Der Raps ist etwa zwei Wochen zurück

Preise wegen Knappheit auf Rekordniveau

Der Raps ist eine tragende Säule des hessischen Ackerbaus. Sein Anbau hat vielfältige positive Auswirkungen auf Ökologie und Ökonomie, und er bietet zusätzlich verschiedene Verwertungsmöglichkeiten als Eiweißfutter, Nahrungs- und Industrie-Öl beziehungsweise Kraftstoff. Das hat der Hessische Bauernverband (HBV) anlässlich des Rapsblütenpressegespräches am Montag verdeutlicht.

HBV-Präsident Karsten Schmal, Landwirt Volker Goy und die Hessische Rapsblütenkönigin, Theresa I., in der Wetterau.

Foto: Becker

Zu der mittlerweile traditionellen Veranstaltung hatte der HBV auf den Betrieb von Familie Kopp nach Bad Homburg/Ober-Erlenbach geladen. Neben HBV-Präsident Karsten Schmal informierten der Flächenbewirtschafter des Betriebes Kopp, Volker Goy, die Hessische Rapsblütenkönigin, Theresa Schmidt, und Ernst Winfried Döhne, Vorsitzender der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps, die zahlreichen Pressevertreter über den Rapsanbau in Hessen.

Frostschäden halten sich bisher in Grenzen

Zunächst berichtete Schmal zur aktuellen Anbausituation, dass die Nachtfröste im April das Wachstum der Rapspflanzen und den Beginn der Blüte deutlich verzögert haben. „In den meisten Landesteilen sind wir von der Vollblüte noch weit entfernt. Sie dürfte etwa zwei bis drei Wochen später einsetzen als im letzten Jahr“, so der HBV-Präsident. Frostrisse an den Stängeln seien zwar hier und da aufgetreten, durch die eher trockene Witterung hätten aber kaum Pilzin­fektionen stattgefunden. Einer schnelle Wundheilung habe daher nichts im Wege gestanden. Mögliche Schäden an Knospen und Blütenanlagen könnten aber noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. „Bei uns im Waldeckschen gab es vor Kurzem noch Fröste bis minus sieben Grad“, erläuterte Schmal. Nachdem die Rapsanbaufläche in Hessen zur Ernte 2019 um die Hälfte geschrumpft war, sei sie 2020 wieder auf 45 400 ha angestiegen. „Das ist erfreulich, denn der Raps kommt Verbrauchern, Landwirten und auch den Bienen zu Gute“, so Schmal. Raps habe einen hohen Vorfruchtwert und gelte als Gesundungsfrucht Getreide-Fruchtfolgen. Raps bedecke elf Monate den Boden, das schütze vor Erosionen und N-Verlusten. Und von einem Hektar Raps könnten rund 40 kg Honig gewonnen werden.

Gentechnikfreies, heimisches Eiweißfutter

Bei einem Durchschnittsertrag von rund 4 t/ha könnten die Ölmühlen rund 1 600 l Rapsöl oder Biodiesel und aus dem Pressrückstand 2 400 kg Rapsschrot herstellen. „Rapsschrot ist ein gentechnikfreies Eiweißfutter aus heimischer Erzeugung und ersetzt Soja-Importe aus Südamerika in erheblichem Umfang“, hob Schmal hervor. Somit schütze der Rapsanbau in Deutschland auch das Weltklima, weil Regenwälder erhalten blieben. Zusätzlich sei Rapsspeiseöl in Deutschlands Küchen sehr beliebt. Es habe mit rund 40 Prozent den mit Abstand höchsten Marktanteil.

Deutliche Anstieg bei den Erzeugerpreisen

Sehr erfreulich sei der deutliche Anstieg der Erzeugerpreise. Die starke Nachfrage nach Rapsöl und das weltweit begrenzte Angebot sorgten für einen deutlichen Preisauftrieb. Außerdem habe die Beimischung von Biokraftstoffen zu Dieselkraftstoff mit 2020 einen Höchststand seit Einführung der Quotenregelung 2007 erreicht. So liege der Preis pro Tonne derzeit auf einem Rekordniveau von über 500 Euro. Wie Ernst Winfried Döhne, Vorsitzender der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps (HERA), betonte, konnten die 1 200 Landwirte, die über HERA ihre Rapsernte gemeinsam vermarkten, durch das Poolpreis-System von der aktuell sehr guten Preissituation am Rapsmarkt profitieren. Auf der Anbaufläche der Mitglieder von 8 000 ha seien 2020 rund 32 000 t Raps geerntet worden; das entspreche etwa einem Fünftel der hessischen Rapsernte. „Diese Menge wird zeitlich gesplittet an der Börse vermarktet und dazu direkt vom Landwirt oder über Lagerstandorte in der Region per Lkw zu Ölmühlen in Mannheim, Neuss, Hamm und Salzgitter sowie in den Verladehafen nach Hanau geliefert. Die ganze Herstellungskette vom Anbau auf dem Acker über Erfassung, Transport, Ölmühle und Biodieselherstellung wird von einer Zertifizierungsstelle überprüft und die Nachhaltigkeit bescheinigt“, so Döhne.

Rapsblütenkönigin ist in Sozialen Medien aktiv

Die Hessische Rapsblütenkönigin Theresa I. bedauerte, dass der Dialog mit Verbrauchern, Politik und Landwirten coronabedingt im ersten Jahr ihrer Amtszeit kaum habe stattfinden können. Deshalb nutze sie Soziale Medien wie Facebook und Instagram, um sich mit vielen Akteuren zu vernetzen. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, allgemeine Informationen zu Raps zu geben und auch darauf einzugehen, was unsere heimischen Landwirte bewegt, um so auch ein allgemeines Verständnis bei Verbrauchern für die Landwirtschaft und Politik zu festigen“, betonte Theresa I. Die gelernte Bankkauffrau studiert derzeit Agrarwissenschaften an der Uni Göttingen und stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Frielendorf-Schönborn. Neben einigen Interviews mit Zeitungen und Radiosendern habe sie mit Abstand und Maske regionale Hofläden besucht und auch einen Online-Rapsfeldtag begleitet. In nächster Zeit stehe noch ein Besuch einer Ölmühle auf dem Terminplan und ein Treffen mit einer Herstellerin von Rapskörnerkissen.

Sehr unterschiedliche Bestände in Ober-Erlenbach

Landwirt Volker Goy bewirtschaftet die Flächen der Erbengemeinschaft Kopp bis Betriebsnachfolger Marc Rumrich, Enkel des im letzten Jahr verstorbenen Georg Kopp, den Hof nach seiner Ausbildung übernehmen kann. Der Ackerbauer, mit Betriebsstandort ebenfalls in Ober-Erlenbach, bemerkte zu den Rapsflächen am Betrieb, dass diese sich wegen der kühlen und windigen Witterungen sehr heterogen präsentierten – je nach Exposition. „Das wächst sich aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit der Rapsbestände aber sicher noch aus“, ist er überzeugt. Ein zunehmendes Problem im Raps sei die Rauke, der man zurzeit chemisch kaum beikomme. Hier helfen vor allem gute Startbedingungen für den Raps.

KB – LW 18/2021