Was ist los am Weinmarkt?
Große Unterschiede gibt es bei den Erträgen zwischen den Regionen, Lagen, ja sogar innerhalb der Weinberge, je nachdem, wie die Reben am jeweiligen Standort mit der Trockenheit zurechtkamen. Während vielerorts durch den extrem trockenen Sommer eine knappe Ernte ins Haus steht, läuft an manchen Orten mit tiefgründigen Böden das Kontingent über. Die massiven Regenfälle der letzten Woche haben die Erträge leicht gesteigert und die Mostgewichte etwas gesenkt.
Während in Rheinhessen derzeit die Ernte in vollem Gange ist, haben die ersten Betriebe in Baden jetzt schon, Ende September, die Lese beendet. Auch die Pfalz hat dieses Jahr früh begonnen. Zu Lesebeginn wurden noch 70 Cent/Liter Müller-Thurgau QbA gezahlt, jetzt sind es nur noch 60 Cent/Liter. Letzten Herbst lag der Mostpreis bei 90 Cent/Liter und alle Marktbeteiligten waren glücklich. Die Weinkellereien berichten von einem riesigen Angebot der Winzer in diesen Tagen, wogegen der Abverkauf beim Handel schon das ganze Jahr über sehr zögerlich vonstattengeht. Etliche Kellereien sind mit Altbeständen eingedeckt und haben schlicht keinen Bedarf, weil Absatzmärkte im Export weggebrochen sind.
Dass alle Sorten von Müller-Thurgau bis Riesling, samt Dornfelder, gleichzeitig am Markt sind, täuscht eine große Menge vor, die in Wahrheit wohl nicht vorhanden ist. Der Preisrutsch kann auch nicht im Interesse der Kellereien sein, die viel lieber stabile Preisverhältnisse hätten. Aus Angst, ein schlechtes Geschäft zu machen, warten die Kellereien nun lieber ab.
Bettina Siée – LW 39/2015