Die Sorten sind da, aber wo bleibt der Ertrag?

Der Rapsanbau befindet sich in einer ausgewachsenen Krise: Die Fläche, auf der die Ölfrucht ausgesät wird, ist bundesweit um rund 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen – in Hessen ist der Rückgang sogar noch stärker, in Rheinland-Pfalz etwas moderater ausgefallen. Ursache hierfür sind die seit drei Jahren sinkenden Erträge pro Hektar, und für 2019 sieht es auch nicht rosig aus.

Hauptgrund für die Zurückhaltung der Betriebsleiter bei der Rapsaussaat war zuletzt die Trockenheit im Herbst 2018. Zusätzlich treiben aber auch die seit längerem schwindenden Möglichkeiten bei der Insektenbekämpfung (Verbot von Neonicotinoid-haltigen Beizen und folglich mehr Insektizid-Einsätze) und Krankheiten wie Kohlhernie die Kosten in die Höhe (resistente Sorten sind teuer) – und die Erträge in den Keller. Leider schlägt sich die sinkende Menge kaum in den Preisen nieder, da auf dem Weltmarkt ausreichend Palmöl aus stark subventioniertem Anbau vorhanden ist. Hier muss die Politik den heimischen Landwirten zu Hilfe kommen, um den klimaschädlichen Palmöl-Anbau nicht noch weiter zu forcieren, sondern vielmehr den regionalen Anbau zu fördern.

Die Politik hätte aber ein weiteres Instrument zur Verfügung, um die Rapsöl-Produktion in Deutschland und in der EU nicht weiter auszubremsen: Die Zulassung innovativer Züchtungsmethoden wie CRISPR/Cas. Auch hier haben die einheimischen Erzeuger und Züchter erhebliche Wettbewerbs­nachteile zu verkraften, indem sie auf moderne Sorten, die weniger Pflanzenschutz und Dünger benötigen, verzichten müssen.

Es gibt aber auch pflanzenbauliche Ansätze, die zumindest teilweise Besserung versprechen: Auf der Rapstagung in Berlin wurde unlängst diskutiert, die Kultur in regionalen Fruchtfolgen auf den Flächen zu rotieren, um Schädlingen so die Nahrungsgrundlage zu entziehen und den Befallsdruck deutlich zu senken (s. LW 27, S. 38).

In den Landessortenversuchen ab Seite 10 in dieser Ausgabe kommt zum Ausdruck, dass die Züchterhäuser (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Karsten Becker – LW 30/2019