Wie die Ölfelder der Landwirte ertragreich bleiben

Rapool-Fachtagung „Ertragsperspektiven“ in Gambach

Winterraps hat in vielen Betrieben einen hohen Stellenwert. Auch der Markt für die Ölsaat ist derzeit gut. Für den wirtschaftlichen Anbau unter den neuen gesetzlichen Vorgaben wie die Novelle der Düngeverordnung mit der Vorgabe zur Verringerung der Stickstoffausbringung werden die Herausforderungen aber größer. Das Thema der Stickstoffeffizienz stand im Mittelpunkt der Rapool-Ring-Fachtagung 2017 vorige Woche mit gut 70 Landwirten in Gambach.

Die Referenten, von links: Christoph Szekendy, Rapool-Ring-Fachberater für Hessen; Rainer Kahl, Rapool-Produktmanager; Roland Stamm, Yara-Fachberater Süddeutschland. Sebastian Hötte, Rapool-Produktmanager.

Foto: MOE

Rapool-Fachberater Chris­toph Szekendy, der mit Achim Schneider für die Region Hessen und Rheinland-Pfalz zuständig ist, leitete die Tagung und sagte: „Mit der bevorstehenden Düngeverordnung steht die Bestands­führung beim Raps noch mehr im Fokus.“ Wie kann man die Stickstoffeffizienz von Raps erhöhen, so dass auch mit weniger N noch ein stabiler Ertrag zu erzielen ist?

Damit das gelingen kann, ist ein Bündel an Strategien in der Produktionstechnik nötig, begonnen mit der Wahl der Sorte. „Für eine sichere Ernte braucht man stressstabile Sorten, die mit den von Jahr zu Jahr wechselnden klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen“, sagte Szekendy. Stresssituationen für die Pflanze treten häufiger und auch unterschiedlicher auf.

Moderne Sorten benötigen 4 kg N für 1dt Raps

Um den Sorten Stresstoleranz anzuzüchten, brauchen diese eine große ökologische Streubreite. Die Schwankungsbreite zwischen den Durchschnittserträgen der Jahre lag in den vergangenen 20 Jahren bei etwa 10 bis 15 dt pro ha. Zu mehr Stresstoleranz tragen vor allem gute Startbedingungen für den Raps im Herbst bei, machte er deutlich. Wichtig ist die Jugendentwicklung für eine starke Wurzelbildung der Pflanze, der Rapsertrag werde unterirdisch gemacht, beschrieb Szekendy.

Die Anbaufläche 2016/17 von Winterraps liegt in Deutschland mit circa 1,36 Mio. ha etwa auf dem Niveau des vorangegangenen Jahres von 1,33 Mio. ha. Stabil ist sie ebenfalls in Hessen und Rheinland-Pfalz mit zusammen etwa 130 000 ha, gegenüber circa 122 000 ha im vorangegangen Jahr. Der Rapspreis liegt seit Monaten über dem Doppelten des Weizenpreises, in der EU liegt die Erzeugung unter dem Verbrauch. Szekendy verwies auf eine Studie, die auch weltweit den Raps derzeit als knapp beschreibt. Erstmals liegt der Verbrauch von Rapsschrot über dem des Sojaschrotverbrauches.

Allerdings würden Marktanalysten mit einer steigenden Ernte an Palmöl in den Anbauländern der Südhalbkugel im Frühjahr 2017 rechnen, das mit Rapsöl konkurriert. Damit könne es zweckmäßig sein, bereits jetzt einen Teil der Ernte 2017 vor zu kontrahieren, sagte Szekendy.

Rainer Kahl, Rapool-Produktmanager, sprach über das aktuelle Rapool-Sortenportfolio in Bezug auf eine verbesserte N-Nutzung. 7 kg N/dt waren vor etwa zwei Jahrzehnten erforderlich bei einem Rapsertrag von 27 dt/ha. Heute werden bei einem Ertrag von 30 dt nur noch circa 4 kg N pro dt aufgewendet. Die Stickstoffeffizienz der Sorten ist gestiegen. Ackerbauliche Maßnahmen, die Bodenstruktur zu verbessern, führen ebenfalls zur Erhöhung der N-Effizienz.

Robuste und schnellwüchsige Sorten wie die Neulinge „Bender“ und „Penn“ haben im letzten Jahr die höchsten Erträge auf den 61 Prüfstandorten gebracht bei einem Mehrertrag im Mittel von 2,5 dt gegenüber den anderen Prüfsorten. Bender war im Sommer 2016 auch die Sorte mit dem höchsten Ölertrag je ha, diese sei als einzige vom Bundessortenamt in den Kategorien Kornertrag, Ölgehalt, Gesundheit mit dreimal neun klassifiziert worden. „Durch effizientere Genotypen, also bessere Ge­netik, kommt man auf unter 4 kg N je dt Raps“, ist sein Fazit. Die gesunden Sorten haben eine bessere Phomaresistenz und sind meistens etwas später reif. Grüne Stoppeln heißt für ihn auch, diese Sorten können Mehrertrag leisten. Die Pflanzen sind heute wesentlich robuster und haben dicke Stängel. 25 bis 28 Pflanzen pro Quadratmeter sind aus seiner Sicht optimal, während früher rund 100 dünne Pflanzen auf den Quadratmeter standen.

Mittel- und Südhessen zählen im Gegensatz zu Nordhessen offiziell zu den Trocken- und Frühdruschgebieten. Ein Nachteil für den Anbau ist das für ihn nicht. „Auch bei 400 mm Jahresniederschlag ist es heute möglich, 40 dt pro ha Raps zu ernten“, meinte Kahl.

Roland Stamm (39), gebürtig von einem Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe von Limburg und Yara-Fachberater für Süddeutschland sowie Mitglied des Landesarbeitskreises Düngung, sprach zum Thema „Effiziente Nährstoffversorgung im Winterraps“ und ging auf die vorgesehenen ­Änderungen der neuen Düngeverordnung ein. Yara ist ein norwegischer Düngermittelhersteller mit circa 13 000 Mitarbeitern in 43 Ländern.

Die Düngeverordnung (DüV) schreibt künftig die N-Ausbringungsmenge bei Winterraps auf Basis eines Ertragsniveaus im Mittel von drei Jahren vor. Erhöht sich der Ertrag, beispielsweise um 5 dt/ha, darf die Ausbringungsmenge um 10 kg N/ha erhöht werden. Ist der Ertrag niedriger, wird die erlaubte Ausbringungsmenge gekürzt. Ein extrem schwaches Jahr kann aus dem Mittelwert herausgerechnet werden. Das zweite schwache Jahr kann aber zur Kürzung der zulässigen Düngermenge führen.

Weitere Möglichkeiten, die Effizienz zu verbessern

Um die N-Effizienz zu erhöhen und die Anforderungen der DüV künftig zu erfüllen, sollte für ausreichende N-Aufnahme im Herbst gesorgt werden, rät Stamm. Durch eine gute Vorwinterentwicklung kann man Dünger einsparen und möglicherweise sogar unter der Vorgabe der DüV bleiben, rechnete er vor.

Auch auf Schwefel sowie Mikronährstoffe wie Bor, Mangan oder Molybdän muss geachtet werden. Diese sind zwar nur in g pro ha nötig, aber wenn sie fehlen, führen sie umso stärker zu Ertragsverlust. Es gelte das Liebig-Gesetz, dass der am wenigsten verfügbare Nährstoff den Ertrag bestimmt, so der Diplomagraringenieur aus Gießen.

Sebastian Hötte, Rapool-Produktmanager, ging auf die Bestandsführung im Frühjahr 2017 ein. Im vergangenen Herbst mussten in Hessen rund 2 000 ha wegen eines schlechten Bestandsauflaufes infolge der Trockenheit oder einer Erdflohschädigung umgebrochen werden.

Im Moment stellen sich Landwirte die Frage, ob es schon Auswinterungsschäden gibt. Er ist der Ansicht, dass das nicht der Fall ist, da es in vielen Gebieten Deutschlands eine geschlossene Schneedecke gab. Bei der Entscheidung umzubrechen gelte es abzuwägen, ob mit der Sommerung ein Mehrerlös erzielt werden kann, der einem um mindestens 20 dt/ha höheren Ertrag gegenüber der alten Situation entspricht, damit der neue Bestand die zusätzlichen Kosten amortisiert.

moe – LW 6/2017