Mehr (Rücken-) Bewusstsein entwickeln

Aktuelle Präventionskampagne zur Rückengesundheit

Kräftig, beweglich, stark – so sollte ein gesunder Rücken sein. Dank eines optimal aufeinander abgestimmten Zusammenspiels von Wirbeln, Bändern und Muskeln ist er in der Lage, tagtäglich viel zu leisten. Doch was, wenn dieses System aus dem Gleichgewicht gerät? Gerade in der Landwirtschaft gehören schweres Heben und Tragen, lange Arbeitszeiten auf dem Schlepper oder das Arbeiten in Zwangshaltungen zum Arbeitsalltag. Das kann die Gesundheit des Muskel-Skelett-Systems beeinträchtigen. Die Ursachen der Erkrankungen am Bewegungs- und Stützapparat sind vielfältig. Neben einer Überforderung gibt es jedoch auch die Unterforderung durch mangelnde Bewegung, wenn die Rückenmuskulatur nicht mehr genug aktiviert wird. Unspezifische Belastungen wie zum Beispiel Zeitdruck, Stress, innere Anspannung aufgrund hoher Konzentration oder Monotonie können ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen.

Auf dem Dottenfelder Hof in Bad Vilbel gingen Mitarbeiter auf den Boden und trainierten ihre Rückenmuskulatur auf Gymnastikmatten.

Foto: Marion Nesselrath

Drei Jahre lang steht die neue Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ im Fokus. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wirbt gemeinsam mit der Knappschaft, den gewerblichen Berufsgenossenschaften sowie Unfallkassen für die Verringerung der Belastungen für den Rücken bei der Arbeit und in der Freizeit. Die Kampagne will sensibilisieren, Möglichkeiten zur Prävention aufzeigen und zur Umsetzung motivieren. Dass es noch einigen Spielraum für Verbesserungen gibt, zeigen Daten zu den Arbeitsbedingungen in Deutschland. Noch immer bewegt fast jeder Vierte schwere Lasten im Beruf. Jeder Siebte nimmt häufig eine Zwangshaltung bei der Arbeit ein.

Richtiges Maß an Belastung hält Rücken gesund

Der Rücken – könnte er sprechen, würde er sich häufiger in Erinnerung rufen. Leider kann der Rücken nicht sprechen. Dass es ihn gibt, merkt man häufig erst, wenn er weh tut. Nicht immer steckt ein ernsthaftes Problem dahinter, aber ein bestehender Schmerz bewirkt oftmals unbewusst eine Schonhaltung und häufig entstehen dann chronische Schmerzen. „Dauernde Schmerzen sind ein Zeichen dafür, dass man sich körperlich oder seelisch überfordert hat“, so Arbeitsmedizinerin Dr. Gamze Güzel-Freudenstein. „Es wäre wichtig, sich häufiger daran zu erinnern: Das richtige Maß an Belastung hält den Rücken gesund.“

Unternehmer und Mitarbeiter sind gefragt

Viele Ausgleichsübungen für den Rücken können in den Arbeitsalltag integriert werden. Sie werden im Stehen oder Sitzen ausgeführt. Auf dem Bild ist eine Übungseinheit zu sehen, die auf dem Weidenhof der Familie Müller in Wächtersbach stattfand. Dort nahmen Mitarbeiter und der Arbeitskreis Milch MKK das Angebot der Rückenschulung wahr.

Foto: Marion Nesselrath

Die Zahl der Menschen, die Sport treiben, hat zwar zugenommen, aber die Rückengesundheit wird oft vernachlässigt. Arbeitgeber können von Präventivmaßnahmen profitieren, wenn sie Arbeitsplätze zum Beispiel rückengerecht gestalten. Oftmals gehen bessere Arbeitsbedingungen Hand in Hand mit Produktivitäts- und Effizienzgewinn, und mit relativ geringem Aufwand kann eine große Wirkung erzielt werden. Das Wichtigste ist, sich zunächst einen Überblick über die Belastungen im Betrieb zu verschaffen. Als Einstieg kann die Gefährdungsbeurteilung dienen, so können Belastungsschwerpunkte erkannt werden, die – auch gemeinsam mit Mitarbeitern – und gegebenenfalls mit Hilfe von Fachleuten des landwirtschaftlichen Präventionsdienstes angegangen werden sollten.

Ãœbungen und Sport als Ausgleich zur Arbeit

Jeder Rückenbesitzer kann viel durch sein Verhalten am Arbeitsplatz und in der Freizeit für seine Rückengesundheit bewirken. In den Arbeitsalltag integrierte Ausgleichs- und Entspannungsübungen entlasten den Rücken und können ihn kräftigen. Ausgleichssport und gezielte Fitnessprogramme im Betrieb oder in der Freizeit tragen dazu bei, Stress abzubauen, die Muskulatur zu entlasten und im Ergebnis die Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten. Entsprechende Informationen und Angebote können bei der LKK und den gesetzlichen Krankenkassen nachgefragt werden. Wenn alle regelmäßig an den Rücken denken und handeln, profitieren Unternehmer und Mitarbeiter!

Angebote zur Prävention

Veranstaltungen vor Ort

Bei einer Teilnehmerzahl von 15 bis 20 Personen werden Präventionsveranstaltungen „Denk an mich. Dein Rücken“ vor Ort angeboten, in denen Informationen zu mehr Rückenbewusstsein, zum Bau und zur Funktion des Rückens sowie typische Belastungen im Betrieb besprochen werden. Vorschläge zu Verbesserungen der Arbeitsbedingungen durch technische und organisatorische Maßnahmen werden aufgezeigt und Ausgleichsübungen für den Arbeitsalltag geprobt.

Die Veranstaltung dauert circa 2 bis 3 Stunden. Interessierte können sich unter ☎ 06151-702-1208 anmelden.

Marion Nesselrath – LW 42/2013