„Von nichts kommt nichts“

Düngung und Nutzung des Grünlands optimieren

Anfang Oktober beschäftigte sich der Grünlandausschuss der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz unter anderem mit der notwendigen Intensität der Grünlandbewirtschaftung. Karl Riedesser von der Kammer fasst die Vorträge und Diskussionen zu diesem Thema zusammen.

Eine hohe Intensität wirkt sich auch im Grünland deutlich positiv auf Ertrag und Qualität des Erntegutes aus.

Foto: landpixel

Raimund Fisch, DLR Eifel, setzte sich in seinem Vortrag mit dem Thema „Basiselemente – wie wirken diese auf eine quantitativ und qualitativ optimierte Grünlandwirtschaft?“ auseinander.

Er stellte Ergebnisse von 700 Futteruntersuchungen des ersten Schnitts 2014 vor. Zwischen den Werten der 25 Prozent guten Proben und den 25 weniger guten bestehe bei der Energie (MJ NEL) ein Unterschied von fast 15 Prozent, betonte Fisch. Beim Eiweiß liege der Unterschied bei 16 Prozent. Bei der Aufnahme von 8 kg TM durch die Kuh bedeute dies, dass ein solches Grobfutter 2 kg Milch mehr bringt. Damit lassen sich erhebliche Mengen an Getreide und Soja sparen, bei welchen die Nährstoffe bekanntlich mehr kosten als beim Grobfutter. Damit kann die Milch kostengünstiger erzeugt werden.

Deutsches Weidelgras bringt die Energie ins Futter

Solche Spitzenwerte seien nur zu erreichen, wenn die Pflege, die Düngung und die Nutzung des Grünlands optimiert werden. Dies bedeute eine intensive Wirtschaftsweise mit vier bis fünf Nutzungen, was natürlich eine entsprechende Wasserversorgung voraussetze.

Fisch ging auf den Rohprotein-Gehalt des Futters in Abhängigkeit von der Narbenzusammensetzung (Kleeanteil), der Düngung und der Schnitthäufigkeit ein. Einige wenige Leitgräser bilden im Wesentlichen die Grasnarbe. Dem Deutschen Weidelgras kommt eine Herausragende Bedeutung zu. Dieser Bestandsbildner bringt die Energie ins Futter. „Der Kleeanteil, insbesondere der Weißklee ist für den Eiweißgehalt des Grobfutters entscheidend“, verdeutlichte der Grünlandexperte.

„Von nichts kommt nichts“, so die einführenden Worte zu notwendigen Düngemaßnahmen. Fisch sprach die Höhe und eine ausgewogene Düngung an. Immer in Abhängigkeit von der Nutzung und vom Standort seien die erforderlichen Mengen an Stickstoff, Phoshor und Kalium den Wiesen und Weiden zuzuführen. Eine ausreichende Kalkversorgung müsse im Mittelpunkt der Düngung stehen. Viele Nährstoffe wirken nur gut, wenn der pH-Wert des Bodens stimme, betonte Fisch.

Grünland, Rinder und Gülle gehören zusammen

Da bei der Rinderhaltung organischer Dünger entsteht widmete sich der Referent diesem Thema besonders. Die Gülle sei kein Abfall sondern wertvoller Dünger, der richtig eingesetzt, den Zukauf von Mineraldünger weitgehend überflüssig mache. Ziel müsse es sein, den in diesem Dünger enthaltenen Stickstoff mit möglichst wenig Verlust in Biomasse umzusetzen. Windstille und leichter Niederschlag bei der Ausbringung, mit optimaler Technik, die die Gülle bodennah zwischen den Gräsern ablegt, sind die wesentlichen Voraussetzungen.

Die Mitglieder des Ausschusses stellten in der Diskussion Fragen zur intensiven und extensiven Grünlandwirtschaft. Auch die Artenvielfalt und Grünland als Lebensgrundlage der Tierwelt bewegte sie. Fisch antwortet hierzu ganz klar: „Voraussetzung für eine wirtschaftliche Milcherzeugung ist ein Energie- und eiweißreiches Grundfutter“. Dies bedeute aber nicht, dass für den Naturschutz keine Grünlandflächen zur Verfügung stehen. In jeder Gemarkung gebe es „Restgrünland“. Werden solche Biotope miteinander vernetzt, so hat die Tierwelt eine entsprechende Lebensgrundlage in der Kulturlandschaft.

Grundfutterleistung von 5 000 l pro Kuh und Jahr

Grünlandpotenziale ausschöpfen: mit diesem Appell begann der Vorsitzende des Fachausschusses Alfons Göbel seinen Vortrag. Zunächst stellte er sich und seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor. Als Landwirtschaftsmeister bewirtschaftet er einen mittleren Futterbaubetrieb auf einem Standort mit rund 750 mm Niederschlag und 7,8° C Durchschnittstemperatur.

Der größte Teil des Futters für seine Milchkühe stamme von 38 ha intensiv bewirtschaftetem Grünland. „Sorgfältige Grünlandpflege mit ausgewogener Düngung, regelmäßiger Nachsaat und frühem Schnitt führen zu einem Grundfutter mit höchsten Werten bei Energie und Eiweiß“, betonte der Meister seines Faches. „In den letzten Jahren waren deshalb Grundfutterleistungen von 5 000 l pro Kuh und Jahr möglich“.

Wie kommt man zu solchen Zahlen? Auf diese Frage wollte Göbel, Antworten liefern. Deshalb schilderte er seine Vorgehensweise im Jahresverlauf.

Bodenuntersuchung auf Kali, Phosphor und pH-Wert

Im Frühjahr steht zunächst die Bodenprobeentnahme und Bodenuntersuchung auf dem Plan. Es wird untersucht nach Kali und Phosphor; auch wird der pH-Wert bestimmt. Darauf aufbauend erfolgt die Düngeplanung. Nach dem Abtrocknen der Grünlandfläche werden 15 m³/ha Gülle ausgebracht. Danach werden die Flächen mit dem Vertikator bearbeitet, der vier Arbeitsgänge in einer Ãœberfahrt erledigt: abschleppen, striegeln, nachsäen und anwalzen. „Mit diesem Arbeitsschritt ist auch eine Nachsaat mit 10 bis 12 kg Grassamen und 2 kg Rotklee verbunden“, erläuterte Göbel. Ergänzend zum organischen Dünger werden zum ersten Schnitt noch 55 bis 60 kg mineralischer Stickstoff ausgebracht.

Je nach Witterung erfolgt Ende April bis Anfang Mai die erste Nutzung. Im Schossen und Rispenschieben wird das Gras in einer Höhe von 7 cm gemäht. Zum einen kommt dann das Futter auf den Stoppeln zum Liegen und die Trocknungsluft kann unter dem Futter hindurch streichen und die Feuchtigkeit mitnehmen. Zum andern könnten der Kreiselzettwender und der -schwader höher eingestellt werden, was zu einer geringeren Verschmutzung der Silage führe. „Dadurch sind die Rohaschegehalte im Futter sehr niedrig“, bemerkte Göbel. Außerdem sorgten die Stoppeln als „Restassimilationsfläche“ dafür, dass der weitere Aufwuchs schneller heranwächst, als bei Tiefschnitt; auch wird die Basis der Wurzeln nicht verletzt.

„Durch den Mähaufbereiter kann das Zetten entfallen. Zusätzlich sorgt dieser dafür, dass innerhalb von 24 Stunden das Futter einen Trockensubstanzgehalt von über 35 Prozent erreicht; dann wird das angewelkte Futter ins Fahrsilo einsiliert.“

Düngen, nachsäen und alle vier bis sechs Wochen mähen

Der zweite Schnitt wird mit 50 kg mineralischem Stickstoff pro Hektar angedüngt. Nach vier Wochen erfolgt die Nutzung. Zum dritten Aufwuchs werden weitere 12 m³/ha Gülle aufs Feld gefahren. Nach dieser Nutzung Ende Juli Anfang August, nach der Sommertrockenheit, werden alle Flächen nochmals mit dem Striegel bearbeitet und mit 8 bis 10 kg/ha einer speziellen Gräsermischung mit Rotklee nachgesät. Die Nachsaaten führen zu einer sehr dichten Grasnarbe mit 8 000 bis 10 000 Trieben pro m². Die weiteren Schnitte folgen dann im Abstand von vier bis sechs Wochen.

Seit 15 Jahren ist der Milchviehbetrieb Göbel Ausbildungsbetrieb. In Zusammenarbeit mit dem DLR in Bitburg ist der Betrieb seit zehn Jahren Schulungsbetrieb für Grünlandwirtschaft.

Tipp der Woche

Futtergetreide analysieren lassen

Damit Schweine gezielt mit Futter versorgt werden können, ist eine Laboruntersuchung des Getreides auf seine wertbestimmenden Inhaltsstoffe notwendig; so können Über – und Unterversorgungen vermieden werden. Gerade dieses Jahr schwanken die Energie-, Rohfaser- und Rohproteingehalte extrem.

Allgemein kann gesagt werden, dass die Roh­proteingehalte unter denen des Vorjahres lie-

gen. Dementsprechend fallen auch die Aminosäurengehalte niedriger aus. Dies muss entsprechend mit mehr Sojaschrot, mehr Ergänzer oder mehr Aminosäuren im Mineralfutter ausgeglichen werden.

Viel Getreide ist auch relativ feucht geerntet und mit Propionsäure konserviert worden. Diese hohen Feuchtegehalte müssen gerade bei der Flüssigfütterung beachtet werden. Zu hohe Wassermengen in der Ration verringern die Nährstoffkonzentration, was zu einer Unterversorgung führen kann, wenn die Futtermenge nicht angepasst wird.

Bei der Rationszusammensetzung ist darauf zu achten, dass genügend Rohfaser enthalten

ist. Denn ein bedarfsgerechter Fasergehalt des Futters hat positive Auswirkungen auf die Verdauung und kann aggressivem Verhalten vorbeugen. Der Rohfasergehalt kann aber nur richtig eingestellt werden, wenn man die Gehalte im Getreide kennt.

Eine Getreideprobe nach der NIRS-Methode kostet bei der LUFA knapp 30 Euro. Bei Ver-

dacht auf Mykotoxine (Zearalenon und DON) sollte man das Futter auch diesbezüglich untersuchen lassen, gerade wenn es um die Sauen- und Ferkelfütterung geht. Ein entsprechender „ELISA-Schnelltest“ kostet ebenfalls knapp 30 Euro je Toxin.

Thomas Fögen

Der Aufwand für intensive Bewirtschaftung rechnet sich

Die zentrale Frage in der Diskussion lautete: Rechnet sich dieser enorme Aufwand überhaupt? Gegenüber „normaler Wirtschaftsweise“ kämen zusätzliche Kosten in Höhe von rund 100 Euro/ha zusammen, rechnete Göbel vor. Diesem zusätzlichen Aufwand stünden aber ein mehr an Energie und Eiweiß von 40 bis 50 Prozent gegenüber.

Im Jahre 2008 hatte der erste Schnitt einen Energiegehalt von 7,28 MJ NEL bei 20,5 Prozent Rohprotein. In diesem Jahr brachte die Untersuchung 6,93 MJ NEL bei 15,5 Prozent Rohprotein. Die niedrigeren Werte im Vergleich zu 2008 sind wetterbedingt zu erklären. Die Zusammenhänge verdeutlichte Göbel anhand einer Grafik, welche die Entwicklung der Werte hin zu tendenziell mehr Energie und Eiweiß in den letzten 20 Jahren aufzeigte.

Im Durchschnitt ernten die Futterbaubetriebe 50 bis 60 dt TM/ha, die 27 000 MJ NEL an Energie bringen; was einem Futterwert von rund 550 Euro entspricht. Im Gegensatz dazu erntet Göbel 100 bis 110 dt TM/ha mit 68 000 MJ NEL Energie. Jeder Hektar Grünland bringt dann 1224 Euro. Mit dieser intensiven und optimierten Grünlandwirtschaft ist auch Verbunden, dass weniger Soja als Eiweißfutter aus Übersee eingeführt werden muss.

„Alleine die Einsparungen für die Pacht liegen beim Vielfachen der 100 Euro Mehrkosten, da ich zur Grundfutterversorgung nur die Hälfte der Fläche brauche“, betonte Göbel abschließend.

 – LW 46/2014