Die Wintergerste hat vorgelegt

Die ersten Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) kommen wie immer von der Wintergerste, und die lassen nach all den Hiobsbotschaften über trockenheitsbedingte Ernteeinbußen doch ein bisschen hoffen. Denn sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Hessen sind die Erträge wider Erwarten gut bis sehr gut ausgefallen – zumindest in den amtlichen Sortenversuchen.

Offensichtlich ist die Wintergerste, die als erstes Getreide reift und somit am wenigsten unter sommerlicher Hitze und Dürre zu leiden hat, unter den diesjährigen Witterungsbedingungen gut zurechtgekommen. Viele Betriebsleiter haben auf diese Veränderungen bereits reagiert, denn die Anbaufläche von Wintergerste steigt seit Jahren kontinuierlich an.

Aber zum Jubeln ist es noch zu früh: Im südlichen Rheinland-Pfalz, wo die Getreideernte nahezu abgeschlossen ist, zeigt sich bei der Wintergerste zwar ein ähnliches Ergebnis – und auch der Raps hat relativ gut gedroschen – aber beim Weizen und vor allem auf leichten Böden wurden deutliche Mindererträge von bis zu 30 Prozent eingefahren. Aus dem Osten Deutschlands wird andererseits auch noch beim Weizen von einer durchschnittlichen Ernte berichtet. Auch 2015 zeigt sich wieder, dass man die Bestände erst nach dem Dreschen abschließend beurteilen sollte.

Die immer noch anhaltende Hitze und weitgehende Trockenheit hilft zwar bei der laufenden Ernte, wird aber immer mehr zum Problem bei Rüben, Kartoffeln und im Mais. Letzteres ist wegen der schon mageren Futterernte im Grünland wahrlich keine gute Nachricht.

Die Landessortenversuche zur Wintergerste in dieser Ausgabe bilden den Auftakt zur Veröffentlichung der LSV zu allen weiteren relevanten Feldfrüchten, die in den nächsten Wochen folgen werden. Dieses Anbau- beziehungsweise Versuchsjahr war jedenfalls dazu geeignet, vorhandene Sortenunterschiede in der Trockenheitstoleranz deutlich herauszustellen, um diese dann in die Sortenwahl zur Herbstaussaat einfließen zu lassen. Die LSV zu Wintergerste finden Sie in diesem Heft ab Seite 24.

Karsten Becker – LW 33/2015