Immer öfter Tigerstreifen in den Weinbergen

Ãœberall in den Weinbergen der Pfalz und in Rheinhessen sind in diesem Jahr Esca-kranke Rebstöcke zu beklagen, die durch Rebblätter mit den typischen Tigerstreifen sofort ins Auge fallen. Befallene Stöcke verlieren schlagartig ihr Laub, Triebe und Trauben trocknen ein, sodass Winzer auch vom „plötzlichen Herztod“ sprechen. Verursacht wird das Absterben von mehreren holz­zersetzenden Pilzen – zusammen mit bisher noch unbekannten Faktoren. Hier sind noch viele Fragen offen, deshalb besteht Forschungsbedarf, für den unbedingt Geld bereitge­stellt werden muss. In Zeiten knapper Kassen keine einfache Sache. Esca breitet sich seit vielen Jahren, ausgehend von den südlichen Weinbau treibenden Ländern immer weiter aus und hat dieses Jahr einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel liegt nahe. Die Infektion erfolgt über Schnittwun­den oder andere Verletzungen und hat eine extrem lange Inkuba­tions­zeit von bis zu einem Jahrzehnt.

Befallene Stöcke sind durch die getigerten Blätter im Spätsommer und Herbst gut zu erken­nen. Deshalb ist es sinnvoll, die kranken Stöcke, wenn noch nicht geschehen, jetzt vor dem Laubfall mit Bändern oder Farbsprays zu markieren. Leider ist Esca nicht zu bekämpfen. Die einzige Möglich­keit ist ein radikaler Stammrückschnitt der markier­ten Stöcke zehn Zentimeter über der Verede­lung und das Aufziehen eines neuen Stammes. Um Infektionen zu verhindern, sollte dieser Rückschnitt im Frühjahr durchge­führt werden, wenn die Reben bluten. Das Holz erkrank­ter Stöcke muss aus der Anlage entfernt und verbrannt werden. Große Schnitt­wunden sollten vermieden oder sofort mit einem fungizidhalti­gen Wund­behand­lungsmittel verschlossen werden. Bleibt die Hoffnung, dass sich For­schungsanstalten und Pflanzenschutzunternehmen der Esca-Problematik annehmen.

Bettina Sieé