Der Pflug ist tot, er lebe hoch

Die wendende Bodenbearbeitung ist seit Jahrtausenden eine Standardmaßnahme des Ackerbaus. Sie ist immer wieder großen Anpassungen unterworfen worden, denn sie ist von grundsätzlicher Bedeutung für die Unkrautunterdrückung einerseits sowie die Bodenlockerung und -durchmischung andererseits. Außerdem ist sie eine der kraftaufwändigsten Arbeiten in der Landwirtschaft überhaupt, und damit auch kostenintensiv.

Mussten früher große Zugtiere gehalten und versorgt werden, welche die Arbeitsgeräte bewegten, traten mit der Industriali­sierung immer schwerere Landmaschinen an ihre Stelle. Auch diese sind extrem teuer und ihre Entwicklung ist größen- und leistungsmäßig mittlerweile an Grenzen gestoßen.

Eine der Anpassungen, die die Bodenbearbeitung in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, ist die Hinwendung zu nichtwendenden Systemen beziehungsweise zur Bearbeitung ohne Pflug. Der große Vorteil hierbei ist vor

allem der deutlich geringere Kraftaufwand – und damit sind auch geringere Gewichte der Zugmaschinen möglich. Außerdem hat man erkannt, dass es durchaus Vorteile bietet, einen möglichst ungestörten Boden zu bebauen.

Auch der Aspekt der Unkrautunterdrückung rückt bei der Bodenbearbeitung wieder verstärkt in den Fokus. Denn immer eingeschränktere Möglichkeiten der chemischen Unkrautbekämpfung und auch Resistenzprobleme lassen die Betriebsleiter zunehmend wieder zur mechanischen Beikrautregulierung (auch mit dem Pflug) zurückfinden, wie sie im ökologischen Landbau seit jeher betrieben wird. Hier können konventionelle Betriebe auf einen reichen Erfahrungsschatz der Kollegen zurückgreifen – und um die Möglichkeiten chemischer Flankierungsarbeiten erweitern.

Dies zeigt sich aktuell in den zahlreichen Veranstaltungen zur mechanischen Unkrautbekämpfung, die für konventionelle und Bio-Betriebe angeboten werden. Aber auch Untersuchungen der Beratung zum Zusammenspiel von organischer Düngung und verschiedenen Bodenbearbeitungssystemen zeigen, dass die Bodenbearbeitung weiterentwickelt werden wird. Lesen Sie mehr dazu in unserem Schwerpunkt ab Seite 24.

Karsten Becker – LW 26/2018