10 Jahre Praktikantenaustausch

RBV weitet Projekt auf Gastronomiebetriebe aus

Zum zehnten Mal waren Praktikanten des Technikums aus dem polni­schen NamysłÃ³w bei Betrieben in Starkenburg. Dieses Mal waren es 28 Schüler. Erstmals hospitierte eine Auszubildende in der Schöfferstadt.

Der RBV organisiert Praktika für landwirtschaftliche Schüler aus Polen. Seit 2015 auch Praktika für hauswirtschaftliche Auszubilden­de. Karina Zoliedziewska beschrieb ihre Motivation für dieses Auslandspraktikum.

Foto: Hans-Josef Becker

„Dziekuje“ ist auf dem gestalteten Bierdeckel ebenso zu lesen wie „Merci“, „Thank you“ und „Grazie“. Dieses polnisch-sprachige Element wird derzeit noch durch Karina Zołiedziewska aus Zawidowice verstärkt. Die Achtzehnjährige absolviert bei Hans Andres ein Praktikum und wird in NamysłÃ³w (Namslau) zur Hotelfachkraft ausgebildet. Nach Deutschland ist sie im Zuge eines Austausches gekommen. Seit zehn Jahren besteht diese Kooperation zwischen dem in der Woiwodschaft Oppeln gelegenen Technikum und dem Regionalbauernverband Starkenburg (RBV).

RBV fördert Programm, das über Erasmus finanziert wird

Siebenmal waren Landwirtschaftsschüler zu Gast, nun zum dritten Mal auch Auszubildende des Zweiges für Ernährung und gastronomische Dienstleistungen. Karina ist eine der insgesamt 22 Praktikanten, die in Starkenburg beschäftigt sind. Im Kreis Groß-Gerau wurden weitere Praktikantinnen vermittelt, wie Peter Gheorgean sagt. Der Geschäftsführer des RBV hat mit dem früheren landwirtschaftlichen Berater im Odenwald, Manfred Fiedler, den Praktikantenaustausch ins Leben gerufen. Mittlerweile ist das vom RBV geförderte Projekt auf Betriebe außerhalb der Landwirtschaft erweitert worden. So gewann Gheorgean in Zusammenarbeit mit dem Hotel- und Gaststättenverband mittlerweile auch Hotels in der Region für die Teilnehme am Programm, welches durch „Erasmus Plus“ finanziert wird.

Es existiert bereits seit 26 Jahren auch ein Austausch mit der Universität Ermland-Masuren in Olsztyn (Allenstein). Etliche Studenten und Schüler, die am Austausch teilgenommen haben, arbeiten inzwischen in Deutschland. Hans Andres stellte seinen Betrieb gerne zur Verfügung: „So etwas kann man doch nur unterstützen.“ Der Schwerpunkt im Jahr 2015 umfasst die hauswirtschaftliche Abteilung mit allen Facetten der ökotrophologischen Ausbildung. Zusätzlich werden die Schülerinnen im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitshygiene auf den aktuellen Stand der deutschen und europäischen Richtlinien geschult. Begleitet werden sie von Roman Baran und Iwona Olschok. Die Lehrkräfte besuchen die Gastbetriebe, tauschen sich mit den In­habern über die Einsatzmöglichkeiten der Praktikanten aus und dokumentieren die Entwicklung der Schüler. Ein wenig Deutsch spricht Karina Zołiedziewska bereits, hat sie doch in der Schule auch das Fach belegt: Sie ist nicht beim „Gumorsche“ für „Guten Morgen“ oder etwa dem breiten „sch“ beim Endungsch stehen geblieben. Die Gäste seien sehr nett zu ihr, meinte Karina. Sie berichtet aus der Praxis, wie beispielsweise von einer nicht verstandenen Bestellung. Der Gast habe darauf nach ihrer Herkunft gefragt und gesagt „Willkommen in Deutschland“ und eben noch einmal bestellt. Für das Auslandspraktikum der Polin waren drei Gründe ausschlaggebend: Sprachkenntnisse verbessern, international Menschen kennenlernen, Anstellungschancen verbessern. Dafür tut sie, was in einem Gastronomiebetrieb anfällt: Tische eindecken, Bestellungen aufnehmen, Getränke und Speisen bringen, Küchendienst, Pflege der Gästezimmer.

Nebenbei gibt sie deutschen Mitarbeitern Nachhilfe in Polnisch. Die haben so ihre Schwierigkeiten mit der Ausspra­che von sztuece (Schtutschze, Besteck). Deutschland als Gastland hat Karina Zołiedziewska gewählt, weil sie bereits früher während der Schulferien hier gearbeitet hat. Unterschiede zu Polen? In Deutschland ist die Butter erheblich billiger, in Polen die Wurst- und Fleischwaren besser. Wiewohl auch Nahrung Teil kultureller Identität ist, sind die polnischen Gäste damit alleine nicht zufrieden. Zum Besuch gehören auch Ausflüge nach Speyer, Weinheim, Kloster Lorsch, Michelstadt oder auch Miltenberg und Wertheim. In Darmstadt gab es eine Stadtführung. Höhepunkt war dort der Besuch des Deutschen Poleninstitutes.

Im Herbst 2016 führt der RBV eine Fahrt nach „Schlesien“ aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Austausches durch. Die Teilnehmerzahl ist auf 16 Personen. Interessierte können sich schon jetzt beim RBV anmelden unter  06155/3494.

RBV/Stb – LW 47/2015