Wenn die Pferdeweide zum Auslauf wird

Anhaltende Trockenheit und Hitze beeinflussen die Futterplanung

Was passiert, wenn die Trockenheit länger anhält als manchem Pferdehalter lieb ist? Wer damit gerechnet hat, dass ein Teil der Pferde sich noch bis in den Oktober hinein mehr oder weniger auf der Weide ernährt, dem sei empfohlen, bei anhaltender Trockenheit die Weide- und Futterplanung zu überprüfen. Dr. Hans-Dieter Nebe vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz ist der Frage nachgegangen, was Pferdebetriebe bei anhaltender Hitze und Trockenheit beachten sollten, wenn die Weiden abgegrast sind und überwiegend nur noch als Auslauf dienen.

Pferdeweiden sind durch den geringen Niederschlag und die Hitze derzeit sehr trocken und in einigen Betrieben reicht das Futter langfristig nicht. Die Weide- und Futterplanung sollte entsprechend angepasst werden.Foto: imago/Frank Sorge

Bei Trockenheit und Hitze ist nicht nur der Pflanzenaufwuchs eingeschränkt, sondern auch die intakte Grasnarbe mit ihrer Vielfalt an Gräsern und Kräutern in Gefahr. Nach der Beweidung braucht die Fläche Ruhe zum Regenerieren. Wer genügend Weideflächen hat, konnte die Besatzdichte reduzieren. Als Faustzahl gelten 2 bis 3 Pferde pro Hektar. Doch das hilft wenig, sind erst einmal alle Flächen abgegrast. Bei begrenzter Weidefläche muss alternativ auf der Weide oder im Stall zugefüttert werden. Pferde sind jedoch Gewohnheitstiere und drastische, plötzliche Änderungen können bei empfindlichen Pferden das Kolikrisiko steigern. Man sollte deshalb langsam mit dem Zufüttern beginnen.

Tiere vor Hitze und Mücken schützen

Es empfiehlt sich, während der Hitzeperioden im Hochsommer die Tiere über Nacht oder in den Morgen- und Abendstunden weiden zu lassen. Bei Tagesbeweidung sind Schattenbäume oder Weideunterstände vonnöten. Dabei sollte beachtet werden, dass auch das schwächste Tier in der Gruppe Schutz vor Hitze sowie Fliegen und Mücken benötigt. Eine leichte Fliegendecke ist nicht nur ein effektiver Schutz gegen Insekten, sondern schützt auch vor Sonnenbrand. Schimmel sind hier häufiger betroffen, da ihnen der Schutz der Pigmentierung weitgehend fehlt. Wer eine Koppel mit einer luftigen Anhöhe hat, war gut beraten, die Weideplanung so zu gestalten, dass diese in der Zeit der Mücken zur Verfügung steht. Pferde sind sehr anpassungsfähig, aber schwüle Hitze macht auch ihrem Kreislauf zu schaffen. Eine schlecht durchblutete Schleimhaut, dehydrierte Hautflächen (festgestellt durch den „Hautfaltentest“), ein erhöhter Puls und Kurzatmigkeit sind Anzeichen, die bei der täglichen Kontrolle niemals übersehen werden dürfen. Wenn Pferde schwitzen, benötigen sie den Salzleckstein auf der Weide mehr denn je.

Mindestens 50 Liter Wasser braucht ein ausgewachsenes Pferd täglich. Bei Hitze sollte die Tränke an einem schattigen Platz aufgestellt, häufig kontrolliert und wenn nötig aufgefüllt werden.

Foto: imago images/Frank Sorge

Tränken kontrollieren und häufig nachfüllen

Der Wasserbedarf eines Pferdes ist von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel Größe und Leistung des Pferdes oder dem Feuchtegehalt des nun überwiegend trockenen Futters und natürlich von den Außentemperaturen. Kalkulieren Sie mindestens mit 50 Liter pro Pferd und Tag. Die Wasserversorgung auf der Weide kann durch Tränkefässer aus Zink oder Kunststoff mit Tränkebecken oder einem täglich neu aufgefüllten Bottich sichergestellt werden. Sie sollen möglichst an schattigen Standplätzen aufgestellt und die Wasserfassfüllung mindestens zweimal pro Woche erneuert werden. Pferde bevorzugen keine bestimmte Wassertemperatur – ideal wären im Sommer 10 bis 12 °C. Je höher die Temperatur, desto höher ist jedoch der Bakteriengehalt. Verunreinigungen und schlechter Geschmack können auch die Ursache sein, warum der Wasservorrat nicht aufgebraucht wurde.

Zäune prüfen: Hinter dem Zaun schmeckt das Gras am besten

Je weniger frisches Futter auf der Fläche, desto mehr bewegen sich die Pferde innerhalb der Weidefläche, fressen da zuerst, wo es ihnen gut schmeckt und laufen irgendwann am Zaun auf und ab. Mit zunehmender Futterknappheit dehnen Pferde ihr Fressverhalten auch auf Bereiche aus, die ihnen nicht so gut schmecken. Die Gefahr steigt, dass auch an Giftpflanzen, wie dem Jakobskreuzkraut (siehe auch Artikel dazu auf LW-Website www.lw-heute.de/jakobskreuzkraut-verwechseln), der Herbstzeitlosen (Blütezeit: September-Oktober) oder auch den Hahnenfußgewächsen, geknabbert wird. Futterknappheit stellt besondere Anforderungen an die Zaunqualität. Wohl dem, der rechtzeitig in einen stabilen Außenzaun investiert hat. Dieser soll ausbruchsicher, gut sichtbar und in der Höhe etwa dem Widerristmaß der größten Pferde entsprechen. Im Risikobereich 1 kann die Höhe 20 Prozent geringer sein (WH x 0,8). Pferde und Zäune sind mindestens täglich zu kontrollieren. Die täglichen Kontrollen sollten mit Namen, Datum, Uhrzeit, Umfang und Besonderheiten notiert werden – das klingt lästig, hilft aber im Fall der Fälle als Nachweis der Sorgfaltspflicht. Es gibt 3 Risikobereiche:

  • Risikobereich 1: Weidegebiete an wenig befahrenen Straßen in Hofnähe, die gut kontrollierbar sind.
  • Risikobereich 2: Weidegebiete an mäßig befahrenen Straßen, die nicht unter ständiger Kontrolle sind.
  • Risikobereich 3: Weidegebiete an Autobahnen, Bahnlinien, Flugplätzen oder sonstigen gefährlichen Gebieten sowie grundsätzlich die Haltung von Hengsten.

Um einen zu starken Verbiss der Grasnarbe zu verhindern, sollte rechtzeitig zugefüttert werden. Die Anfütterung muss langsam erfolgen, um Koliken zu vermeiden.

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Futterplanung überarbeiten

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. Dieser Satz gilt auch für Pferdebetriebe. Die Heuernte des ersten Schnittes war in diesem Jahr hinsichtlich der Menge nur in Teilen des LW-Gebietes ausreichend. Wer keinen Puffer in der Futterplanung einkalkuliert hat, wird dies im Frühjahr – wenn alle, die sich verrechnet haben, noch Heu oder Heulage brauchen – teuer bezahlen. Muss zwei Monate mehr zugefüttert werden als eingeplant, dann kommt schon bei einer kleinen Pferdezahl eine stolze Zahl an zusätzlich benötigten Rundballen zusammen! Kalkuliert man mit 6 kg Heu pro Tier und Tag – auch wenn das eine oder andere kleine Pferd etwas weniger zusätzlich braucht – dann sind das in zwei Monaten 360 kg oder etwa ein Rundballen pro Pferd. Heu ist das wichtigste Futter für Pferde. Hier sollte nicht gespart werden – auch nicht bei den Investitionen in eine fachgerechte Lagerung zur Erhaltung einer möglichst guten Qualität. Hat man nicht genügend Fläche zur Winterfutterwerbung, sollte frühzeitig mit einem zuverlässigen Landwirt geplant werden. Man sollte für Zukäufe nicht ständig den Heuanbieter wechseln, wenn das Heu in einem Jahr mal etwas teurer ist als zuvor. Eine frühzeitige, solide Planung mit einem verlässlichen Partner zahlt sich langfristig aus.

Auf die Qualität des Futters achten

Bei Notkäufen im Frühjahr/Frühsommer ist in erster Linie auf die Qualität zu achten. Vor allem die Lagerbedingungen – möglichst trocken, luftig und staubfrei unter Dach – sind zu hinterfragen. Allzu oft sieht man nach der Ernte wie Heu-Rundballen noch wochenlang in die Wiese „einwachsen“. Dringen Schimmelpilze vom Boden oder durch Tau und Regen in den Ballen ein, breitet sich das Pilzmycel im gesamten Heuballen aus. Heu sollte angenehm frisch riechen – ein muffiger Geruch deutet auf Bakterien und Pilze hin, letztere können Giftstoffe bilden und ernähren sich von den Nährstoffen im Heu, die eigentlich das Pferd verdauen sollte. Eine grüne Farbe deutet auf günstige Erntebedingungen und geringe Nährstoffverluste hin. Bei Heulage ist die Folienhülle auf Löcher zu überprüfen, denn Sauerstoff im Ballen führt zum raschen Verderb. Beim Öffnen des Ballens sollte die Struktur des Futters erkennbar sein. Es sollte angenehm säuerlich riechen und keinesfalls stark erwärmt sein. Man sollte rechtzeitig reagieren und die Futterplanung langfristig anlegen. Dies hilft, die Futterrationen über das gesamte Jahr an die Bedürfnisse der Pferde anzupassen, denn das Heu 2016 kann frühestens acht Wochen nach der Ernte verfüttert werden.

 – LW 33/2015