Der nasse Sommer führte zu vielen Problemen

Sortenversuche Öko-Kartoffeln in Hessen

Das Jahr 2014 war ein Jahr der Extreme. Einem sehr milden Winter folgte ein warmes, trockenes Frühjahr mit meist guten Auflaufbedingungen. Der Sommer war dann sehr nass, was zu einem hohen Krautfäuledruck in den Beständen geführt hat. Die anhaltend feuchten Bodenbedingungen bis hin zur Ernte haben die Erntearbeiten nicht nur verzögert, sondern auch mancherorts zu starken Nassfäuleinfektionen geführt. Reinhard Schmidt, LLH Kassel, blickt auf das Kartoffeljahr 2014 zurück und stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche vor.

Vor der Regenperiode gaben die Bestände noch Anlass zur Hoffnung.

Foto: Schmidt

Der Winter 2013/2014 zählt zu den wärmsten und auch trockensten der letzten 30 Jahre. Der fehlende Frost hat dazu geführt, dass Kluten und Bodenverdichtungen nicht aufgefroren sind. Viele Praktiker berichteten, dass sich ihre Felder im Frühjahr nur schwer bearbeiten ließen. Eine weitere Auswirkung war, dass in Getreide und anderen, nach Kartoffeln stehenden Kulturen, zum Teil sehr massiv Durchwuchskartoffeln aufgetreten sind.

Ohne Frost keine Bodengare

Die trocken warme Witterung hatte sich bis ins Frühjahr fortgesetzt, so dass auch in Nordhessen bereits Ende März mit dem Legen der Kartoffeln bei insgesamt guten Bedingungen begonnen wurde. In weiten Teilen Hessens war Ende April die Pflanzung beendet. Von Nachtfrösten sind die aufgelaufenen Bestände 2014 verschont geblieben. Die Monate Mai und Juni waren dann witterungstechnisch gesehen eher durchschnittliche Monate, was sich positiv auf das Pflanzenwachstum ausgewirkt hat.

Ende Juni präsentierten sich die meisten Kartoffelschläge sehr üppig im Krautwachstum und mit einem sehr ordentlichen Knollenansatz. Die Aussichten zu diesem Zeitpunkt waren durchaus sehr positiv. Dies sollte sich aber mit den sehr heftigen Niederschlägen im Juli und den 29 Regentagen (Wetterstation Frankenhausen) im August deutlich ändern. Mit dem Regen ist auch die Krautfäule gekommen. Der Krautfäuledruck ist ab dem 9. Juli deutlich angestiegen und bis in die dritte Augustdekade auf einem mittlerem bis hohem Niveau geblieben.

Zunächst gute, später zu nasse Witterung

Die Nässe hat sich in mehrfacher Hinsicht als sehr negativ für den letztjährigen Kartoffelanbau herausgestellt. Im Ökolandbau ist der Einsatz von Kupfer derzeit das einzige Pflanzenschutzmittel gegen Krautfäule. Die Wirkung basiert aber darauf, einen möglichst lückenlosen Spritzbelag auf das Blatt zu applizieren, der ein Eindringen des Pilzes ins Blatt verhindert. Dieser Belag ist nur bedingt regenfest und muss bei entsprechenden Niederschlägen erneuert werden. Bei anfälligen Sorten war dann auch trotz Behandlung ein Auftreten der Krautfäule zu beobachten. Aber auch die konventionellen Kollegen hatten ihre Not, die Spritzmittel rechtzeitig zu applizieren, waren doch viele Flächen über Tage hinweg nicht befahrbar.

Die hohe Bodenfeuchte hat dann zum nächsten Problem geführt, der Nassfäule. Die Bakterien der Gattung Pectobacterium und Dickeya (früher Erwinia) kommen mit latent infiziertem Pflanzgut auf das Feld. Durch hohe Wassergehalte im Boden sind die Bakterien sehr mobil und können so auch benachbarte Stauden erreichen. Weitere Infektionen entstehen bei losschaliger Ware oder bei Knollenverletzungen. Probleme bei der Lagerung waren somit vorprogrammiert.

Die Nässe hatten weiterhin zur Folge, dass die Rodearbeiten ins Stocken kamen und auf den in Hessen vorrangig lehmigen Böden öfters unterbrochen werden mussten. Ein früher Rodetermin ist aber häufig die einzige Maßnahme, um Schäden durch weitere „Feldbewohner“ zu verhindern.

Rhizoctonia solani (Wurzeltöterkrankheit) verursacht Schäden an den Knollen durch schwarze Sklerotien und durch Löcher (Dry Core). Häufig beginnt eine Infektion der Tochterknollen erst mit dem Absterben des Laubes. Ähnlich ist es bei Drahtwürmern: Sie verbringen die Sommermonate in tieferen Bodenschichten und richten ihren Schaden ebenfalls erst im Spätsommer an. Häufig dienen die Fraßschäden des Drahtwurms auch als Eintrittspforte für Rhizoctonia solani.

Mäuse, Schnecken und niedrige Preise

Der milde Winter hatte die Mäusepopulation drastisch ansteigen lassen. Die Schäden lagen im Einzelfall bei 20 Prozent und mehr. Dabei reicht es schon aus, wenn die Knolle nur leicht angenagt wird. Ebenfalls sind auf einzelnen Flächen erhebliche Schäden durch Schnecken aufgetreten. Ähnlich wie bei Rhizoctonia und Drahtwurm steigt die Gefahr für Fraßschäden, je länger die Kartoffeln im Boden bleiben.

Die Sommerniederschläge haben also nicht nur direkt durch hohen Krankheitsdruck, sondern auch indirekt durch eine lange Verweildauer der Kartoffeln im Boden zu einer hohen Absortierung geführt. In Kombination mit dem niedrigen Preisniveau war das Kartoffeljahr 2014 für viele Landwirte ernüchternd.

Landessortenversuche mit Öko-Kartoffeln

Die Versuche wurden in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen, 10 km nördlich von Kassel, durchgeführt. Als Vorfrucht stand ein zweijähriges Luzernekleegrasgemenge, welches im Februar umgebrochen wurde. Die Saatbettbereitung erfolgte durch zweimaligen Kreiseleggen-Einsatz.

Die gut vorgekeimten Knollen wurden am 24. April gepflanzt. Die Fläche (70 Bodenpunkte) wurde wegen geringen Gehaltes mit Kaliumsulfat aufgedüngt. Eine Kupferbehandlung gegen Krautfäule erfolgte nicht. Gegen die Larven des Kartoffelkäfers wurde Mitte Juni Neem Azal eingesetzt. Die Unkrautbekämpfung und der Dammaufbau erfolgten mit dem mehrmaligen Einsatz der Kress-Sternhacke.

Im Versuch wurden 18 Sorten aller vier Reifegruppen geprüft. Neben zwei Typen aus der sehr frühen Reifegruppe wurden sechs Sorten aus der frühen, neun Züchtungen aus der mittelfrühen und eine Sorte aus der mittelspäten bis späten Reifegruppe geprüft.

Die Stärkegehalte passen zum Kochtyp

Die Kocheigenschaft der Kartoffel wird vor allem durch den Stärkegehalt bestimmt. Dieser ist genetisch veranlagt, aber auch durch äußere Einflüsse wie Witterung und Nährstoffversorgung beeinflussbar. Daher sollte der Gehalt während der Vegetation mittels Stärkewaage überprüft werden. Bei feucht-kühler Witterung im Sommer ist mit geringeren Stärkegehalten zu rechnen, als wenn es in dieser Zeit trocken und warm ist.

Um die Stärkegehalte nicht weiter ansteigen zu lassen, wurde in 2014 das Kraut Ende Juli abgeschnitten. Einzig bei den Sorten Caprice und Cascada wurde wegen niedriger Stärkegehalte das Kraut etwa drei Wochen später entfernt. So liegen die Stärkegehalte in diesem Jahr in einem Bereich, wie sie für den Kochtyp zu erwarten beziehungsweise optimal sind.

Überrachend ist aber, dass die geringsten Stärkegehalte bei den vorwiegend festkochenden Sorten Wega (11,1 Prozent) und Soraya (12,0 Prozent) zu finden sind. Allerdings sind beide Sorten für ihre geringen Stärkegehalte bekannt und auch vom Bundessortenamt so eingestuft. Von den festkochenden Typen weisen Campina, Annalena und Regina die niedrigsten Stärkegehalte auf, Belana mit 14,7 Prozent den höchsten.

 – LW 4/2015