Die Weizenernte bleibt hinter den Erwartungen zurück

Ergebnisse der LSV Winterweizen 2020/2021 Hessen

Auch wenn bezogen auf den gesamten europäischen Raum der Sommer 2021 der wärmste seit der Wetteraufzeichnung in 1979 war, war hiervon im nördlicheren Teil Europas vergleichsweise wenig zu spüren. Wie sich diese Witterungsverhältnisse auf die qualitativen und quantitativen Weizenerträge ausgewirkt haben und ob es auch Optimistisches zu berichten gibt, stellen Manuel Fränzke und Cecilia Hüppe vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) bei der Ergebnisvorstellung der hessischen Landessortenversuche (LSV) Winterweizen 2021 dar.

Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen führt jährlich die Landessortenversuche für den Winterweizen an unterschiedlichen Standorten durch.

Foto: Hüppe

Nach wie vor nimmt der Weizenanbau, und hierbei besonders der Anbau des Winterweizens, in Hessen den größten Flächenanteil aller Getreidearten ein. Zum Stand der ersten Erntemeldung im August 2021 des hessischen statistischen Landesamtes beträgt die Anbaufläche in Hessen vorläufig rund 145 000 ha, was mehr als die Hälfte der Gesamtgetreideanbaufläche entspricht. Hat sich die gesamthessische Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr zwar wieder erweitert, zeigt sich bei Betrachtung des Durchschnitts der letzten fünf Jahre jedoch ein Abwärtstrend der gesamten Weizenanbaufläche. Ein Blick in die jährlich veröffentlichten Zahlen der besonderen Ernteermittlung (BEE) ließen bereits Schlimmeres erahnen: für Hessen wurde für das Jahr 2021 im Durchschnitt ein Winterweizenertrag von 71,1 dt/ha prognostiziert.

Über den Jahresverlauf 2021 war die Ertragserwartungen überwiegend vorsichtig-optimistisch, dass das regenreiche Jahr eine Trendwende gegenüber den vorherigen trockenen und teils heißen Jahren bringen würde. Der gesamthessische Durchschnittsertragswert von 78,3 dt/ha im trockenen Vorjahr 2020 lag jedoch deutlich über den diesjährigen Durchschnittsertrag. Auch gegenüber dem fünfjährigen Mittel lag das diesjährige Ernteergebnis unterhalb des Durchschnitts. In Kombination mit der rückläufigen Anbaufläche, ergibt sich folglich auch eine unterdurchschnittliche Erntemenge im Mittel der letzten fünf Jahre.

In Zahlen bedeutet dies, dass in Hessen diesjährig im Vergleich zum Mittel der Jahre 2015 bis 2020 rund 140 000 t weniger Winterweizen geerntet wurden. Das verminderte Ernteergebnis spiegelte sich auch in den Landessortenversuchen wider und wurde bereits bei den vorab veröffentlichten Versuchsergebnissen der frühen Weizensorten deutlich: durchweg lagen die Erträge unterhalb derer von 2019 und 2020.

Erste Probleme schon bei der Aussaat

Die besonderen Witterungsverhältnisse im Anbaujahr 2020/2021 machte es den Weizenpflanzen nicht besonders leicht, ihr genetisch fixiertes Ertragspotenzial auf dem Acker auszuspielen. Die ersten Schwierigkeiten traten bereits bei der Aussaat auf, die durch die anhaltende Trockenheit im Herbst 2020 erschwert wurde. Danach folgte eine vergleichsweise warme Herbst- und Winterperiode, die aber am Februar durch raue Kälteeinbrüche zeitweise unterbrochen wurden. Durch die warme Witterung im Herbst entwickelten sich die Weizenbestände zügig weiter, bestockten regional stark und neigten stellenweise auch zum Überwachsen.

Das Frühjahr, und hier besonders der Mai, versorgte die Pflanzen laut dem Deutsch Wetterdienst (DWD) nur mit einer unterdurchschnittlichen Sonneneinstrahlung, was sich nicht unerheblich auf die Ertragsentwicklung ausgewirkt haben wird. Wiederrum war die ausreichend vorhandene Feuchtigkeit im Boden sehr erfreulich für die Entwicklung der Bestände. Der warme und trockene Juni ließ Erinnerungen an die Vorjahre aufkeimen und vielerorts wurde wieder mit einer langanhaltenden Trockenphase gerechnet.

Regional traten in kurzer Zeit heftige Hitzeereignisse auf, was den Beständen deutliche Probleme während der Kornfüllung bereitet hat. Eine langanhaltende Trockenphase trat jedoch nicht ein. Der restliche Sommer bis zur Ernte zeigte sich fast durchweg verregnet, was regionale das Auftreten von Pflanzenkrankheiten begünstigte und letztendlich die Ernte deutlich erschwerte.

 – LW 38/2021