Sie müssen schmecken!

Testessen zum Öko-Kartoffelsortenversuch 2013

Das Kartoffeltestessen, auch Speisewertprüfung genannt, am 6. November 2013 bildet den Abschluss des Sortenversuchs. Hier wird geschaut, ob sich die ganze Arbeit gelohnt hat; denn die Kartoffel muss beim Verbraucher hinsichtlich ihres Geschmacks und ihrer Verwendungsmöglichkeiten gut ankommen.

Beim Testessen zeigt sich, ob sich all die Mühe im Feld gelohnt hat.

Foto: imago images/Steinach

Die Kartoffeln setzten zwar gut an, konnten sich aber auf Grund der Witterung in der Größe nicht richtig entwickeln. Trotzdem gab es hohe Stärkegehalte, so dass sich auch genügend Aromen ausbilden konnten und die Geschmäcker aller Kartoffelsorten gut bis sehr gut waren.

Phytophthora war dieses Jahr nicht das Hauptthema. Daher konnten die Knollen auch gut ausreifen. Allerdings waren die Kartoffeln bei der Ernte am 22. August etwas nass, so dass sich im Lager, beispielsweise bei der Sorte Allians, Erwinia bildete.

Zwölf Sorten wurden am Versuchsstandort Kleinniedesheim in der Nähe von Worms angebaut und getestet. Drei neue, erstmals angebaute, sechs Sorten im dritten Jahr, eine im zweiten Jahr und zwei Verrechnungssorten waren dabei.

Bei der Speisewertprüfung ist zu beachten, dass nicht mit geschulten Testpersonen gearbeitet wird. Außerdem setzt sich jedes Jahr – bis auf einige Ausnahmen – die Testerkommission aus anderen Menschen zusammen. Allerdings soll ja der Geschmack des Verbrauchers getroffen werden. Über die Jahre hinweg kann man doch einen ganz guten Eindruck der Sorten bekommen.

Bezüglich der Kocheigenschaften waren zwei mehlig kochende, zwei vorwiegend festkochende sowie acht festkochende Sorten im Versuch. Bei der Sortenauswahl wurde vor allem Wert auf früh abreifende Sorten gelegt, die bei den unvermeidlichen Krautfäule-Befällen bereits ausgereift sind.

Neu dabei waren die mehlig kochende Lilly (Firma Solana, Zulassung 2011), die vorwiegend festkochende Soraya (Firma Norika, Zulassung 2008) sowie die festkochende Musica (Firma Meijer, Niederlande, Zulassung 2008) – alles mittelfrühe Sorten. Im zweiten Jahr wurde die Sorte Belmonda (Firma Solana, Zulassung 2010) getestet.

Alle anderen Sorten sind im dritten Jahr dabei: Finessa (Zulassung 2006), Venezia (Zulassung 2009), Mirage (Zulassung 2004), Fidelia (Zulassung 2011) und Anuschka (Zulassung 2004), alle in Deutschland gezüchtet, alle festkochend, bis auf die sehr frühe Biogold (mehligkochend, aus Holland, 2009). Drei Jahre werden die Sorten geprüft, dann werden sie durch neue Sorten ersetzt.

Prüfsorten im Dampfgarer als Pellkartoffeln gegart

Die Kartoffeln wurden im Dampfgarer als Pellkartoffeln gegart, von 16 Personen getestet und nach den Merkmalen Fleischfarbe, Zerkochen, Pellfähigkeit, Konsistenz, Mehligkeit, Struktur, Feuchtigkeit, Geruch und – als wichtigstes Kriterium – Geschmack begutachtet. Die Merkmale Augentiefe sowie Makel an der Knolle werden außer Acht gelassen, da heute alle neuen Sorten auf geringe Augentiefe gezüchtet werden und Knollenmakel bei der Vermarktung von Ökokartoffeln keine große Rolle spielen.

Merkmal „Zerkochen“: da dieses Jahr die Knollen gut ausgereiften und hohe Stärkegehalte haben, war die Schale von einigen Knollen bei allen Sorten leicht, bei den mehligen Biogold und Lilly stärker aufgesprungen.

Merkmal „Pellfähigkeit“: alle Sorten ließen sich sehr gut bis gut pellen.

Merkmal „Struktur“ (=Verteilung der Stärkekörner in der Knolle): bei fast allen Sorten sehr fein bis mittel, das heißt es sind kaum Stärkekörnchen zu erkennen und die gegarte aufgeschnittene Knolle hat eine einheitliche Farbe.

Venezia, Anuschka und Soraya sind die Testsiegerinnen

Die diesjährige Testsiegerin ist die Venezia mit der Note 2,8. Sie zeigte sich sehr festkochend, hat einen leichten Mandelgeschmack und ist vollmundig. Venezia belegte vor zwei Jahren den zweiten Platz, letztes Jahr aber Platz 6. Diese Sorte wurde vom Züchter extra für einen guten Geschmack gezüchtet und sollte weiter beobachten werden.

Die sehr frühe Vorjahressiegerin Anuschka ist eine formschöne, ovale, glattschalige, festkochende Sorte. Sie war sehr aromatisch, hatte einen ganz leicht metallischen Ton; ihr fehlte etwas Fülle. Sie erreichte die Note 3,1.

Die neue Sorte Soraya belegte mit der Note 3,4 den dritten Platz. Sie bestach durch ein cremiges, sämiges Mundgefühl.

Den vierten Platz (Note 3,8) teilen sich Lilly, Belmonda, Allians und Ditta, dicht gefolgt von Fidelia (Note 3,9).

Lilly (mehlig kochend) hatte einen ausgewogenen, ansprechenden Geschmack. Im Abgang war sie allerdings etwas flach. Lilly hatte einen hohen Knollenansatz und litt schon früh unter Krautfäule. Wahrscheinlich war sie nicht voll ausgereift. Laut Firma Solana soll sie besonders für die Direktvermarktung geeignet sein.

Die ertragreiche Belmonda war sehr festkochend, hatte eine leichte Bitternote und einen etwas mineralischen Geschmack. Die Sorte wird zwar als vorwiegend festkochend eingestuft, neigt aber eher zu festkochend.

Allians, die Siegerknolle der letzten Jahre, hatte dieses Jahr Pech mit der Nassfäule Erwinia, die in Folge des nassen Bodens bei der Ernte sich im Lager entwickelte. Empfindliche Nasen rochen an etlichen Knollen den muffig-modrigen Kellerton.

Ditta hatte einen ausgewogenen Geschmack, war etwas süßlich und hatte auch einen leichten Mandelton. Ditta ist nach wie vor eine robuste und beliebte Direktvermarkter-Kartoffel.

Fidelia punktete mit einem sämigen, cremigen Mundgefühl und einem aromatischen Geschmack. Im Ertrag war sie unterdurchschnittlich.

Platz sechs belegte Finessa mit der Note 4,3. Finessa ist laut DLR-Kartoffelexperte Manfred Mohr eigentlich eine „Küstenknolle“ wie auch Linda, das heißt in Küstennähe gedeiht sie besonders gut, hier in Süd-West-Deutschland nicht so. Sie hatte einen leicht metallischen Nachgeschmack. Finessa schnitt in den letzten beiden Jahren geschmacklich besser ab als Fidelia. Anscheinend hat Fidelia geschmacklich eher Probleme mit der Krautfäule.

Platz sieben belegte Biogold mit der Note 5,0. Sie ist eine ausgesprochene mehlige Kartoffel und trotz ihrer hellen Fleischfarbe durchaus für entsprechende Gerichte geeignet. Da sie gegen KKF eine gewisse Resistenz hat, sollte man sie im Auge behalten und einen Testanbau erwägen.

Auf Platz acht kam Musica mit Note 5,3. Musica hatte im Versuch den höchsten Ertrag. Das ist wohl ihr größter Vorzug. Geschmacklich stellte sie sich als leicht süßlich und wässrig dar. Außerdem war sie eisenfleckig. Die Züchterfirma Meijer wirbt mit „Die tiefgelbe festkochende Kartoffel mit hervorragenden Geschmackseigenschaften ist wie Musik in den Ohren der Kartoffelliebhaber.“ Dem konnte sie in diesem Jahr leider gar nicht gerecht werden.

Mirage mit Note 5,4 auf Platz 9 fehlte die Fülle.

Jutta Kling, KÖL – LW 2/2014