„Es zählen die kleinen Dinge“

Gießener Rindergesundheitstag zum Thema Controlling

„Was man von den Amerikanern lernen kann, ist eine hohe Konsistenz in der Beratung und der Kommunikation,“ so Peter Zieger vom Innovationsteam Hessen in seiner Einleitung zum 36. Gießener Rindergesundheitstag am vergangenen Wochenende in Gießen. Dr. King Hickman von GPS Dairy Consulting schilderte die Grundsätze dieser weltweit tätigen Beratungsgesellschaft aus Minnesota. Das Kürzel GPS steht für Growth, Profit, Success. Über diesen und weitere Vorträge auf dem Rindergesundheitstag berichtet im Folgenden der Agrarjournalist Michael Schlag.

Proaktiv statt erst reaktiv zu handeln ist das Motto des amerikanischen Beraters Dr. King Hickman von GPS Dairy Consulting.

Foto: Schlag

Was machen erfolgreiche Betriebe richtig? „Sie handeln immer konsequent in allen Bereichen; Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr,“ sagt Hickman. Dabei geht es um jedes Detail, nichts ist ohne Bedeutung. Hickman nennt als oberste Priorität: nur bestes Grundfutter. Vom Schnittzeitpunkt bis zum Festfahren der Silage unterliegt der Vorgang einem peinlich genauen Monitoring der Berater. Das Erntegut wird schon bei laufender Ernte daraufhin untersucht, wie gut der Corncracker die Maiskörner vermahlen hat, im Hinblick auf die spätere Futterqualität für die hoch leistenden Kühe. Warte man damit bis zum Abschluss der Ernte, sei es für Optimierungen zu spät. Entscheidend ist der Kernel Processing Score (KPS). Dieser Wert wird innerhalb eines Tages im Labor analysiert und „wenn große Betriebe acht oder neun Tage Mais ernten, kann man noch in der laufenden Ernte die Ergebnisse verwenden“.

Zwei- bis dreimal pro Woche Trockenmasse der Silage messen

Auch später gilt: Alles messen, regelmäßig Daten erheben. Zwei- bis dreimal pro Woche wird die Trockenmasse der Silage festgestellt, auf Großbetrieben wird mindestens zwei Mal im Monat eine Komplettanalyse des Futters gemacht. Was das Publikum auf dem Rindergesundheitstag in Gießen etwas erstaunte: „Warum so häufige Untersuchungen, erwartet man überhaupt Unterschiede von Woche zu Woche?“ Hickman machte das Prinzip deutlich: „Es kann wochenlang konstant sein, aber plötzlich ändert sich etwas“ – sei es, dass das Häckselgut eines anderen Feldes zum Anschnitt kommt, sei es ein anderer Erntetag. Ohne die feste Untersuchungsroutine würde die Änderung der Futterqualität zu spät auffallen.

Es geht immer darum: „proaktiv handeln, nicht erst reaktiv.“ Und dann mit konsequentem Einschreiten: „Wir haben null Toleranz bei Hefen und Verschmutzungen,“ sagt Hickman, und wenn ein Mangel festgestellt wird, heißt das: „Großflächig abtragen und nicht verfüttern.“ Immer geht es um Konsequenz, die keine Ausnahmen zulässt. Die Fütterung sollte jeden Tag um dieselbe Zeit stattfinden, sagt King Hickman: „Wenn um 9 Uhr Fütterungszeit ist, heißt das maximal plus/minus 20 Minuten, also zwischen 8.40 Uhr und 9.20 Uhr.“

Michael Schlag – LW 49/2018