Ein Satz mit x

Der von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt einberufene Milchgipfel hat keine neuen Vorschläge oder substanziellen Vereinbarungen zwischen den Beteiligten zur Bewältigung der schweren Preiskrise gebracht. Dies wäre sicher zu viel verlangt, obwohl die Erwartungen der unter großem Druck stehenden Erzeuger mit der Ankündigung des Gipfels geschürt wurden.

Die von Schmidt angesprochenen Hilfen von 100 Mio. plus x sind Versprechungen, die erst vom Parlament oder Finanzministerium genehmigt werden müssen. Ein Großteil sind Zuschüsse zur Unfallversicherung, die Erleichterungen bringen können. Der Rest soll in die Finanzierung von Liquiditätshilfe-Darlehen, Bürgschaften oder Steuererleichterungen gehen. Betriebe, die davon profitieren wollen, müssen das Geld also auch irgendwann zurückzahlen beziehungsweise erst einmal verdienen. Bei den derzeitigen Marktaussichten weiß niemand, ob und wann das geschehen kann. Die Summe 100 Mio. plus x ist angesichts der Größenordnung der Krise, die ja zum Teil auch von der Politik verursacht wurde, Stichwort Russland-Embargo, ein Tropfen auf den heißen Stein.

Der Gipfel hat gleichwohl erreicht, dass die Krise einer breiten Öffentlichkeit vermittelt wurde. Positiv ist auch, dass der Lebensmittel­einzelhandel mit am Tisch saß und somit seine Mitverantwortung dokumentierte. Allerdings ist sein Bekenntnis zur regionalen Erzeugung zu wenig. Wichtig wäre ein Signal gewesen, die Niedrigpreispolitik zu beenden. Einig waren sich die Beteiligten in der Analyse, dass zu viel Milch auf dem Markt ist. Sie setzen auf neue Wege der vertraglichen Lieferbeziehungen zwischen Erzeugern und Molkerei, um die Mengen markt- und wertschöpfungsorientiert anzupassen. Für Befürworter einer strikten Mengenreduzierung mag das zu wenig sein. Diese müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass eine Reduzierung auch unter Erzeugern stark umstritten und nicht mehrheitsfähig ist. Zudem müsste sie europa-, wenn nicht weltweit, durchgeführt werden. Der Blick in die Niederlande und Irland mit ihrer stark ausgeweiteten Milchproduktion (seit Ende der Quote plus 11,6 und 18,1 Prozent) zeigt deutlich, wer die hierzulande nicht produzierten Mengen ausgleichen würde.

Cornelius Mohr – LW 21/2016