Die Reben mögen´s heiß

Trocken-heißes Wetter am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, verspricht dem Volksmund zufolge sieben Wochen lang Hitze. Bei den hohen Temperaturen der letzten Tage entwickelten sich die Trauben in einem atemberaubenden Tempo. Die Beeren sind inzwischen erbsengroß, und in dichtbeerigen Sorten ist bald mit dem Traubenschluss zu rechnen.

Nasskühle Witterung im Mai und Anfang Juni verzögerten das Wachstum der Reben, und die Traubenblüte begann erst Mitte Juni in den frühen Lagen. Erfahrungsgemäß beginnt 100 Tage nach der Blüte die Lese. Demzufolge wäre dieses Jahr mit einem etwas „späteren Herbst“ zu rechnen. Es wird vermutlich Oktober werden, und es gilt, die Trauben möglichst bis zur Lese gesund zu halten.

Der Oidium-Druck ist seit dem Ende der Traubenblüte extrem hoch, was die Winzer an das ausgeprägte Mehltaujahr 2008 denken lässt. Die Trauben sind in einem empfindlichen Stadium, und der Spritzbelag verdünnt sich aufgrund des starken Beerenwachstums recht schnell. Zudem gibt es derzeit einen starken Peronosporabefall. Die Winzer erinnern sich nicht, zu einem so frühen Zeitpunkt des Jahres einen derart starken Besatz mit Öl­flecken gesehen zu haben. Durch tägliche Taunässe sporulieren diese, und Gewitter verschärfen die Situation noch deutlich, denn die jungen Beeren sind noch bis Ende Juli sehr krankheits­anfällig. Dieses Jahr müssen die Winzer dem Pflanzenschutz besondere Aufmerksamkeit schenken und regelmäßig ihre Reben kontrollieren. Auch das Entblättern der Traubenzone hilft, Infektionen zu vermeiden, durch die bessere Durchlüftung.

Derzeit ist der Wasserhaushalt an den meisten Standorten noch ausgeglichen und „oben“ vertragen die Reben die Hitze, sodass einem guten Tropfen auch in diesem Jahr nichts im Wege stehen sollte.

Bettina Siée