Die schwache Ernte 2016 sorgt für hohe N-Gehalte

Nmin-Werte 2017 und Düngeempfehlungen Nord- und Westpfalz

Im Rahmen der Düngeverordnung wurden im Bereich der Nord- und Westpfalz an verschiedenen Standorten insgesamt offiziell 76 Proben gezogen und auf Nitrat-Stickstoff untersucht. Hinzu kommen Proben die von Landwirten auf eigene Kosten untersucht wurden. Die aus den Nmin-Werten abgeleiteten Düngeempfehlungen sind laut Dünge-VO Orientierungswerte. Je nach Entwicklungsstand der Kultur, Sorte, Ackerzahl, Düngungszeitpunkt, der einzelbetrieblichen Ertragserwartung und Qualitätsziel, ist die Düngung entsprechend anzupassen. Die Werte gelten zudem für Jahre mit durchschnittlichen Niederschlagsereignissen.

Die Witterungsereignisse in der letzten Jahreshälfte 2016 haben relativ hohe Nitratwerte in der durchwurzelbaren Schicht hinterlassen.

Foto: landpixel

Bei der Nmin-Beprobung (0 bis 60 cm) Ende Januar wurden im Mittel von 76 Proben 61 kg N/ha gefunden. Beide Bodenschichten (0 bis 30 und 30 bis 60 cm) sind noch überdurchschnittlich mit Stickstoff versorgt. In der für die Startgabe relevanten oberen Bodenschicht wurden um 17 kg N/ha höhere Nitratwerte gefunden als im Mittel der Jahre 2013 bis 2016. Dies sollte bei der Düngeplanung entsprechend berücksichtigt werden. Bei der Interpretation der Werte fällt auf, dass je nach Vorfrucht die Stickstoffgehalte der Böden stark schwanken und auch sehr hoch ausfallen. Hohe Stickstoffgehalte findet man nach Erbsen (n=4: 0-60 = 96 kg N/ha), Silomais (n=7: 0-60 = 85 kg/ha), und Winterraps (n=13: 75 kg N/ha). In erster Linie sind dafür die Allgemein sehr schlechten Erträge vom Vorjahr verantwortlich. Leicht erhöhte Werte findet man auch nach Getreide. Die gefundenen Stickstoffmengen sind um etwa 20 kg N/ha höher als im Mittel der letzten vier Jahre. Die Rapsbestände sind überwiegend schwach entwickelt und haben kaum Stickstoff aufgenommen. Folglich werden auch höhere Stickstoffgehalte in den oberen Bodenschichten (n=10: 0-60 = 35 kg N/ha) gefunden. Langjährig (2013-2016) sind die Werte dagegen deutlich niedriger (n=52: 15 kg N/ha).

Empfehlungen zur Stickstoffdüngung

Da schlagspezifische Nmin-Werte stark vom Mittelwert abweichen können, wäre es ideal wenn repräsentative Proben vom eigenen Betrieb vorliegen. Gerade bei organischer Düngung sind häufig auch jahresbedingte Schwankungen ein Problem. Eine optimale Düngeempfehlung ist nur auf Basis von objektiven Nmin-Werten unter Berücksichtigung der Vorfrucht, Ertragserwartung, langjährig organischer Düngung und Ackerzahl möglich. Die unterschiedlichen Nmin-Werte zu Winterweizen schwanken in Abhängigkeit von der Vorfrucht mehr oder weniger stark. Vor allem nach Silomais, Raps und Erbsen ist die empfohlene N-Düngung 2017 deutlich reduziert. Je nach Nmin-Gehalt der Böden und Ertragserwartung wird eine Andüngung von 30 bis 40 kg N/ha empfohlen. Nach Zuckerrüben liegt die N-Düngeempfehlung sehr nahe am langjährigen Mittel mit einer Startgabe von 65 kg/ha.

Auch bei Triticale, W-Roggen und Wintergerste machen sich die überdurchschnittlichen Nmin-Werte in der Düngempfehlung bemerkbar. Auch hier fällt die erste N-Gabe mit 30 bis 40 kg N/ha relativ niedrig aus. Die vorgenannten Empfehlungen basieren auf einer normalen Bestandsentwicklung. Erfahrungsgemäß sind bei schwachen Beständen Zuschläge von rund 10 kg N/ha einzuplanen. Bei niedrigen Andüngungsempfehlungen und gut entwickelten Beständen macht es Sinn, die erste N-Gabe mit der Zweiten zu kombinieren. Somit lassen sich überzogene Bestände und daraus resultierende pflanzenbauliche Probleme wie etwa ein erhöhtes Krankheits- und Lagerrisiko minimieren. Steht Braugerste nach Zuckerrüben, so liegen die Stickstoffgehalte der Böden um 20 kg niedriger als nach Getreide. Bei einer Ertragserwartung von 70 bis 75 dt/ha ergeben sich somit für bessere Standorte Gaben von 60 bis 65 kg N/ha. In den letzten Jahren wurde mit der obigen Düngeempfehlung vor allem auf besten Standorten das maximale Ertragspotenzial häufig nicht voll ausgeschöpft. Zuschläge von 10 bis 15 kg N/ha sind vor allem für die Betriebe ratsam, die langjährig hohe Qualitäten mit niedrigen Eiweißwerten (9,5 bis 10 Prozent) erzielen. Selbstverständlich muss die Einschätzung des Ertragsniveaus richtig erfolgen, um nicht durch zu hohe N-Gaben die Braugersteneignung zu verpassen.

Empfehlung

Nehmen Sie die beiliegende Tabelle mit den repräsentativen Nmin-Werten und N-Düngeempfehlungen zu Ihren Akten. Nach der Düngeverordnung müssen Sie den Stickstoff-Vorrat bei der Düngung berücksichtigen. Sollten Sie über keine eigenen Untersuchungen (Nmin oder EUF) verfügen, können Sie die Werte repräsentativer Flächen zugrunde legen. Dies haben Sie dokumentiert, wenn Sie die entsprechenden Werte für Ihre Region abheften und mindestens sieben Jahre lang nach Ablauf des Düngejahres aufbewahren.

Nanz

Dabei ist zu beachten, dass Hochertragsstandorte (Lössböden) eher am Ertragsoptimum gefahren werden können als schwächere Standorte. Wurde eine Zwischenfrucht als Greening angebaut, ist auch diese anzurechnen. Gute Zwischenfruchtbestände waren im letzten Herbst eher die Ausnahme. Selten wurden mehr als 50 kg N/ha aufgenommen. Davon sollte etwa die Hälfte, bei den Leguminosen-betonten Mischungen auch 70 Prozent, auf die Folgekultur angerechnet werden. Auf Flächen, die für Zuckerrüben vorgesehen sind, liegen die Nmin-Werte in diesem Jahr relativ hoch. N-Gaben von 150 kg N/ha sind bei einem Ertragsniveau von 800 dt/ha durchaus realistisch. Zu Mais liegen keine Stickstoffuntersuchungen vor. Die Düngeempfehlung zu Mais erfolgt auf der Basis von repräsentativen Vorfrüchten bei mittleren Nmin-Werten. Auch zu Zuckerrüben und Mais sind Zwischenfrüchte entsprechend zu berücksichtigen

Rapsbestände gingen schwach in den Winter

Winterrapsflächen weisen dieses Frühjahr überdurchschnittliche Nmin-Gehalte auf. Da die Bestände deutlich schwächer entwickelt in den Winter gingen, werden im Mittel auch höhere Stickstoffgehalte gefunden. Die Werte korrelieren deutlich mit dem Aufwuchs vor Winter. Auch die besseren Bestände (Bestand im Herbst zu 2/3 geschlossen) haben kaum mehr als 50 bis 60 kg N/ha aufgenommen. Nach der Aufwuchsmethode sind für solche Bestände keine Düngungsabschläge vorgesehen. Düngergaben von 170 kg N/ha sind somit bei einer Ertragserwartung von 40 dt/ha optimal. Je nach Aufwuchs sind Zu- oder Abschläge entsprechend zu berücksichtigen.

Sind die Bestände über das normale Maß entwickelt, ist es ratsam, höhere N-Aufnahmen zu 70 Prozent auf die Frühjahrsdüngung anzurechen. Bei einem vor Winter kräftigen, weitgehend geschlossenen Bestand (N-Aufnahmen von 80 bis 90 kg/ha) führt dies zu Abschlägen von 20 kg N/ha. Bei sehr schwachen Beständen mit vier bis sechs Blättern (weniger als 1/3 Bodenbedeckung) ist mit 20 bis 30 kg N/ha zu kalkulieren, etwa 30 kg weniger als ein normal entwickelter Rapsbestand. Daraus ergeben sich Zuschläge von 20 kg N/ha. Bei sehr schwachen Beständen ist eine Ertragserwartung von 30 dt/ha realistischer. Unter Beachtung der schwachen Bestandsentwicklung (plus 20 kg N/ha) liegt die Düngeempfehlung bei 150 kg N/ha. Bei normal bis gut entwickelten Beständen ist eine Düngung in zwei gleichen Gaben optimal. Bei schwächeren Beständen sollte die Betonung auf der ersten Gabe (2/3) liegen. 100 kg N/ha sollten dabei nicht überschritten werden. Wird schwächer angedüngt oder entspricht das Wachstum nicht den Erwartungen ist darauf zu achten, dass die Anschlussgabe spätestens mit dem Streckungswachstum der Rapspflanze zur Wirkung kommt. Auf eine ausreichende Versorgung mit Schwefel (40 bis 50 kg/ha) in Sulfatform, am besten mit der ersten Gabe, ist zu achten.

Horst Häußler, DLR Westpfalz, Münchweiler/Alsenz – LW 10/2017