Von Null auf Hundert loslegen

Carsten Detrois kennt viele Betriebe durch Hilfs-Einsätze

„Ich bin Landwirt aus Leidenschaft“, sagt Carsten Detrois im LW-Gespräch. Der gelernte Landwirt und staatlich geprüfte Wirtschafter für Agrarwirtschaft arbeitete schon nach seiner Lehre bei der landwirtschaftlichen Krankenkasse in Speyer als Betriebshelfer. Danach war er einige Jahre als Herdenmanager auf einem Milchviehbetrieb tätig. Seit Februar 2018 ist er bei der Betriebs- und Haushaltshilfe GmbH (BHH) als Betriebshelfer angestellt.

Carsten Detrois ist als Betriebshelfer der Betriebs– und Haushaltshilfe Hessen GmbH zurzeit auf einem Milchviehbetrieb in Alsfeld im Einsatz.

Foto: privat

„Es waren bislang rund 50 Betriebe, auf denen ich als Betriebshelfer gearbeitet habe. Die Einsätze dauerten von drei Tagen bis zu sieben Monaten, je nach der Länge der Krankschreibung des Versicherten“, berichtet Detrois. Als Betriebshelfer komme er viel herum, sehe die verschiedensten Betriebe und werde immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. „Das gefällt mir. Ich mache den Job gerne“, so der 42-Jährige. Seiner Erfahrung nach genießt man als Betriebshelfer einen hohen Status auf den Betrieben. „Man ist dort gerne gesehen, denn jeder ist froh über die Unterstützung“, berichtet er. Zudem werde der Einsatz von der Krankenkasse bezahlt, sodass für die Betriebe keine Kosten anfallen würden.

Tätigkeiten weiterführen

Bei einem Einsatz müsse man von „Null auf Hundert loslegen können. Man verschafft sich schnell einen Überblick und dann macht man. Vielleicht würde der Betriebsleiter das ein oder andere anders erledigen. Aber Abweichungen zu den sonst üblichen Handgriffen auf dem Hof sind in der Situation einfach zweitrangig. Die anfallenden Tätigkeiten müssen weitergeführt werden“, so De­trois.

Zurzeit arbeitet er auf dem Milchviehbetrieb von Familie Steuernagel in Alsfeld-Eudorf. Detrois über die betriebliche Situation: „Die Familie hat vor elf Jahren einen neuen Kuhstall für 350 Milchkühe gebaut. Das Jungvieh wird auf der Althofstelle im Dorf gehalten. Vor gut vier Jahren ist Betriebsleiter Dirk Steuernagel, jetzt 49, an Lungenkrebs erkrankt und kann dadurch bedingt seinen Beruf nicht mehr ausüben. Derzeit sind im Betrieb noch seine Frau und seine Eltern sowie ein Angestellter tätig. Die Kuhzahl wurde auf heute 220 reduziert, um der Arbeit Herr zu werden.“ Für den gesamten Zeitraum der Krankheit wurde keine Betriebshilfe in Anspruch genommen. „Das wäre in dem Maße von der Krankenkasse nicht bewilligt worden. Es wurde sich darauf geeinigt, dass nur bei Arbeitsspitzen ein Betriebshelfer angefordert wird. Die bis jetzt gewährte Betriebshilfe ist nun fast ausgeschöpft. Danach ist Familie Steuernagel auf sich gestellt“, teilt Detrois mit.

Jeder Betrieb ist anders

Der Betriebshelfer hat einen festen 8-Stunden-Tag beziehungsweise eine 40-Stunden-Woche. Wenn es sich einrichten lässt, fährt er abends in sein Zuhause nach Grebenau. Ist der Weg zu weit, wohnt er in der Woche auf dem Hof.

Durch Corona sei etwas Zeit zum Durchschnaufen gewesen, „da viele geplante Operationen verschoben und wir daher nicht so oft angefordert wurden“. Grundsätzlich würde es jedoch zu wenig Betriebs­helfer geben, schätzt Detrois ein. Sobald sich ein Einsatz dem Ende zuneige, werde er schon neu vermittelt. „Auch wenn ich manchmal noch gerne bleiben würde, bin ich immer wieder gespannt und freue mich darauf, wie ich auf dem nächsten Betrieb unterstützen kann“, stellt der langjährige Betriebshelfer fest.

SL – LW 26/2020