Warum Sommerungen anbauen?
Vorabempfehlungen zum Anbau 2016
Sommerungen erleben derzeit einen leichten Aufschwung: Mit Ausnahme von Sommerweizen war 2015 bei allen anderen Sommerfrüchten eine Ausweitung der Anbauflächen festzustellen. Im Zuge des Greening sind derzeit insbesondere die Körnerleguminosen aufgrund ihrer Anrechenbarkeit als ökologische Vorrangflächen (Faktor 0,7) interessant. Zusätzliche Anreize bietet das neue hessische Agrarumweltprogramm HALM über die Förderung „Vielfältiger Kulturen im Ackerbau“.
Eine auf mehreren Standbeinen ruhende, erweiterte Fruchtfolge bietet mehr Sicherheit im Hinblick auf witterungsbedingte Unwägbarkeiten und die Kontrolle von Schaderregern. Boden- und Gewässerschutzvorteile lassen sich realisieren, wenn Sommerungen und Zwischenfrüchte geschickt kombiniert werden. Weitere Vorteile liegen in der betrieblichen Arbeitserledigung.
Aus den genannten Gründen sollten Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen betreffend die Sommerungen nicht bei der vergleichenden Betrachtung einzelner Kulturen enden, sondern auf einer gesamtbetrieblichen beziehungsweise die gesamte Fruchtfolge berücksichtigenden Kalkulation beruhen.
Die Nachfrage bestimmt die Versorgung mit Saatgut
Die Aussaatplanung für das Frühjahr 2016 steht an und damit auch die Frage der Saatgutversorgung. Aktuell sind die Vermehrungsflächen der Sommergetreidearten bundesweit nochmals zurückgegangen, während in Hessen eine leichte Zunahme zu verzeichnen war. Bei den Körnerleguminosen wurde die Vermehrung deutlich ausgedehnt, sodass hier mit einer verbesserten Saatgutversorgung aus dem Inland zu rechnen sein dürfte. Falls die Winterungen von Auswinterungen betroffen sein sollten, sind Engpässe bei der Saatgutversorgung wahrscheinlich. Die Investitionen der Züchter im Hinblick auf die Selektion ertragsstarker und widerstandfähiger neuer Sorten sind abhängig von der Nachfrage nach Z-Saatgut. Nur wenn sich die Praxis zu Sommerungen bekennt, wird auch langfristig ausreichend Saatgut der gewünschten Sorten bereitgestellt werden können.
In den hessischen Sortenversuchen werden durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) die leistungsfähigsten Sorten und Neuzulassungen geprüft, um sie in ihrer Ertragsfähigkeit, den agronomischen Eigenschaften und Qualität des Erntegutes beurteilen zu können. Mehrjährige Ergebnisse bilden die Grundlage für die resultierenden Sortenempfehlungen, denn das Ziel ist es, möglichst gesicherte Erfahrungen an die Anbauer weitergeben zu können. Beim Anbau von EU-Sorten, die nicht in Deutschland mehrortig und mehrjährig geprüft wurden, kann dem Landwirt dazu keine verlässliche Sortenbeurteilung an die Hand gegeben werden.
Anlässlich des diesjährigen Sortengespräches wurden die Versuchsergebnisse zu den einzelnen Kulturen vorgestellt. Diese Daten sind die Basis für die Erarbeitung der gemeinsamen Anbauempfehlungen durch den Fachausschuss Pflanzenproduktion (VO-Firmen, Saatbauverband und LLH) die an dieser Stelle vorab an die Praxis weitergegeben werden (Tabelle). Neben Sorten mit allgemeiner Anbauempfehlung werden zum Teil auch Sorten für den Probeanbau empfohlen. Hierbei handelt es sich um neuere Sorten, die erfolgversprechend erscheinen, von denen bisher aber nur wenige Prüfergebnisse vorliegen. Die detaillierten diesjährigen Versuchsergebnisse zu den einzelnen Kulturen werden in den kommenden Ausgaben des LW kommentiert.
Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirt- schaftszentrum Eichhof – LW 1/2016