Schon wieder ein „Ausnahme-Jahr“

Der Trend zeichnet sich deutlich ab: Mit dem Fortschreiten des Klimawandels häufen sich die Wetterextreme. Regelmäßig mit den Veröffentlichungen der Landessortenversuche (LSV) wird eine Bilanz des Anbaujahres gezogen und nun schon seit einigen Jahren immer wieder festgestellt, dass die vergangenen zwölf Monate außergewöhnliche Witterungsverläufe mit sich gebracht haben. So auch in diesem Jahr.
Die extremen Wetterlagen haben für die Auswertungen der Landessortenversuche den Vorteil, dass zu vielen unterschiedlichen Eigenschaften der Prüfkandidaten, wie Standfestigkeit, Trockenheitsresistenz oder Winterhärte, aussagekräftige Ergebnisse vorgelegt werden können.
So gesehen war auch die Sai­son 2009/2010 ein gutes Jahr für die Versuchsauswertungen, wenn auch einige Standorte wegen der Schlechtwetterperiode nicht rechtzeitig geerntet werden konnten. Die relativ guten Ergebnisse der LSV können aber nicht über die teilweise erheblichen Probleme der Praxisbetriebe hinwegtäuschen.
Die Versuchsansteller haben aber auch auf die veränderte Situation reagiert und prüfen beispielsweise beim Winter­weizen ein zusätzliches Sortiment mit früher abreifenden Typen (diese Ausgabe ab Seite 31). Frühe Sorten reagieren weniger empfindlich auf die immer häufigere Trockenheit im Sommer, verlagern die Ernte nach vorne – in möglicherweise trockene Erntezeiten – und entzerren Arbeitsspitzen bei den immer größer werdenden Betrieben.
Die frühen Typen waren also in diesem Jahr im Vorteil, was aber 2011 schon wieder ganz anders aussehen kann. Immerhin bietet die Aufnahme dieser Sorten in die Fruchtfolge auch eine gewisse Risikostreuung.
Eines haben die letzten Jahre jedenfalls gezeigt: Die Ausnahme wird offensichtlich zur Regel. 
Karsten Becker