung in sauenhaltenden Betrieben führt seit einiger Zeit die Universität Gießen durch. Aktuell wurden Daten aus 49 Betrieben analysiert. Heraus kam: Die Differenz zwischen den Betrieben ist bei allen Kennzahlen sehr groß. Beispielsweise die Verbleiberate einer Sau im Betrieb bis zum fünften Wurf lag zwischen 28 und 81 Prozent. Das Ziel von mindestens 75 Prozent wurde nur von vier Betrieben erreicht. Auch die Zahl lebend geborener Ferkel bis zum fünften Wurf reichte von 54,6 bis 79,4 Ferkel, das ist ein Unterschied von fast 25 Ferkeln. In puncto Langlebigkeit gibt es demnach in vielen Betrieben Verbesserungsmöglichkeiten (siehe LW-Beitrag auf Seite 8).

Auch in der gesellschaftlichen Diskussion um die Nutztierhaltung ist das Ziel einer hohen Lebensleistung ein gutes Argument: Nur Tiere, die sich wohl fühlen, können über lange Zeit gute Leistungen erbringen und so im Betrieb bleiben. Und dass dies in den heutigen modernen Ställen möglich ist, zeigen die Betriebe, die bereits hohe Lebensleistungen bei ihren Sauen erreichen.

Marion Adams – LW 6/2016