Würmern den Garaus machen

Vorbeugung und Bekämpfung gegen Endoparasiten beim Schaf

Die Belastung mit Endoparasiten hat Auswirkungen auf die Tiergesundheit und die Wirtschaftlichkeit in der Schafhaltung. Prinzipiell sollte eine Managementverbesserung an erster Stelle stehen und der Einsatz von Medikamenten als letzte Maßnahme gesehen werden. Daher ist es wichtig, die Einflussfaktoren auf das Parasitengeschehen zu kennen. Nur so können richtige Schritte im Parasitenmanagement eines Betriebes durchgeführt werden. Dr. Leopold Podstatzky, Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere, LFZ Raumberg-Gumpenstein, gibt einen Überblick.

Sind Schafe mit Endoparasiten belastet, wirkt sich dies negativ auf die Fleisch- und Milchleistung aus.

Foto: agrarfoto

Eine gute Vorbeugung gegen Endoparasitenbefall funktioniert nur, wenn wenig Möglichkeit zur Aufnahme von infektionsfähigen Parasitenstadien besteht. Im Stall besteht die Möglichkeit, mehrmals im Jahr auszumisten und so die infektionsfähigen Larven in der Einstreu zu entfernen. Vor allem im Sommer bei hohen Temperaturen ist das auch eine gute Möglichkeit, die Fliegenbelastung in Grenzen zu halten.

Auf der Weide sind die Bedingungen ungleich schwieriger. Oberster Grundsatz sollte lauten, dass es auf der Weide keinen Überbesatz gibt. Um einen Parasitendruck zu vermindern, ist es wichtig zu wissen, mit welchen Parasitenarten man es zu tun hat. Bei Parasiten, die einen Zwischenwirt in ihrem Entwicklungszyklus brauchen (zum Beispiel großer Leberegel), müssen andere Maßnahmen getroffen werden als bei Parasiten mit direkter Entwicklung.

Großer Leberegel: Feuchtstellen und Gewässer auszäunen

Der große Leberegel benötigt als Zwischenwirt die Zwergschlammschnecke, die Feuchtstellen beziehungsweise Gewässer mit geringer Durchflussrate bevorzugt. Nur eine Reduktion beziehungsweise das Auszäunen dieser Habitate bringt langfristig Erfolg bei der Bekämpfung.

Bei den Trichostrongyliden findet eine direkte Entwicklung statt, das heißt dass kein Zwischenwirt notwendig ist. Aus den ausgeschiedenen Eiern entwickeln sich über Zwischenstadien infektionsfähige Drittlarven. Diese Entwicklung ist Temperatur- (und Feuchtigkeits-)abhängig und beträgt bei 10 °C etwa 21 Tage und bei 25 °C etwa zehn Tage. So kann bei sommerlichen Temperaturen die Entwicklung zur infektionsfähigen Drittlarve bereits nach einer Woche abgeschlossen sein.

Erhöhte Parasitenausscheidung zur Zeit der Ablammung

Bei Muttertieren kommt es um den Zeitpunkt der Geburt zu einer erhöhten Ausscheidung von Magen-Darmwurm-Eiern. Dies deshalb, weil die Immunität der Muttertiere um den Zeitpunkt der Geburt vermindert ist, was wiederum zu einer Aktivierung bestimmter Parasitenstadien im Tier führt. Wenn die erhöhte Eiausscheidung zeitlich mit dem Beginn der Weideperiode zusammenfällt, kommt es zu einer starken Kontamination der Weidefläche. Dann ist die Entwurmung vor Austrieb auf die Weide ein guter Zeitpunkt, weil zumindest für eine gewisse Zeit lang auf der Weide keine Eiausscheidung stattfindet.

Wenn die Möglichkeit besteht, dann kann die Weide auch mit anderen Tierarten (zum Beispie Pferd, teilweise auch Rind) beweidet werden. Diese Tiere nehmen die infektionsfähigen Larven zwar auf, die aufgenommenen Larven können sich aber in diesen Tierarten nicht weiterentwickeln.

Zwischennutzung oder Nachmahd senkt Infektionsdruck

Eine weitere Möglichkeit, den Infektionsdruck auf der Weide zu verringern, besteht in der Zwischennutzung beziehungsweise Nachmahd der Weidefläche. Beim Siliervorgang und ausreichender Lagerung gehen die meisten Parasitenarten zugrunde. Bandwürmer können aber bis zu 60 Tage in der Silage überleben. Bei der Heutrocknung und mehrmonatiger Lagerung ist kein Ansteckungsrisiko gegeben. Hohe Luft­­feuchtigkeit und kühle Lagerung können ein Überleben von Parasitenstadien aber über Wochen bis Monate gewährleisten.

Unbefestigte Wasserstellen sind Reservoir für Parasiten

Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Wasserversorgung gerichtet werden. Unbefestigte Wasserstellen sind ein ideales Reservoir für die diversen Parasitenarten, weil die Umgebung der Tränkestelle gut durchfeuchtet ist und es durch die hohe Tierdichte bei den Tränkestellen zu einer vermehrten Ansammlung von Parasitenstadien kommt.

Bekämpfung mit Anthelmintika nach Kotuntersuchung

Auch wenn alle Faktoren wie zum Beispiel Weidemanagement, Trän­kehyg­iene, Ausmisten, Reinigung und Desinfektion berücksichtigt werden, ist der Handlungsspielraum teilweise begrenzt. Die Bekämpfung der Parasiten erfolgt deshalb direkt am Tier durch den Einsatz von parasitenwirksamen Arzneimitteln. Der Einsatz eines Anthelmintikums sollte nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt und nach einer Kotuntersuchung durchgeführt werden. Je nach Betrieb, Haltungsform und Alter der Tiere können unterschiedliche Behandlungsstrategien erfolgreich sein.

Prinzipiell gibt es zwar viele verschiedener Entwurmungsmittel am Markt, aber sie teilen sich alle auf einige wenige Wirkstoffgruppen auf: Benzimidazole, makrozyklische Laktone, (Imidazothiazole: Rinder), Amino-Azetonitrile und Quinoline (siehe Tabelle).

Makrozyklische Laktone haben eine Wirkung gegen die meisten Magen-Darm-Würmer und Ektoparasiten, nicht aber gegen Bandwürmer und Leberegel.

Benzimidazole wirken ebenfalls gegen die meisten Magen-Darm-Würmer und manche Präparate in höherer Dosierung gegen Bandwurm und Leberegel. Benzimidazole sind unter Einhaltung einer Wartezeit auch bei lak­tierenden Tieren anwendbar, wogegen die meisten makrozyklischen Laktone beim laktierenden Tier nicht angewendet werden dürfen, ebenso wie Aminoacetonitrilpräparate. Bei der Umwidmung von Parasitenmitteln des Rindes auf das Schaf ist laut Kaskadenregelung eine Mindestwartezeit von sieben Tagen auf Milch und 28 Tagen auf Fleisch vom Tierarzt festzusetzen. Bei Biobetrieben ist diese Wartezeit zu verdoppeln. Aufgrund des weltweiten langjährigen Einsatzes von Benzimidazolen steigen die Resistenzen.

 – LW 32/2013