Raps ist nachhaltig und vielseitig nutzbar
HBV stellt neue Rapsblütenkönigin Leonie I. vor
Im Rahmen eines Pressegesprächs auf dem Kronenhof in Bad Homburg informierte der Präsident des Hessischen Bauernver- bandes (HBV) Karsten Schmal über die aktuelle Entwicklung, Leistungen und Vorteile des Rapsanbaus in Hessen.

Foto: Becker
Generell habe der Rapsanbau in den letzten Jahren wieder deutlich zugelegt, so Schmal weiter. „Im Spätsommer 2022 wurden in Hessen auf rund 45 400 ha Winterraps ausgesät. Die Rapsanbaufläche ist in Hessen im Vergleich zum Vorjahr etwa gleichgeblieben, deutschlandweit gab es laut der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) einen Zuwachs von rund 7,6 Prozent. Das ist eine tolle Entwicklung, denn der Raps ist eine bedeutende Ölpflanze, die viele Vorteile für Bienen, Verbraucher und Landwirte bietet“, sagte der HBV-Präsident.
Gesundungsfrucht in der Fruchtfolge
Nicht nur als Bienenfutter und Gesundungsfrucht in getreidereichen Fruchtfolgen bringe der Raps viele Vorteile. Gerade die Bedeutung als Blattfrucht in der Fruchtfolge werde bei der Teller-Tank-Diskussion um die Nutzung von Raps als Kraftstoff oft vernachlässigt.
Zusätzlich würden die Nebenprodukte des Raps signifikant zur Verbesserung der Ernährungsversorgung beitragen – Rapsschrot könne beispielsweise als gentechnikfreies Eiweißfuttermittel an Rinder, Schweine und Geflügel verfüttert werden und reduziere so die Abhängigkeit von Futtermittelimporten aus dem Ausland, erklärte der HBV-Präsident.
Verwertung als Treibstoff steht auf der Kippe
Wie vielfältig der heimische Raps ist, zeige seine Nutzung als Biokraftstoff: „Vom Rapsöl wird eine Hälfte als hochwertiges Speiseöl vermarktet, die andere Hälfte in Frankfurt zu Biodiesel verarbeitet und in Tanklagern des Rhein-Main-Gebiets dem Dieselkraftstoff beigemischt“, erklärte Ernst-Winfried Döhne, Vorsitzender der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps (HERA).
Diese Nutzung sei aber durch einen Gesetzesentwurf des Bundesumweltministeriums gefährdet, da dieser ein Verbot des Einsatzes von Anbaubiomasse als Kraftstoff vorsehe. Dabei werde völlig verkannt, dass der Biosprit eine wichtige Brückentechnologie beim Umstieg auf Elektromobilität darstelle und außerdem in einigen Segmenten wie der Landtechnik und bei LKW noch sehr lange benötigt werde.
Döhne habe für das geplante Verbot kein Verständnis, da zum einen die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus verschlechtert würde und zum anderen neue Importabhängigkeiten geschaffen würden – beispielsweise bei Eiweißfuttermitteln. Er forderte: „Diese Gesetzesinitiative muss gestoppt werden.“
Die HERA bündele die Raps-erzeugung von 1 200 hessischen Landwirten und vermarkte die Rapsmenge von über 10 000 ha Anbaufläche. Über Poolpreiskontrakte und weitere Vermarktungsinstrumente biete HERA den Betrieben eine gute Risikostreuung, so Döhne.
Auswirkungen der Wetterextreme
„Der Rapsanbau wird in diesem Jahr bisher von Extremen geprägt; die Aussaat fand aufgrund der Trockenheit erst im September statt und jetzt haben wir eine extreme Feuchte zum Zeitpunkt der Blüte, was auch nicht optimal für den Raps ist“, sagte Stefan Wagner, Betriebsleiter des Kronenhofs und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Hochtaunus. Trotzdem sei er hinsichtlich der diesjährigen Rapsernte zuversichtlich; denn die anfänglich schwachen Bestände hätten durch den milden Winter viel aufholen können und dadurch die schwierigen Aussaatbedingungen kompensiert.
Nässe zur Blüte fördert Pilz-Infektionen
Gerade die aktuell vorherrschende Nässe lasse der sogenannten Blütenbehandlung gegen Sclerotinia besondere Bedeutung zukommen. „Ich spreche in diesem Zusammenhang lieber von einer Abschlussbehandlung, da die Blüten ja nicht Ziel des Fungizid-Einsatzes sind, sondern die Blattachseln weiter unten im Bestand. Die bei uns eingesetzte Dropleg-Technik sorgt dafür, dass im Sinne des Bienenschutzes die Blüten nicht getroffen werden“, stellte Wagner klar.
Wie wichtig eine angepasste Fruchtfolge für den Ackerbau ist, konnte er an folgendem Beispiel festmachen: „Wir hatten letztes Jahr im Flächentausch mit einem Gemüsebetrieb Raps auf einem Schlag angebaut, auf dem noch nie Raps gestanden hatte. Während wir im Durchschnitt 2022 etwa vier Tonnen pro Hektar geerntet haben, waren es auf diesem Standort fast sechs.“
Neue Hessische Rapsblütenkönigin
Leonie Mäser ist die neue Hessische Rapsblütenkönigin, Leonie I. Die 23-Jährige stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb aus Büdingen und hat International Real Estate Management an der Technischen Hochschule Aschaffenburg studiert. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, in den nächsten beiden Jahren die Bedeutsamkeit des Kreuzblütlers zu erläutern, unseren heimischen Rapsanbau zu repräsentieren und ihn dem Verbraucher näherzubrinÂgen.“ Vor allem die vielseitige Nutzung und die regionale Erzeugung wolle sie dabei in den Vordergrund stellen, sagte Leonie I. in ihrer Ansprache.
Als Theresa I. hat Theresa Schmidt trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und ihrem im letzten Jahr dazu gewonnenen Amt als Bundesvorsitzende der Deutschen Landjugend in ihrer Regentschaft mit großem Engagement für den Raps und seine vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten geworben. „Als Hessische Rapsblütenkönigin hatte ich die Chance, mit den Menschen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. So konnte ich Vorurteile aus der Welt schaffen und Verbraucher und Politik deutlich machen, warum der Raps für unsere Regionen so wichtig ist“, berichtete sie von ihren Erfahrungen als Hessische Rapsblütenkönigin.
Für ihren großartigen Einsatz in den vergangenen drei Jahren dankten Karsten Schmal und Ernst Winfried Döhne Theresa I. herzlich und wünschten Leonie I. einen guten und erfolgreichen Start in ihr neues Amt.
HBV, KB – LW 18/2023