Zu viel oder zu wenig Biogemüse?

Der Pfälzer Gemüsebautag Ende November läutet für die Anbauer das Ende der Außensaison ein. Es ist die Zeit, um einmal tief durchzuatmen, bevor die Planungen für die kommende Saison beginnen. Dieses Jahr fahren auch viele Gemüseerzeuger in die Städte, um zu demons­trieren. Denn gerade sie spüren die Macht des Lebensmitteleinzelhandels, die Umweltanforderungen der Gesellschaft sowie das Verhalten der Verbraucher am Regal, das im Widerspruch zu deren Willensbekundungen in Umfragen steht.

Beim 38. Pfälzer Gemüsebautag wurde die Frage gestellt, ob Bioanbau ein Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation sein kann. Dass viele Betriebsleiter im ökologischen Anbau noch Zu-kunft sehen, beweist die Tatsache, dass täglich fünf Betriebe in Deutschland auf Bio umstellen. In Rheinland-Pfalz waren es im vergangenen Jahr 58 Betriebe. Im Freiland-Gemüsebau wurden 2018 in Rheinland-Pfalz 1 572 ha ökologisch bewirtschaftet, in Hessen 258 ha. Im Unterglasanbau wurden 2018 gerade 301 ha in ganz Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Mit 68 ha liegen die Tomaten vor Feldsalat und Kopfsalat.

Die unter 40-Jährigen kaufen mehr Bioware ein als die anderen Altersgruppen, was auf weitere Zuwächse hoffen lässt. Und Importe an Biogemüse zeigen, dass noch Potenzial für die heimischen Gemüseanbauer bestünde, wenn Handel und Verbraucher ihrer Verantwortung für die heimische Landwirtschaft nachkommen würden. Denn derzeit sind es vor allem die geringeren Lohn- und Produktionskosten der südeuropäischen Länder, die auch die heimische Bioware verdrängen.

Die Berater für ökologischen Gemüsebau betonen, dass die Zeiten von ungleich reifenden, vergrasten Beständen vorbei sind. Es sei kaum ein Unterschied zu einem konventionell arbeitenden Kollegen auf den Feldern zu sehen. Erste Partnerschaften zwischen Handel und Öko-Erzeugern gibt es, wie etwa Lidl und Bioland. Ob dies eine Partnerschaft auf Augenhöhe bleibt oder auch Bio zur Massenware mit fallenden Preisen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist, die Umstellung der Betriebe lohnt sich nur, wenn die höheren Umweltleistungen honoriert werden.

Elke Setzepfand – LW 50/2019