Ein Pieks für die Gesundheit

Die Viruserkrankung Masern gehört zu den ansteckendsten Krankheiten überhaupt, was im Volksverständnis oft unterschätzt wird. Sie kann ernste Folgen hinterlassen – schwere Durchfälle, Lungen- und Hirnhautentzündungen sowie To­desfälle sind bekannt. Dabei lassen sich klassische „Kinderkrankheiten“ wie Masern, Windpocken und Röteln mit einer Impfung vermeiden. Doch insbesondere die Impflücken bei Masern sind groß: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) haben bis zu sieben Prozent der Schulanfänger hierzulande keinen ausreichenden Masernschutz. Besonders häufig fehlt die zweite entscheidende Masernimpfung, sodass auf Bundesebene die angestrebte Impf­quote von 95 Prozent nicht erreicht wird. Mit dieser Quote könnte die Krankheit eliminiert werden.

Dass Masern sehr gefährlich sind, wird auch durch ihre Meldepflicht belegt. 2018 registrierte das RKI 543 Masernerkrankungen, im laufenden Jahr sind es bereits mehr als 330 Fälle, darunter nicht nur Kinder, sondern fast ebenso viele junge Erwachsene, was auf die Impf­lücke auch in dieser Altersgruppe hinweist. Ob es Verweigerung, Schlamperei oder Angst vor der Impfung ist, bald ist Schluss damit: Der Bundestag hat vergangene Woche das Masernschutzgesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn beschlossen. In Kitas, Schulen, Flüchtlingsunterkünften und für Mitarbeiter im Ge­sundheitswesen gibt es ab dem 1. März 2020 eine Impfpflicht gegen Masern. Eltern, die ihre in Gemeinschaftsein­rich­tun­gen betreuten Kinder nicht impfen lassen, müssen sogar mit einer Geldbuße in Höhe von bis zu 2 500 Euro rechnen. Gut ist ebenfalls, dass es Reihenimpfungen in Schulen geben soll, sodass auch andere Infektionskrankheiten wie Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten besser bekämpft werden können.

Die Impflücken bei den Erwachsenen zu schließen, wird auch mit dem neuen Gesetz nicht einfach sein. Laut einer Studie des Allensbach-Instituts kennen hierzulande nur 64 Prozent der Frauen ihren Impfstatus, bei Männern und älteren Menschen ist es nur jeder Zweite. Mehr Aufklärung und Boni von Krankenkassen sollen hier für Abhilfe sorgen. Um Masern und Co. auszurotten, müssen alle mitwirken – also: Impfpässe prüfen und wenn nötig den Arzt für den wichtigen Pieks aufsuchen!

Stephanie Lehmkühler – LW 47/2019