Mit dem Verhalten von Rindern arbeiten – nicht dagegen

In der Landwirtschaft kommt es immer wieder zu Unfällen, viele davon passieren in der Tierhaltung. Im Umgang beispielsweise mit Rindern waren es in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Jahr 2010 knapp 990 Unfälle, so die aktuellsten Zahlen der hiesigen Land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft.

Das Melken war die unfallträchtigste Arbeit (359 Unfälle). Danach folgten 305 Unfälle beim Pflegen, Behandeln und Besamen von Rindern, gefolgt von 126 im Zusammenhang mit der Weidehaltung, 80 bei Verladearbeiten, 63 bei der Fütterung und 56 bei der Stallreinigung. Ein Teil dieser Unfälle ließe sich sicher vermeiden, wenn der Umgang mit den Tieren in den Praxisbetrieben verbessert würde. Dabei kommt es nicht nur auf die nötige Ruhe und Geduld an, sondern auch darauf, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu stehen oder sich in die richtige Richtung zu bewegen, beispielsweise beim Austreiben einer Kuh aus einer Box. Nutzt man das natürliche Verhalten der Tiere, erreicht man sein Ziel – beispielsweise das Tier auf den Anhänger zu treiben – viel schneller, mit weniger Stress für das Tier und mit geringerer Unfallgefahr. Auch Schutzanlagen wie ein Fangfressgitter und das Enthornen von Rindern verringern die Gefahr für den Menschen. Methoden wie das „Low-Stress-Stockmanship“ vermitteln die notwendigen Kenntnisse, um mit dem Verhalten von Rindern statt dagegen zu arbeiten.

Wissen über verhaltensangepasstes Arbeiten mit Rindern hat beispielsweise kürzlich die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland in einem Seminar vermittelt. Mehr dazu ab Seite 10.

Marion Adams