Weizen, Hafer und Gerste mit guten Öko-Qualitäten

Öko-Sommergetreide mit guten Erträgen und hoher Qualität

Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) führt auf den Flächen eines ökologisch bewirtschafteten Standorts im Vogelsberg Öko-Landessortenversuche mit den drei wichtigsten Sommergetreidearten durch. Dr. Thorsten Haase vom Beratungsteam Ökologischer Landbau berichtet von den Ergebnissen der letzten drei Versuchsjahre.

Beim Sommerweizen ist das vorrangige Ziel, gute Backqualität zu erzeugen, denn im Ertrag wird der Sommerweizen kaum an seinen großen Bruder, den Winterweizen, heranreichen.

Foto: agrarfoto

Die Landessortenversuche finden auf Flächen des seit 1989 ökologisch bewirtschafteten Betriebs Kasper in Alsfeld-Liederbach statt. Details zu den Standortbedingungen der Versuchsjahre 2014 bis 2016 sind Tabelle 1 zu entnehmen. In der Folge werden das Ertragspotenzial und die jeweils wichtigsten Qualitätseigenschaften der geprüften Sorten für die drei Sommergetreidearten Weizen, Hafer und Gerste besprochen.

Sommerweizen muss gute Backqualität liefern

Der Sommerweizen kann Drusch-Fruchtfolgen auflockern, die aus vielen Winterungen bestehen. Beim Sommerweizen ist das vorrangige Ziel, gute Backqualität zu erzeugen, denn im Ertrag wird der Sommerweizen kaum an seinen großen Bruder, den Winterweizen, heranreichen. Verrechnungssorten im Landessortenversuch (LSV) waren Sonett (E-Weizen) und Quintus (A-Weizen). Beide Sorten sind sehr gering anfällig für Gelbrost. Die Relativwerte (Prozent) des Ertrags beziehen sich auf das arithmetische Mittel dieser beiden Sorten. Der Ertrag der beiden Verrechnungssorten lag 2016 mit 43 dt/ha wie im Vorjahr auf einem sehr guten Niveau (Tabelle 2). Hervorzuheben sind das stabile Ertragsniveau des Sommerweizens über die drei Jahre und die relativ hohen Rohproteingehalte im Jahr 2016.

Der kurzstrohige und eigentlich ertragsstarke E-Weizen Granus hat über drei Jahre nicht überzeugen können. Die Anfälligkeit für Gelbrost dürfte der Grund sein, dass er sein Ertragspotenzial nicht realisieren konnte. Der Gelbweizen Heliaro stammt vom Dottenfelderhof aus biologisch-dynamischer Züchtung. Während die langstrohige Sorte im Ertrag nicht mithalten kann, überzeugt sie bei der Qualität. Sie erzielt stets sehr hohe Rohproteingehalte. Heliaro ist zudem resistent gegenüber Flugbrand und wenig anfällig für Steinbrand. Sorbas, eine hochwüchsige E-Sorte, enttäuschte aufgrund der sehr ausgeprägten Anfälligkeit für Gelbrost. Ihre Anfälligkeit für Blattkrankheiten und die geringe Standfestigkeit drängen die Sorte aus dem Spektrum empfehlenswerter Sorten.

Die Sorte Sonett erzielte unter den dreijährig geprüften E-Weizen neben der neuen Sorte Lennox den höchsten Ertrag. Unter den Bedingungen des Ökolandbaus geht das hohe Ertragsniveau der Sorte (Ausnahme: 2016) zu Lasten des Proteingehalts. Sehr erfreulich ist die sehr geringe Anfälligkeit für Gelbrost. Die zweijährig geprüfte E-Sorte Lennox, ist sehr kurzstrohig, blattgesund und erzielte einen unter dem Durchschnitt liegenden Ertrag bei hohen Rohproteingehalten. Der ebenfalls im zweiten Jahr geprüfte A-Weizen Cornetto hat eine mittlere Anfälligkeit für Gelbrost, was wohl der Grund für das bescheidene Abschneiden im Kornertrag war. Nach zwei Prüfjahren scheint es, dass die Sorte ihr eigentlich hohes Ertragspotenzial unter den Bedingungen des Ökolandbaus nicht ausschöpfen kann.

Vier Sorten wurden 2016 erstmalig geprüft: Convento, Prosa, Astrid und KWS Mistral. Keine der vier Sorten erreichte 2016 das Ertragsniveau der beiden Verrechnungssorten. Die Sorte Prosa wies einen äußerst hohen Rohproteingehalt, bei entsprechend niedrigem Ertrag und geringer Anfälligkeit für Gelbrost auf. Die drei anderen Sorten waren auf einem ebenfalls unterdurchschnittlichen Ertragsniveau bei durchschnittlichen Rohproteingehalten. Nachdenklich macht die Anfälligkeit von KWS Mistral für Gelbrost.

 – LW 5/2017