Die Weichen für die Zukunft Rheinhessens stellen

8. Rheinhessen-Konferenz mit konkreten Aufgaben

Unter dem Motto „Rheinhessen – Weichenstellungen für die Zukunft“ fand am 15. November 2017 die 8. Rheinhessen-Konferenz am DLR RNH in Oppenheim statt. Initiatoren der Veranstaltung waren neben dem DLR, Rheinhessenwein, Rheinhessen Marketing, der Arbeitskreis Rheinhessen Kultur und die Rheinhessen-Touristik. Die Veranstaltung gilt als Austausch- und Informationsplattform aller Aktiven in Deutschlands größtem Weinanbaugebiet.

Rheinhessen ist im Aufbruch, diese Dynamik heißt es für die Landwirtschaft und den Weinbau zu nutzen. Dabei sind Ideen gefragt.

Foto: rhhw

In seiner Begrüßung wünschte sich Landrat im Kreis Alzey-Worms Ernst Walter Görisch neben der Verbesserung der Stadt-Land-Beziehung eine noch engere Verzahnung und Kooperation der lokalen Tourist-Informationen mit der Rheinhessen-Touristik und somit mit der regionalen Tourismusstrategie. „Nutzen Sie die Rheinhessen-Konferenz als Netzwerk“, rief Görisch den Teilnehmern zu.

Zu Beginn der Konferenz forderte Otto Schätzel, leitender Landwirtschaftsdirektor am DLR, die Teilnehmer dazu auf, sich aktiv in die Dachmarkenarbeit einzubringen: „Um Rheinhessen erfolgreich als Marke zu positionieren, benötigen wir das Kommittent aller Akteure – von der Weinwerbung, über die Touristiker und Kulturschaffenden bis hin zur Wirtschaft.“ So gelte es, in Zukunft die Wirtschaft als Partner für ein schlagkräftiges Regionalmanagement zu installieren.

Tourismusstrategie Rheinhessen 2025

Christian Halbig, Geschäftsführer der Rheinhessen Touristik, stellte die Tourismusstrategie Rheinhessen 2025 – Erlebnis.Wein.Kultur.Lanschaft. vor. Dabei stehen die vier Handlungsfelder „touristische Strukturen“, „Angebots- und Infrastrukturentwicklung“, „themenorientiertes Zielgruppenmarketing“ und „Marke, Identität und Regionalität“ im Mittelpunkt. „Die Umsetzung kann nur gemeinsam und mit starken Partnern gelingen“, so Halbig. Bei der Umsetzung stehen der Rheinhessen-Touristik die Landkreise, IHK, Dehoga, das DLR, Rheinhessenwein sowie die Städtegemeinschaft zur Seite. Die Themenauswahl der Tourismusstrategie konzentriert sich auf die potenzialträchtigsten Themen Wein, Wandern, Rad und Kultur.

Derzeit 550 km Radwege in der Region

Karen Jäger, Projektleiterin Rad bei der Rheinhessen-Touristik gab im Anschluss einen Einblick in das Leitprojekt „Neuausrichtung Radtourismus“. Dabei wurde schnell erkennbar, dass das Potenzial im Bereich Rad vorhanden ist – so verfügt Rheinhessen aktuell über 550 km Radwege. Allerdings muss die Qualität durch den Ausbau der Service- und Erlebnis-Infrastruktur, der Stärkung des Profils und der Umsetzung von Qualitätskriterien unbedingt verbessert werden. 2018 wird ein radtouristischer Entwicklungsplan erarbeitet.

Für das Leitthema „Wein & Kulinarik“ zeichnet sich die Gebietsweinwerbung Rheinhessenwein verantwortlich. Sonja Ostermayer zeigte, wie sich Rheinhessen durch kulinarische Veranstaltungsformate als Genussregion positionieren kann. Eine regionale Küche mit Produkten der heimischen Erzeuger gepaart mit Weinen der rheinhessischen Winzer ist das Erfolgsrezept von „Rheinhessen genießen“. Rheinhessenwein setzt dabei auf die Verknüpfung von Wein, Genuss und Erlebnis. Erlebnispotenzial sieht Ostermayer vor allem in der Qualifizierung des Servicepersonals, den Gutsschenken und Straußwirtschaften sowie der Einbindung von Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte und dem Handwerk für gute Lebensmittel.

Sandra Lange, Regionalmanagerin der LAG Rheinhessen stellte in ihrem Beitrag die Prinzipien des europäischen Förderprogramms LEADER zur Entwicklung der ländlichen Räume vor. Aus diesem Förderprogramm sind in den zurückliegenden Jahren schon viele touristische Projekte gefördert worden. Ihr Appell ging vor allem an die privaten Antragsteller, die für die Regionalentwicklung von Bedeutung sind und auch prioritär gefördert werden. Anhand einiger Beispiele erläuterte Sandra Lange, die Vielfalt der Projekte, die bislang gefördert wurden – von Bau- und Infrastrukturprojekten bis hin zum Touristischen Masterplan.

Kooperation als Schlüssel zum Erfolg

In einer bunt besetzten Podiumsdiskussion zeigte die Moderatorin Kathrin Saaler anhand einiger erfolgreicher Best-Practice-Beispiele die Chancen gelungener Kooperationen auf.

Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Nibelungenfestspiel GmbH, betonte die Bedeutung der Kooperation im Bereich des Kultursponsoring, das mehr als 2 Mio. Euro jedes Jahr für die Nibelungenfestspiele einspielen muss. Er betonte den Stellenwert der Dachorganisationen Rheinhessenwein und Rheinhessen-Touristik GmbH, denn dort eröffnen sich für ihn Spielräume für eine abwechslungsreiche und damit auch langfristig interessante Kooperation für Worms, aber auch für Rheinhessen.

August Moderer, Geschäftsführer des mainz plus Citymarketing erläuterte die Erfolge der Mainzer Sommerlichter und die Strahlkraft auf die Gastronomie, die Hotellerie und die Winzer in der Region, die sich als Aussteller in das Veranstaltungskonzept einbuchen können. Chancen für den Brückenschlag in die Region sieht er durchaus, weil er das Potenzial Rheinhessens kennt und schätzt. Dennoch sieht er den Erfolg dafür abhängig vom Reiseverhalten der Gäste.

Volker Gallé rückte „Rheinhessen liest“ als einzige rheinhessenweite Kulturreihe in den Fokus, aus der sowohl die 100 Weingüter als auch die Autoren einen Mehrwert erzielt haben. Mit einem Augenzwinkern ging er auf die Eigensinnigkeit der Akteure ein und belegte damit, dass eine Koordinierungsstelle für die Kultur in Rheinhessen erforderlich ist.

Daniel Schmitt, Projektleiter bei der Rheinhessen-Touristik, zeigte am Beispiel der Hiwweltouren anschaulich das erfolgreiche Miteinander von Haupt- und Ehrenamt, um die Qualität der zertifizierten Hiwweltouren in Rheinhessen nachhaltig sichern zu können. Hier ist das vertrauensvolle Miteinander und die Verlässlichkeit auf die Stärken der Partner der Grundstein für den Erfolg dieser Partnerschaften.

In seinem Schlusswort appellierte Peter E. Eckes, Vorsitzender von Rheinhessen Marketing an alle Akteure, nicht nachzulassen im Engagement für Rheinhessen, dies aber besonnen und koordiniert zu tun.

Sonja Ostermayer – LW 47/2017