Es könnte für alle reichen

In der Zeit der Erntedankfeste warten die Hilfsorganisationen passenderweise mit Zahlen zum Hunger in der Welt auf. Die sind seit Jahren erfreulich: Wie die Welthungerhilfe Anfang der Woche mitteilte, hat sich trotz der auf 7, 2 Milliarden Menschen angestiegenen Weltbevölkerung die Zahl der Hungernden auf 805 Mio. verringert. Im vergangenen Jahr meldete die Welternährungsorganisation FAO noch 842 Mio. Menschen, die hungern.

Derzeit gelten aber immer noch 16 Länder als gravierend oder sehr stark unterversorgt. Die meisten davon sind afrikanische Länder. Noch nicht berücksichtigt bei den Zahlen sind die Menschen, die aufgrund des Krieges und der Vertreibungen in Syrien und Irak Hunger leiden oder leiden werden, weil die Felder in den Krisengebieten nicht bestellt werden.

Kriege, korrupte Regierungen, fehlende Rechtssicherheit bei der Verfügbarkeit von Boden und Kapital sowie mangelnder Zugang zu den Märkten, sei es durch fehlende Infrastruktur oder durch staatliche Regulierungen, sind die Hauptursachen des Hungers. Hinzu kommen in den Entwicklungsländern hohe Verluste nach der Ernte durch Verderb wegen mangelnder Lagermöglichkeiten oder Schädlinge. Gäbe es diese Hindernisse oder Mängel nicht, stünden also genügend Lebensmittel zur Verfügung.

Auf der anderen Seite ist die Zahl der Hungernden auch durch den Anstieg der Produk­tivi­tät in der Landwirtschaft insbesondere durch den Zuchtfortschritt und moderne Produktions­verfahren in den Schwellen- und Entwicklungsländern zurückgegangen.

Dass die Lebensmittelpreise weltweit angestiegen sind, hat sich laut FAO nicht negativ ausgewirkt wie befürchtet oder unterstellt wurde. Im Gegenteil, höhere Preise sind ein Anreiz für alle Bauern, auch in Entwicklungsländern in die Landwirtschaft zu investieren und die Erträge zu steigern. Die ganzen Volkswirtschaften dieser Länder profitieren davon, weil sie ihre Exporterlöse erhöhen. Der oft gescholtene Welthandel und ein weltweites Wachstum gibt diesen Ländern zudem die Chance, an den Märkten teilzunehmen, ihren Wohlstand zu mehren und den Hunger zu verringern.

Cornelius Mohr – LW 42/2014