Die Wiesenkönigin im Garten empfangen

Kräuterkraft im Juli: Mädesüß – eine bewährte Heilpflanze

Wenn die Rose ihren Duft im Garten verteilt, packt uns die Leidenschaft für Rosengewächse. Nun ist es an der Zeit, einen Blick über den Gartenzaun zu werfen und auch der wilden Verwandten der Rose, dem Mädesüß, Beachtung zu schenken. Die schöne „Wiesenkönigin“ ist eine bewährte Heilpflanze und auch zum Kochen wertvoll.

Eine Sommerhochstaude des Mädesüß.

Foto: Wurft

Drüben auf der feuchten Wie-se blickt die Schönheit cremeweiß blühend zu uns herüber. Ihre Blüten thronen, in der typi­schen Hochstaudenflur dieser Jahreszeit, majestätisch über den Wiesengräsern. Man versteht ganz plötzlich, warum sie „Wie-senkönigin“ genannt wird. Aber auch zahlreiche andere Namen werden für sie verwendet. In manchen Gegenden wird sie Spierstaude, Geißleiterle oder Rüsterstaude genannt. Am be-kanntesten ist sie jedoch mit Sicherheit unter dem Namen Mädesüß (Filipendula ulmaria).

Pflanze mit Tradition

Früher wurde die mandelartig duftende, gerbstoffhaltige Pflanze dem Met, einem der ältesten alkoholischen Getränke, als Aromatikum und zur besseren Haltbarmachung zugesetzt. Der Name Mädesüß hat also mit süßem Mädchen nichts zu tun. Eher lässt er sich vom altdeutschen Wort Met ableiten, im Sinne von „Met-Süße“.

Mädesüß hat eine stattliche Größe. Es kann 1,5 bis zwei Meter hoch werden. Die zarte Schönheit dieser Pflanze spielte schon immer eine zentrale Rolle im Kräuterstrauß, der zu Maria Lichtmess gebunden wird. Je nach Gegend blüht sie von Juni bis August. Bereits Königin Elisabeth I. von England soll die „Königin der Wiese“ wegen ihres süß herben Duftes zum Aromatisieren ihrer Zimmer, wohl aber auch wegen ihrer antiseptischen Wirkung bevorzugt haben.

Pflanzliches Schmerzmittel

Spätestens hier geht der Blick über die Schönheit der Pflanze hinaus. Eine Heilpflanze präsentiert uns ihre interessante Geschichte. Mädesüß gilt, neben der Weidenrinde, als pflanzliches Aspirin. In der Volksheilkunde nimmt sie deshalb ihren Platz bei Erkältungskrankheiten, Blasenbeschwerden, Kopfschmerzen und rheumatischen Beschwerden ein. Verwendet werden die ris-penartigen Mädesüß-Blütenstände und die wechselständig angeordneten, gefiederten Mädesüßblätter mit ihren für Rosengewächse typischen Nebenblättern. Hier werden Zubereitungen in Form von Tee oder Tinktur empfohlen, um die Wirkung der ätherischen Öle mit der Hauptkomponente Salicylaldehyd zu entfalten.

Mädesüß im Garten ansiedeln

Den spiralförmigen Nussfrüchten verdankt die Pflanze den Namen Spierstaude.

Foto: Wurft

Bei einem besonders genauen Blick zur Samenreife wird ein anderer Name des Mädesüß, „Spierstaude“, schnell verständlich. Der Name ist abgeleitet vom lateinischen Namen spira = Spirale. Dafür verantwortlich sind die spiralförmigen, bis zu drei Millimeter großen sogenannten Nussfrüchte.

Will man der Wiesenkönigin erlauben, sich im Garten anzu-siedeln, genügen ein paar Samen, die man im Spätsommer von der Pflanze abstreift und in den Randzonen einer Wasserfläche oder auf einer feuchteren Wiese verteilt.

Oder man macht sich auf den Weg, um einige Pflanzen in einer Gärtnerei zu kaufen, die sich auf Wildpflanzen spezialisiert hat. Insekten, Faltern und verschiedensten Vogelarten wird dies gefallen. Für sie ist der neue Gartenbewohner eine wichtige Nahrungspflanze.

Jetzt rückt ein weiterer besonderer Aspekt ins Bewusstsein: Mit dem Einzug der Wiesenkönigin in unseren Garten ist der Schritt zum kulinarischen Genuss nicht mehr weit. Das Ausprobieren kann beginnen. Viel Spaß! Monika Wurft

Zwei Rezepte mit Mädesüß

Mädesüß-Sahne:
5 bis 6 Blütenstände vom Mädesüß, 200 ml Sahne,1 bis 2 TL Honig oder etwas Zucker. Die Blütenstände 15 Minuten auf einem Tuch ausbreiten, damit sich alle Insekten entfernen können. Danach die Blüten in der Sahne aufkochen, abkühlen lassen und durch ein Sieb gießen. Diese Sahne für mehrere Stunden im Kühlschrank kalt stellen und dann in einer gekühlten Schüssel steif schlagen. Mit Honig oder etwas Zucker süßen und zu Eis, Kuchen oder Obstsalat servieren. Guten Appetit!

Sommerduft-Blütentrunk:
Verschiedene Blüten, gemischt oder einzeln, von Mädesüß, Rose, Wiesenklee bis zum Schwarzen Holunder, werden in einem mit Wasser gefüllten Glaskrug einige Stunden stehen gelassen, eventuell auch in der Sonne. Danach siebt man die Blüten ab und verfeinert das Getränk mit etwas Zitronensaft und Rosensirup, ganz nach dem persönlichen Geschmack. Zum Dekorieren einige frische Blüten ins Glas geben und genießen!